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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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verkraftet als seine Heimlichtuerei. Sie lenkte ihren Blick auf Williams harte blaue Augen. Er wartete gespannt auf ihre Antwort.
    » Ja.«
    » Hast du einen gültigen Pass?«
    Sie nickte. » Aber kein Geld.«
    » Keine Sorge, das geht auf mein Spesenkonto bei Weston’s.«
    » Wohin wollen wir?«
    » Nach Italien. Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, um für Otto eine Hundepension zu finden. Pack ein paar Sachen ein, und schließ alles gut ab.«
    » Italien?« Sie war sekundenlang sprachlos. » Grundgütiger, was will er denn da? Mit den Signoritas flirten und Trüffelrisotto schlemmen, während ich hier die Stellung halte? Wenn wir ihn finden, bring ich ihn um, langsam und qualvoll. Das wird mir ein Vergnügen sein.« Sie sprang auf und stampfte mit dem Fuß auf.
    » Lily, ich weiß, dass er dort ist– aber vielleicht gegen seinen Willen.«
    » Wieso?«, rief sie. » Wer halst sich schon freiwillig einen verlogenen, abtrünnigen Idioten wie Robbie auf? Um Himmels willen, William, ich bin keine Detektivin und weiß trotzdem, dass er wertlos ist für die Typen, die dieses Buch zurückhaben wollen. Er war bloß ein naiver Käufer am Ende einer langen Kette. Wenn du mir sagst, seine Leiche wurde unten im Hafenbecken angeschwemmt und alle inneren Organe fehlten, würde ich denken, ja, das macht Sinn– aber dass er in irgendeiner italienischen Nobelvilla Campari-Soda schlürfen und darauf warten soll, dass ihm irgendein Mafiaboss Pasta kocht? Das raff ich so ohne Weiteres nicht. Da wäre er mir echt eine Erklärung schuldig.«
    » Worauf spielte Esther damals eigentlich an?«, fragte William spontan. » Du bist mir ebenfalls eine Erklärung schuldig, wenn ich dich mitnehmen soll.«
    Lily funkelte ihn an und schmollte. Okay, seufzte sie dann, besser, er erfährt es von mir als von jemand anderem. Sie setzte sich, stützte den Kopf in die Hände und überlegte, wo sie anfangen sollte.
    » Es ist ganz einfach. Nein, es ist nicht einfach, aber ich pack das schon. Robbie und ich waren ein Jahr zusammen, als bei meiner Mutter Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Vier Monate nach der Diagnose war sie tot. Die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen. Sie brauchte eine Schmerztherapie, weil sie es vor Schmerzen kaum aushielt. Sie weigerte sich hartnäckig, ins Krankenhaus zu gehen; sie wollte zu Hause sterben, wo sie in ihren Garten schauen konnte. Folglich stellte ich eine Krankenschwester ein. Die Schwester und ich kümmerten uns um sie, bis sie starb. Poppy hatte kurz vorher ein Baby bekommen und war selbst nicht fit, sie konnte Mutter lediglich besuchen.«
    William hing an ihren Lippen.
    » Es war eine verdammt harte Zeit, das kannst du dir sicher vorstellen. Robbie und ich… wir hatten beide mit dem Stress zu kämpfen. Mum brauchte sehr viel Morphium.« Sie schlug die Augen nieder. » Und ich nahm auch jede Menge von dem Zeug.«
    Seine Miene blieb unbewegt.
    Lily seufzte und strich ein Blatt Papier glatt.
    » Eine Dosis für sie, eine für mich, eine für sie und so weiter. Sie wusste, was mit mir los war, schließlich war sie Ärztin, aber sie war bereits zu geschwächt, um mich zur Rede zu stellen. Nach ihrem Tod fiel ich in ein tiefes schwarzes Loch. Und Robbie…«
    » Was war mit Robbie?«
    Draußen wurde es bereits dunkel, das Geräusch raschelnden Laubs, das der Wind durch die Straße trug, erfüllte den Laden.
    » Robbie riss sich ein Bein für mich aus. Er hätte mich an meiner Sucht krepieren lassen können, aber er versuchte alles, um mir zu helfen, diesem Teufelskreis zu entfliehen. Ich war das, was man eine funktionale Abhängige nennt– ich musste das Zeug haben, immer mehr davon, bis ich eine Überdosis nahm und mir der Magen ausgepumpt wurde, sogar mehrfach. Ich hab ihm das Leben zur Hölle gemacht, aber er hielt zu mir, hielt mich am Leben. Er kompensierte seinen Frust, indem er mit anderen Frauen vögelte. Sollte ich ihm deswegen böse sein? Ich lag die meiste Zeit apathisch auf dem Bett, im Morphiumrausch. Er rettete mir das Leben, er war alles, was ich hatte, und wenn er Sex mit irgendeiner aufgekratzten, unbekümmerten jungen Frau hatte, konnte ich ihm das weiß Gott nicht verübeln.«
    William starrte auf seine Hände, seine Miene wusste Lily nicht recht zu deuten– eine Mischung aus Verärgerung und Bestürzung.
    » Du findest das bestimmt widerwärtig, nicht? Oder bist du als Detektiv, der so ziemlich alles gesehen und gehört hat, in solchen Dingen abgeklärter? Robbie war es jedenfalls nicht. Ehrlich

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