Lass mich dein Feuer spüren
Tanners Nähe brachte ihr Herz zum Rasen. Einmal hatte sie überlegt, ihn aufzufordern, das Bett mit ihr zu teilen, aber dann hatte sie doch nicht den Mut dazu aufgebracht. Womöglich hätte er geglaubt, dass sie einen Annäherungsversuch macht.
Aber wäre das denn so schlimm? Sie umklammerte ihr Kissen. Wenn es sich dann so abspielte wie bei ihrem ersten und einzigen Abenteuer, wäre es sogar sehr schlimm.
Es war beim Abschlussfest der Highschool gewesen. Greg hatte zu viel getrunken, aber das war ihr egal gewesen. Er hatte genau die Worte zu ihr gesagt, die sie hatte hören wollen, und dann hatten sie miteinander geschlafen. Bereut hatte sie es erst am nächsten Tag. Greg hatte sie nicht nur fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, er hatte auch seinen Freunden gegenüber damit geprahlt, wie leicht es gewesen sei, sie zu verführen. Dass sie ihm vertraut hatte, war ein großer Fehler gewesen. Einen solchen Fehler wollte sie nie wieder machen.
Sie hörte, dass Tanner sich wieder auf die andere Seite wälzte und dann einen leisen Fluch ausstieß. Ihr Herz klopfte heftig, als sie zu einem Entschluss kam. Sie war kein unsicherer Teenager mehr, der verzweifelt nach Liebe und Anerkennung suchte. Sie war eine erwachsene Frau mit starkem Willen.
Sie seufzte, als sie daran dachte, wie heftig sie auf Tanner reagierte, wenn er sie nur ansah. Aber vielleicht würde es ja klappen, wenn jeder auf seiner Seite des Bettes bliebe …
“Tanner?”, flüsterte sie. “Bist du wach?”
“Ja.”
“Geht’s dir gut?”
“Wenn das Sofa drei Meter länger wäre, wäre ich wunschlos glücklich”, erwiderte er.
“Ich habe überlegt.” Ein greller Blitz zuckte über den Himmel. “Das Bett ist so riesig.”
“Und?”
Sie biss sich auf die Unterlippe. Lass es lieber, frag ihn nicht, sagte sie sich. Morgen kannst du das Sofa nehmen und er das Bett.
“Abby?” Er klang nicht mehr gereizt, sondern überraschend sanft. “Du hast doch keine Angst vor dem Gewitter, oder?”
“Nein, natürlich nicht.” Ich habe Angst davor, mit dir allein in diesem Zimmer zu sein. Ich habe Angst, dass ich nie wieder deine Küsse spüren werde, sagte sie ihm in Gedanken.
“Das klingt nicht sehr überzeugend”, sagte er und hatte das Zittern ihrer Stimme offenbar falsch interpretiert.
Sie hörte seine Schritte, dann setzte er sich aufs Bett. Er berührte ihre Schulter und drehte vorsichtig ihr Gesicht zu sich. “Stören dich die Blitze?”
Sie wollte ihn nicht anschauen, konnte den Blick aber nicht von ihm lösen. Wieder blitzte es, und da das Fenster hinter ihm war, tauchte der Blitz ihn in ein unheimliches Licht. Tief in ihrem Innern wütete eine andere Art von Sturm, einer der nie nachlassen würde, wie sie fürchtete. Sie hatte Tanner noch nie mit nacktem Oberkörper gesehen, und sie erschauerte unwillkürlich. Er wirkte gefährlich attraktiv, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn neben sich ins Bett zu ziehen und ihn für immer festzuhalten.
“Ich bin hier, wenn du etwas brauchst, okay?” Er lächelte. “Gleich hier drüben auf diesem Minisofa.”
Sie erwiderte sein Lächeln, aber in ihr wuchs die Sehnsucht nach ihm. Ich brauche dich, wollte sie ihm zurufen. Aber dann dachte sie an Greg, und Scham und Wut schnürten ihr die Kehle zu. Würde Tanner ihr auf die gleiche Weise wehtun? Würde er aus ihrem Leben sofort wieder verschwinden, nachdem sie sich geliebt hatten? Würde er dann in seinen Kreisen eine Frau suchen, die er seiner für wert erachtete?
Spielte das in diesem Moment überhaupt eine Rolle?
“Abby”, begann er. “Möchtest du, dass ich …”
“Ja”, sagte sie, ohne genau zu wissen, wofür sie ihr Einverständnis gab.
“Oben oder unten?”
“Wie bitte?”
“Wo soll ich schlafen? Auf der Decke oder …”
“Oh, natürlich darunter.” Sie drehte sich zur Seite. Ihr Puls pochte aufgeregt. “Gute Nacht, Tanner.”
“Gute Nacht, Abby.”
Sie hielt unwillkürlich den Atem an, als er die Decke zurückschlug. Würden ihre Füße sich berühren? Ihre Beine? Ihre …
Die Matratze sank unter seinem Gewicht etwas tiefer.
Ich muss verrückt sein, dachte Tanner, oder zumindest kurz davor, es zu werden. Er legte sich normalerweise nicht zu einer Frau ins Bett, um dann nur neben ihr zu schlafen.
Seine Stimme mochte ruhig geklungen haben, als er zu Abby sprach, aber sein Körper war höllisch angespannt. Tanner sehnte sich schmerzhaft nach ihr. Und er wusste, dass sie ihn auch wollte. Was zum
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