Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass mich dein Feuer spüren

Lass mich dein Feuer spüren

Titel: Lass mich dein Feuer spüren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
Vom Netzwerk:
Teufel hielt ihn also zurück? Doch wohl nur die Tatsache, dass er von Heim und Herd nichts wissen wollte.
    “Ist das besser als das Sofa?”, fragte sie.
    Er spürte ihren Fuß an seinem, aber sofort zuckte sie vor der Berührung zurück.
    “Und wie”, sagte er und hoffte, es klang nicht sarkastisch.
    “Wenn ich dich treten sollte oder so, entschuldige ich mich schon im Voraus. Meine Schwester und ich haben zusammen in einem Bett geschlafen, als wir klein waren, und sie hat immer gesagt, ich würde andauernd treten.
    “Danke für die Warnung.”
    “Aber ich glaube nicht, dass ich mich heute Nacht viel bewegen werde.”
    “Du meinst wohl, heute Morgen.”
    “Stimmt.” Sie war still, und er fragte sich, ob sie dabei war einzuschlafen. “Tanner?”
    “Ja?”
    “Hast du Geschwister?”
    “Nein.”
    “Wo sind deine Eltern?”
    “Meine Mutter starb, als ich noch klein war.”
    “Oh, das tut mir leid”, sagte sie leise.
    Er spannte sich unwillkürlich an. Er hasste es, über seine Familie oder vielmehr über deren Fehlen zu sprechen. Nur die Gegenwart und die Zukunft interessierten ihn. Nicht die Vergangenheit, nicht etwas, das er sowieso nicht kontrollieren konnte.
    “Wo ist dein Vater?”, fragte sie leise weiter.
    “In Frankreich.”
    Abby sagte zunächst nichts, dann meinte sie leichthin: “He, wir könnten ihn anrufen und uns von ihm ein Rezept geben lassen. In Frankreich machen sie tolle Schokolade.”
    “Das ist nicht möglich.”
    “Warum nicht?”
    “Er ist unerreichbar”, stieß Tanner hervor, hob den Kopf und klopfte heftig auf sein Kissen. “Er ist jetzt seit etwa dreißig Jahren unerreichbar.”
    “Und in einer Notsituation? Zum Beispiel wenn du krank bist? Hast du noch andere Verwandte?”
    “Nein. Wenn ich krank bin, gehe ich ins Krankenhaus gehen.”
    “Was?”
    So entsetzt, wie sie klang, waren vermutlich, als sie sich die Mandeln hatte herausnehmen lassen, beide Großeltern an ihrer Seite gewesen und ihre Eltern, Onkel, Tanten, Cousinen und vielleicht sogar der Hund.
    “Du würdest allein ins Krankenhaus gehen?”, fragte sie ungläubig.
    Er lachte leise. “Ich bin ein erwachsener Mann, Abby.”
    Nur der Regen, der auf das Dach prasselte, war zu hören, bis Abby plötzlich flüsterte: “Ich würde dich besuchen, wenn du das wolltest.”
    Er war sekundenlang sprachlos. “Warum?”
    Sie zuckte die Achseln. “Wir sind doch Freunde, oder?”
    Was würde als Nächstes kommen? Er unterdrückte ein Stöhnen. Warum hatte er nicht irgendeine andere Frau für diesen Job ausgewählt? Jede andere wäre besser gewesen! Die Frauen, die er kannte, waren zufrieden mit dem, was er ihnen zu geben bereit war. Sie waren meistens auch nicht lange genug mit ihm zusammen, um ihm persönliche Fragen zu stellen. Und wenn zufälligerweise eine dann doch nach seiner Familie fragte, hörte sie bei seiner knappen Antwort sofort damit auf. Aber Abby natürlich nicht. Sie hatte einfach keine Angst, weiter nachzufragen und dann auch noch ihre Freundschaft anzubieten.
    “Schlaf jetzt”, befahl er, umarmte sein Kissen und wünschte, es wäre Abby.
    Da erkannte Tanner, dass sie das Stadium der Freundschaft bereits hinter sich gelassen hatten und sich auf einem Grund bewegten, der ihm unbekannt, unsicher und bestimmt nicht willkommen war.
    Das Gewitter zog vorüber, und Tanner war bei Sonnenaufgang auf den Beinen. Er hatte kein Auge zugetan in dem weichen Bett neben Abby. Aber das überraschte ihn nicht, wenn er die Umstände bedachte. Nachdem Abby eingeschlafen war, hatte sie tief und ruhig geatmet, und dann hatte sie sich herumgedreht, einen Arm um ihn gelegt und das Gesicht an seiner Brust geborgen. Das war mehr, als ein Mann ertragen konnte.
    Er schaute zu ihr. Sie sah bezaubernd aus im Morgenlicht. Ihre roten Locken waren auf dem Kissen ausgebreitet, ihre Wangen waren rosig. Sie trug ein zartes weißes Nachthemd mit kleinen lila Blümchen. Einer der Spaghettiträger war ihr von der Schulter gerutscht und enthüllte den Ansatz ihrer Brust.
    Tanner schluckte mühsam. Dem Himmel sei Dank, dass er sie in der Dunkelheit nicht so genau hatte sehen können. Sonst hätte er sich, und das selbst nach dem öden Gespräch über seine Familie, bestimmt nicht beherrschen können und sich ihr genähert.
    In den unendlichen Stunden bis zum Morgengrauen hatte er begriffen, was ihn davon abhielt, mit Abby zu schlafen. Es lag nicht nur daran, dass sie ihm vertraute oder in ihm einen Freund sah oder dass sie eine Frau

Weitere Kostenlose Bücher