Lass mich dein Feuer spüren
Strafe für sein mieses Benehmen, dass er den ganzen verdammten Tag an nichts anderes hatte denken können als an sie. In der Fabrik hatte er sich eher wie ein schmollender Teenager verhalten als wie ein erfahrener Unternehmer. Während Frank ihm die Maschinen und einzelnen Arbeitsprozesse erklärt hatte, hatte er immer wieder Abbys überraschende Worte im Ohr gehabt: “Ich würde dich besuchen, wenn du das wolltest.”
Tanner kehrte widerwillig in die Gegenwart zurück und blickte Abby anerkennend nach. Sie sah wirklich umwerfend aus in Rot. Ihr T-Shirt schmiegte sich äußerst verführerisch an ihren Körper, und er hatte noch nie gesehen, dass schlichte Jeans einer Frau so gut standen. Und wo hatte sie überhaupt die Stiefel gefunden?
Wow, dachte er, und wenn man von dem Gesichtsausdruck der Männer ausging, mit denen Abby sich gerade unterhielt, dann war er nicht der Einzige, der sie bewunderte.
Etwas, das Gereiztheit verdächtig nah kam, ergriff von ihm Besitz. Aber welches Recht hatte er, so zu reagieren? Sie war nicht seine Frau, sie war nicht einmal seine Freundin. Er stieß heftig den Atem aus. Was war nur los mit ihm? Er neigte doch sonst nicht zur Eifersucht. Wohl zum hundertsten Mal sagte er sich, dass Abby McGrady überhaupt nicht sein Typ war.
Er schüttelte resigniert den Kopf. Na schön, er begehrte sie. Aber nicht, dass er sich in sie verliebt hätte. Liebe konnte es in seinem Leben nicht geben. Aber wenn Abby ihn so ignorierte wie jetzt, war er unglücklich. Und wenn er nicht bei ihr war, schien ihm etwas zu fehlen. Um es schlicht auszudrücken, sie fehlte ihm. Ihre Gesellschaft fehlte ihm, ihre ungezwungene Art, über alles auf einmal zu plaudern, und ihr Lachen. Selbst jetzt, da sie nur zehn Meter entfernt von ihm im selben Raum war, fehlte sie ihm.
“Sie sehen ganz schön flott aus, Cowboy.”
Tanner sah über die Schulter. Jan kam lächelnd auf ihn zu. Er berührte die Krempe seines geliehenen Stetson und erwiderte ihr Lächeln. “Vielen Dank, Ma’am.”
Jan blieb neben ihm stehen und folgte seinem Blick. “Ein wirklich süßes Mädchen haben Sie da an Land gezogen. Und klug ist sie auch.”
“Ja, das stimmt.”
“Sie haben die vollkommene Frau für sich ausgesucht.”
Wenn sie wüsste! “Ich bin eben ein Glückspilz.”
Jan sah ihn eindringlich an. “Ihre Frau aber auch.”
Tanner lachte. “Na ja. Auf jeden Fall vielen Dank, Ma’am.”
“Meine Neugier lässt mir keine Ruhe. Haben Sie beide schon eine neue Spezialität kreiert?”
“Wir arbeiten daran. Bis jetzt ohne besonderen Erfolg, aber wir werden es schon schaffen.”
“Das bezweifle ich nicht, Tanner”, sagte Jan. “Das bezweifle ich keinen Moment.”
Er lächelte, fragte sich aber einen Augenblick, ob sie noch über dieselbe Sache sprachen, und reichte ihr die Hand. “Wollen wir tanzen?”
“Sie können Twostepp?”
“Ich bin immer für eine Überraschung gut”, sagte er und nahm ihren Arm.
Jan lachte. “Das will ich hoffen.”
Am anderen Ende der Scheune täuschte Abby Interesse für einen Freund von Kate vor – einen netten jungen Arzt, der Mark hieß –, aber die ganze Zeit über beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie Tanner mit Jan tanzte. Und sie war sicher, dass sie da nicht die Einzige war. Fast jede Frau hier hatte ihn mit den Augen verschlungen, als sie angekommen waren. Er schien sich dessen nicht einmal bewusst zu sein. Wahrscheinlich, weil er daran gewöhnt war.
Sie hatte ja auch erwartet, dass er in Westernkluft gut aussehen würde, aber nicht so fantastisch, das ihr Herz bei seinem Anblick wie verrückt zu schlagen begonnen hatte. Sie hatte sich zusammenreißen müssen, um sich ihre Bewunderung nicht zu sehr anmerken zu lassen. Dem Himmel sei Dank, dass nur noch zwei Tage vor ihnen lagen.
Aber seltsamerweise half der Gedanke ihr nicht, sich besser zu fühlen. Sie seufzte, als das Musikstück nun endete und die Tänzer die Tanzfläche verließen.
Mark wandte sich an sie und lächelte. “Was meinen Sie, wollen wir ein Tänzchen riskieren? Ich verspreche auch, Ihnen nicht auf die Zehen zu treten.”
Abby suchte instinktiv nach dem Mann, mit dem sie in Wahrheit tanzen wollte – nach dem Mann, in den sie sich hoffnungslos verliebt hatte.
Aber ihr Mut sank, als sie Tanner entdeckte. Gleich zwei Frauen hatten ihn in die Mitte genommen und lachten über etwas, das er sagte. Eine von ihnen hatte sogar die Frechheit, noch näher an ihn heranzugehen, sodass ihre Brüste seinen Arm
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