Lass es endlich Liebe sein
ihre Brust. „Das haut mich völlig um, weißt du?“
„Gut. Genau das habe ich bezwecken wollen. Und jetzt komm mit mir ins Haus, damit du den Rest auch noch siehst.“
Mit vor Aufregung heftig schlagendem Herzen betrat Sarah den großen Wohnbereich ihres Traumferienhauses. Mit den Fingerspitzen strich sie über das raue Holz, während sie den Blick über das Esszimmer und die Küche mit dem größten Kamin schweifen ließ, den sie jemals gesehen hatte. Die Decke erstreckte sich über das zweite Stockwerk, und hinter dem Geländer sah sie einen langen Flur mit zahlreichen Türen – sie schätzte, dass es wenigstens vier Schlafzimmer dort oben gab. Sah man einmal von einem Tisch mit einem Computer darauf sowie einem großen Sessel ab, der neben dem Kamin stand, so war das Haus leer.
Erstaunt drehte sie sich zu Rafe um. „Warum hast du dein Ferienhaus denn gar nicht weiter eingerichtet?“
„Was schlägst du vor?“ Abwartend lehnte er sich gegen den Kaminsims.
„Zwei Ledersofas in Übergröße und Schaukelstühle aus Holz. Viele Sitzgelegenheiten auf jeden Fall und überall Wohndecken. Vielleicht auch ein Wandteppich.“ Ihre Fantasie schien Purzelbäume zu schlagen angesichts der Möglichkeiten, und dabei war sie gerade beim ersten Zimmer. „Aber du brauchst meinen Rat doch gar nicht – du kannst dir die besten Innenarchitekten leisten.“
„Und was, wenn ich will, dass du die Räume einrichtest?“
„Ich bezweifle, dass wir das in ein paar Tagen schaffen“, gab sie zurück.
„Dann nehmen wir uns eben länger Zeit“, schlug er vor. „Ich finde, du solltest das Haus, das du dir ausgemalt hast, auch einrichten.“
Plötzlich hatte sie das Gefühl, weiche Knie zu bekommen, und sie stützte sich auf der Lehne des Sessels ab. „Spiel keine Spielchen mit mir. Das geht mir alles ein bisschen zu schnell. Wir hatten verabredet, dass wir ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Wir wollten über Alternativen zur Schließung der Fabrik sprechen …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Das können wir doch auch – über alles, was du willst. Aber warum müssen wir uns so beeilen? Die Fabrik ist wichtig. Was zwischen uns ist, ist wichtig. Warum nehmen wir uns für so wichtige Sachen nicht einfach ein paar Tage mehr Zeit?“
So wie er das sagte, klang es durchaus logisch. Je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto häufiger würde sich die Gelegenheit ergeben, mit ihm über die Fabrik zu sprechen. Außerdem würde sie sich öfter in seine Arme schmiegen können. „Eigentlich möchte ich jetzt nicht gerade über die Fabrik streiten.“
„Ich möchte gar nicht mit dir streiten“, sagte er und streckte ihr eine Hand entgegen. „Komm mit. Es gibt noch mehr zu sehen.“
Dankbar für die Abwechslung ging sie mit ihm. Er führte sie durch den Wohnbereich auf den überdachten Balkon, von dem aus man einen Blick über die Berge hatte. Die kühle Sommerluft duftete nach Pinien.
Rafe betätigte einen Schalter, und die Balkonumrandung wurde von kleinen weißen Lichtern erleuchtet. Aus Lautsprechern klangen Songs, die zu ihrer Highschoolzeit aktuell gewesen waren. Eine rotierende Discokugel verstärkte den Eindruck einer Reise in ihre Vergangenheit. Neben einem kleinen Tisch mit Erfrischungen standen zwei Ruheliegen mit flauschigen Kissen.
Überrascht schlug Sarah die Hände vor den Mund, um zu begreifen, was sie gerade vor sich sah. Diese Aufmerksamkeit schien vom alten Rafe zu stammen, der lebendiger zu sein schien, als sie zuzugeben bereit gewesen war. „Du hast unseren Abschlussball nachgestellt?“
„Das ist meine Absicht gewesen.“ Er zog sie auf die Mitte des Balkons. „Tanz mit mir, Sarah.“
Sie kam seiner Aufforderung nach und genoss das vertraute Gefühl, in seinen Armen zu liegen. Hier in diesem Haus in Rafes Nähe konnte sie beinahe die Hoffnungen aus der Vergangenheit wieder zum Leben erwecken. Vielleicht hatte sie sich einfach bisher nur nicht vorstellen können, dass Rafe durchaus in der Lage war, seine einfache Herkunft mit dem Lebensstil eines wohlhabenden Mannes zu vereinen.
Er streichelte ihren Rücken und zog sie mit jedem Tanzschritt dichter an sich. „Weißt du eigentlich, wie schwer es mir damals gefallen ist, nicht mit dir zu schlafen? Wie sehr ich dich begehrt habe?“
„In jener Nacht hätte ich dir alles gegeben.“
Zärtlich küsste er ihre Schläfe. „Du warst betrunken – das wäre nicht fair gewesen.“
Wieder schöpfte sie Hoffnung
Weitere Kostenlose Bücher