Lass mich dein Feuer spüren
bemerkt solche Einzelheiten nicht so wie ich.”
“Es tut mir so leid”, begann Abby zerknirscht. “Wenn es nicht wegen … Ich hätte nie zugestimmt, wenn … Wir reisen sofort ab, sobald ich Tanner …”
Jan wirbelte herum. “Sagen Sie ihm bloß nichts!” Sie grinste. “Ich habe mich seit langer Zeit nicht mehr so gut amüsiert. Außerdem müssen wir ihm Zeit geben, zu merken, dass er in Sie verliebt ist.”
Abby starrte sie fassungslos an. “Was?”
Jan nahm eine Tüte Schokochips vom Regal und öffnete sie. “Wann haben Sie gemerkt, dass Sie bis über beide Ohren in ihn verliebt sind?” Sie hielt Abby die Tüte hin.
Abby lehnte mit einer fahrigen Handbewegung ab. “Ich bin nicht verliebt. Ich …”
Jan kaute an ihrem Schokochip und hob die Augenbrauen.
Abby seufzte und senkte den Blick. “Na gut. Gestern, glaube ich. Gestern Abend, als wir im Labor waren.”
Jan lächelte zufrieden und sah aus wie eine Katze, die eine Maus gefressen hat. “Ach ja, die Kreation einer Süßigkeit. Ja, das war eine sehr gute Idee von mir.”
“Das haben Sie sich ausgedacht?” Abby lachte auf, wurde aber schnell wieder ernst. “Aber es ist gleichgültig, was ich für ihn empfinde, Jan. Es würde nie mit uns klappen. Wir sind so verschieden wie Tag und Nacht.”
Jan schüttelte den Kopf. “Das ist vollkommener Unsinn, mein Kind. Sie dürfen nicht so schnell aufgeben.”
Obwohl sie bedrückt war, musste Abby lächeln, denn Jan hatte genau wie ihre Mutter geklungen. “Er mag mich nicht einmal.”
“Da irren Sie sich aber gewaltig. Hören Sie auf eine Frau, die Adleraugen und viel Erfahrung hat.” Jan legte ihr den Arm um die Schultern. “Sie und ich, wir wissen, was eine glückliche Familie, Liebe und Vertrauen sind. Aber für einen Mann wie C. K. Tanner ist das Chinesisch.”
Verschwörerisch senkte Jan die Stimme. “Ich habe ein paar Nachforschungen betrieben. Tanner ist praktisch ein Waisenkind. Seine Mutter starb, als er sehr klein war. Seine Großmutter, die ihn dann aufzog, starb, als er sieben war. Und sein Vater interessierte sich nur dafür, in Europa hübschen Mädchen nachzulaufen. Tanner blieb allein und war auf einem Internat nach dem anderen. Niemand hat sich mehr richtig um ihn gekümmert.”
Sie sah Abby ernst an. “Sie können nicht von ihm erwarten, dass er auf den ersten Blick erkennt, was das Beste für ihn wäre.”
Abby spürte einen Kloß im Hals. Es überraschte sie nicht, von Tanners trauriger Kindheit und Jugend zu hören, aber es schmerzte sie um seinetwillen. Und der Wunsch, ihm zu helfen, wurde noch stärker.
Als Jan ihr erneut die Tüte mit Schokochips hinhielt, griff sie hinein. “Sie haben also alles schon geplant?”
“Ich glaube, dass man den Menschen eine Chance geben sollte, zu entdecken, was in ihnen steckt.” Jan zwinkerte ihr zu. “Und damit meine ich nicht nur C. K. Tanner, sondern auch mich selbst, meinen Mann und Sie.”
7. KAPITEL
Der Herbst kündigte sich in der kühler werdenden Abendluft an. Aber in der großen Scheune der Swansons, wo der alljährliche Tanz in den Herbst stattfinden sollte, war es warm und gemütlich. Heuballen waren so verteilt worden, dass man sie als zusätzliche Sitzgelegenheit benutzen konnte. Witzige Vogelscheuchen waren zwischen die Gäste an den Tischen verteilt worden, und Laternen aus Kürbissen hingen von der Decke herab. Die Atmosphäre war einladend und festlich, aber Tanner fand, dass ‘seine Frau’ heute eher kühl und abweisend war.
Abby ignorierte ihn zwar nicht direkt, aber sie war auch nicht besonders aufmerksam. Tanner folgte ihr mit dem Blick, als sie mit einer von Franks Töchtern zu einem der Büfetts ging, die von hausgemachter Lasagne bis zu Zitroneneis alles anboten, was das Herz begehrte. Tanner seufzte tief. Nicht, dass er es ihr übel nehmen konnte, so wie er sich heute Morgen benommen hatte.
Während seiner Joggingrunde hatte er beschlossen, sich von Abby zu distanzieren. Es war seine einzige Chance, der Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, zu entkommen. Aber dann war er ins Gästehaus zurückgekehrt, und Abby hatte so süß ausgesehen, frisch geduscht, mit strahlenden Augen und weich auf die Schultern fallenden Locken. Und dann hatten ihre Augen aufgehört zu strahlen, als er an ihr vorbeigegangen war, ohne mehr für sie übrig zu haben als einige knappe Worte. So verhielt er sich sonst höchstens Angestellten gegenüber, die er kaum kannte.
Da war es wahrscheinlich die gerechte
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