Lass los was dich festhaelt
es wollten, dann korrigieren Sie sich, indem Sie ihn noch einmal sagen und diesmal mit den Worten, die Sie wirklich meinten. Wenn Sie dieses Üben durchhalten, wird es keine drei Tage dauern, und Sie werden keine Korrektur mehr nötig haben! Und - Sie werden anfangen, Ihre Gedanken zu hören, bevor Sie sie aussprechen. Damit ist die Bahn frei für die generelle Gedankenkontrolle.
Die Treiber werden nicht erfreut sein, das kann ich Ihnen sagen! Denn das Letzte, was diese Spezies will, ist ein kontrollierender Wirt. Sie werden diesen Unwillen zu spüren bekommen, und zwar in Form von Ungeduld, Gereiztheit, Depression und einem Gefühl absoluter Sinnlosigkeit in Bezug auf Ihre Säuberungsaktion. Wenn diese Gefühle einsetzen, wissen Sie, dass Ihr Experiment auf dem besten Weg ist, erfolgreich zu sein. Ich könnte jetzt, wie ich es auch oft selbst zu hören bekommen habe, sagen: Lassen Sie die Gefühle los! Diese Anweisung wäre ebenso sinnlos, wie einem Ängstlichen zu raten, doch ohne Furcht zu sein.
Wenn die oben beschriebenen Gefühle und Stimmungen auftauchen, unterbrechen Sie bitte sofort die Tätigkeit, mit der Sie gerade beschäftigt sind, und nehmen sich fünf Minuten Auszeit, in der Sie das Gefühl, egal, ob es Zorn, Traurigkeit oder sonst eines ist, wie ein Geschöpf behandeln, das zu Ihnen zu Besuch gekommen ist. Betrachten Sie es. Betrachten Sie sich. Ziehen Sie keine Schlussfolgerungen! Betrachten Sie das Gefühl, sonst nichts. Lassen Sie es nicht los und nehmen Sie es auch nicht an, sondern versuchen Sie es zu beobachten - ganz bewusst und sehr intensiv. Fünf Minuten - nicht länger. Dann fahren Sie mit der zuvor unterbrochenen Tätigkeit fort.
Ist es Ihnen aufgefallen? Wir haben gerade versucht, eine Anleihe bei unseren »Demotionals«, den Psychopathen zu machen. Denn was die können, dazu müssten wir, die wir doch im Vollbesitz menschlicher Gefühle sind, schon längst imstande sein. Wenn also wieder der Zorn kommt, die Depression, die Gier, versuchen Sie einfach, in die Rolle des kühlen Zuschauers, des Beobachters überzuwechseln und genau diese
Gefühle darzustellen, wodurch Sie in gewisser Weise eine Verdoppelung herstellen. Was das für einen Sinn hat?
Haben Sie das als Kind erlebt? Sie beschweren sich im berühmten Jammerheul-Ton bei Ihrer Mutter über Ihren Bruder (Ihre Schwester, den Nachbarsjungen, den Lehrer …) und irgendjemand kopiert Sie im selben Moment, macht also genau das nach, was Sie da eben machen: jammern, heulen, kreischen und schluchzen. Jedem ist das passiert! Versuchen Sie sich zu erinnern, wie Sie sich gefühlt haben!
Entweder Sie wurden furchtbar wütend oder Sie mussten lachen. War es nicht so? Oder gehörten Sie zu denjenigen, die sofort verstummten und sich tieftraurig abwandten? Oh - oh - oh! Dann waren Sie schon damals ein begabter Darsteller! Denn diese Reaktion ist übergangslos, also kontrolliert und beschlossen. Das Lachen und der Wutanfall dagegen sind normale, weil unkontrollierte Reflexe, die ohne Selbstbeobachtung erfolgten.
Wie auch immer - durch diejenigen, die Sie kopiert haben, fühlten Sie sich veranlasst, Ihr »Programm« zu ändern. Und genau in diese Kerbe wollen wir jetzt schlagen. Niemand und nichts auf dieser Welt möchte bloßgestellt oder entlarvt werden. Das hat schon bei Oscar Wildes Gespenst von Canterville funktioniert, denn als es unentwegt infrage gestellt und lächerlich gemacht wird, bleibt ihm gar nichts anderes mehr übrig, als sich erlösen zu lassen. Es muss seine Rolle als Spukgestalt und gleichzeitig seine Vorstellungen aufgeben, wie es sich als solche zu benehmen hat, und erfährt dafür die Befreiung aus einem Darstellungsprogramm, das nicht nur längst überflüssig, sondern auch schon peinlich geworden ist. Was ist bei Ihnen längst überflüssig und entbehrlich geworden, ohne dass Sie die längst fällige Entsorgung vorgenommen haben? Vielleicht, weil dieses Überflüssige zu Ihrer Persönlichkeit gehört?
Ihre Persönlichkeit ist die Maske, die Sie vor Ihrem eigentlichen Wesen, Ihrem Charakter tragen, weil Sie wissen (glauben), dass Sie mit dieser Darstellung (Verhaltensform) am besten durchs Leben kommen. Wie Sie sehen, ist der ach so tiefe Graben zwischen dem »normalen Menschen« und dem ach so bedrohlichen Psychopathen ein eher schmaler Pfad, auf dem die Seiten ziemlich unauffällig nach Bedarf und Laune gewechselt werden können.
Irgendwann zwischen dem 14. und 20. Lebensjahr werden wir aus der Erziehung entlassen
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