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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny McLean
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man erst in so fortgeschrittenem Alter Priester werden? Weil man erst in diesem Alter die im vorangegangenen Kapitel beschriebene wahrnehmende Denkfähigkeit zur vollen Entfaltung gebracht hatte und daher ein Wissen in sich trug, das keinen Zweifel darüber ließ, dass Sexualkräfte keinesfalls unterdrückt und durch Anweisungen geregelt zu sein haben, sondern dass der Umgang mit ihnen erlernt und erprobt werden muss. Ab dem 42. Lebensjahr ziehen sich die Lebenskräfte fühlbar zurück, was man am allmählichen Nachlassen sämtlicher physischer Fähigkeiten nachvollziehen kann, während sich parallel dazu das spirituelle und geistige Vermögen steigert, zu dem auch Lebensweisheit und die Erkenntnis des Göttlichen gehört.
    Dieses Vermögen, das durchaus nicht bei jedem Menschen jenseits des 50. Lebensjahres die größtmögliche Qualität der nächsten Entwicklungsstufe zeigt, ist Voraussetzung für eine Qualifikation als Priester. Das Priesteramt war damals, was es auch heute noch sein sollte, ein unablässiger Gottesdienst zum Wohle der Menschheit. Der Priester war immer Priester und wäre gar nicht auf andere Gedanken gekommen, denn die Prüfung, die er durchlaufen hatte, war auch ein Reinigungsvorgang, bei dem die Sexualkräfte so transformiert wurden, dass sie sich in Heilkräfte verwandelten. Das alles wusste der Adept vorher , und er hatte lange genug Zeit zu prüfen, ob er auch alle Fähigkeiten besaß, um sich des höchsten Amtes würdig zu erweisen.
    Was wir momentan erleben, darf in kein kollektives Entlarven von »schwarzen Schafen« ausarten, sondern muss als Hilfeschrei
erkannt werden. Es zeigt aber auch, dass das Maß voll ist, und muss endlich, viel zu spät, zur Korrektur des größten Missverständnisses der katholischen Kirche führen: zur Abschaffung des generellen Zölibats, aber auch zur Einführung eines völlig neuen Priestertums. Hier ist der Papst aufgerufen, endlich loszulassen, und zwar nicht primär das Gesetz des Zölibats, sondern vor allem den eigenen Irrtum, verbunden mit dem längst überfälligen Eingeständnis, dass es für menschliche Wesen, solange sie auf dieser Erde leben, keine Unfehlbarkeit gibt. Wer sich diese Eigenschaft anmaßt, will sich mit Gott auf eine Stufe stellen. Und was mit solchen Menschen geschieht, das entnehmen Sie bitte folgendem Märchen, das sich immer wieder zu lesen lohnt.

Der Fischer und seine Frau
    Es war einmal ein Fischer, der wohnte mit seiner Frau zusammen in einer alten Bruchbude direkt am Meer, und der Fischer ging alle Tage hinaus auf Fischfang. Eines Tages wurde die Angel ganz schwer und es hing ein großer Butt daran. Der fing plötzlich an zu sprechen und sagte: »Höre zu, Fischer, ich bitte dich, lass mich leben, ich bin kein richtiger Butt, sondern ein verwunschener Prinz. Wenn du mich zurück ins Wasser wirfst, erfülle ich dir einen Wunsch.« Der Mann dachte an seine Frau und seine elende Fischerhütte und sagte, er wolle gern eine schöne kleine Hütte haben. »Geh nur hin«, sagte der Butt, »sie steht schon dort.« Da ging der Mann nach Hause und erzählte seiner erstaunten Frau die ganze Geschichte und sie war sehr zufrieden mit ihrer neuen Behausung.
    Das ging acht oder vierzehn Tage gut. Dann sagte die Frau: »Hör mal, Mann, diese Hütte ist viel zu eng. Der Butt hätte uns ruhig ein größeres Haus schenken können. Ich möchte viel
lieber in einem großen Schloss wohnen. Geh noch einmal zum Butt, er soll uns eines schenken.«
    Der Mann wollte eigentlich nicht, aber er wollte auch keinen Streit mit seiner Frau. Also ging er ans Meer, rief nach dem Butt und richtete ihm den Wunsch aus. Als der Mann wieder nach Hause zurückkam, da stand seine Frau auf der Treppe vor einem Palast und sagte: »Na, ist das nun nicht besser?« »Ja, ja«, sagte der Mann, »und nun wollen wir auch damit zufrieden sein.«
    Am andern Morgen wachte die Frau zuerst auf, und stieß ihren Mann mit dem Ellenbogen und sagte: »Los, Mann, steh auf und schau aus dem Fenster! Könnten wir nicht König werden über all das Land? Geh hin zum Butt und sag ihm, dass wir König sein wollen!«
    Da war der Mann ganz bekümmert, dass seine Frau König werden wollte. Das ist nicht in Ordnung, dachte er, und wollte eigentlich gar nicht zum Meer gehen. Weil er aber keinen Streit mit seiner Frau haben wollte, stellte er sich hin und rief den Butt.
    »Na, was will deine Frau denn jetzt?«, fragte der Butt.
    »Ach«, sagte der Mann, »jetzt will sie plötzlich König

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