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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny McLean
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werden.«
    «Geh nur hin, sie ist es schon«, sagte der Butt.
    Da ging der Mann hin, und als er zum Palast kam, da war der noch viel größer geworden und vor dem Tor standen Wachsoldaten und viele Leute mit Pauken und Trompeten. Und drinnen saß seine Frau auf einem hohen Goldthron und hatte eine große goldene Krone auf dem Kopf und das Zepter in der Hand. Da stellte er sich hin und sagte: »Ach, Frau, was bist du hübsch als König! Nun wollen wir aber auch zufrieden sein.«
    Die Frau aber rutschte auf dem Thron hin und her: »Irgendwie fühle ich mich hier nicht wohl. Geh hin zum Butt, und sag ihm, dass ich jetzt Kaiser werden will.«

    Dem Mann wurde das Herz noch schwerer als zuvor und er dachte bei sich: Das kann nicht gut gehen. Aber er ging trotzdem zum Meer und rief den Butt. »Na, was will sie denn jetzt schon wieder?«, fragte der Butt.
    »Ach«, sagte der Mann, »jetzt will sie plötzlich Kaiser werden.«
    »Geh nur hin«, sagte der Butt, »sie ist es schon.«
    Da ging der Mann nach Hause und da war ein noch größeres Schloss voll mit kostbarem Marmor, mit Statuen und goldenem Stuck. Im Hause tummelten sich die Adeligen des Landes, und seine Frau saß auf einem goldenen Thron, der gut zwei Meter hoch war und trug eine riesengroße goldene Krone mit Diamanten und Edelsteinen. Da stand er völlig geblendet da und sagte: »Ach, Frau, wie gut du aussiehst als Kaiser! Nun wollen wir uns aber auch zufrieden geben.«
    Aber die Frau rutschte schon wieder auf ihrem goldenen Thron hin und her und sagte dann: »Mann, geh hin zum Butt und sag ihm, dass ich jetzt Papst werden will!«
    Und obwohl es der Mann mit der Angst zu tun bekam, stellte er sich ans Meeresufer und rief nach dem Butt.
    »Na, was will sie denn jetzt schon wieder?«, fragte der Butt.
    »Ach«, sagte der Mann, »jetzt will sie auch noch Papst werden.«
    »Geh nur hin, sie ist es schon«, sagte der Butt.
    Als der Mann nach Hause kam, war da eine riesige Kathedrale und er musste sich durch das Volk in das Innere der Kirche vorarbeiten. Seine Frau saß, in goldbestickte Gewänder gekleidet, auf einem noch viel höheren Thron als zuvor und hatte drei goldene Kronen auf ihrem Kopf, und rings um sie herum standen unzählige geistliche Würdenträger und alle lagen vor ihr auf den Knien und küssten ihr die Pantoffel.
    »Frau«, sagte der Mann, »bist du nun mit dem zufrieden, was du bist?«

    »Ja«, sagte sie, »jetzt bin ich Papst.«
    Da dachte er, dass nun Ruhe sei, aber die Gier ließ seine Frau nicht schlafen, denn sie dachte immer, was sie noch mehr werden könnte. Und als der Morgen kam, stieß sie ihren Mann mit dem Ellenbogen in die Rippen und rief: »Wach auf, geh hin zum Butt und sag, dass ich werden will wie der liebe Gott.«
    Der Mann glaubte, er hätte sich verhört, aber die Frau sagte: »Ich habe keine ruhige Stunde mehr, bis ich die Sonne nicht selber aufgehen lassen kann.« Und dabei sah sie so grausig aus, dass ihn ein Schauder überlief und er wie ein Irrer losrannte. Der Himmel über dem Meer war pechschwarz, es donnerte und blitzte und die Wellen waren haushoch und trugen weiße Schaumkronen. Da schrie er, so laut er konnte, nach dem Butt.
    »Na, was will sie denn jetzt noch?«, fragte der Butt. »Ach«, sagte der Mann, »jetzt will sie auch noch wie der liebe Gott werden.«
    »Geh nur nach Hause«, sagte da der Butt. »Sie sitzt schon wieder in ihrer alten Bruchbude.«
    Und da saßen nun der Fischer und seine Frau wie eh und je und wenn sie nicht gestorben sind, dann sitzen sie auch heute noch da.

    Wenn es ein Märchen gibt, in dem der Satz »Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute« absolut zutrifft, dann ist es eben dieses. Denn das Treiben dieses Paares ist ein seit Jahrhunderten zu offensichtliches und zu beliebtes Gesellschaftsspiel, um übersehen und als nettes Geschichtchen belächelt zu werden.
    Und wenn ich an den Pranger gestellt werde, ich sage es trotzdem: Die typische Frau will sammeln, (sich) vermehren und besitzen und dafür abgesichert, bewundert, geliebt, verehrt und belohnt werden. Und der typische Mann will jagen,
für die Beute bewundert und entlohnt werden und dann nach Hause kommen und seine Ruhe haben, nachdem er auch hier bewundert und entlohnt worden ist. Alles andere sind Notlösungen, die bei der ersten Gelegenheit mit Begeisterung gegen obige Betätigungs- und Darstellungsmöglichkeiten eingetauscht werden. Eine typische Frau kann , wie wir seit Eva wissen, bis auf das Kinderzeugen

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