Lass mich dein Sklave sein
diene.” Er runzelte die Stirn, wie er es immer tat, wenn etwas ihm wirklich ernst war. “Das ist eine Frage der Ehre. Ich habe eine Wette verloren und muss sie einlösen. Meine Ehre gebietet mir, meine Aufgaben willig, freundlich und zufrieden stellend zu erfüllen. Halbherzig und widerwillig gilt nicht.”
Ellen ließ den Kopf sinken. Bei dieser Einstellung würde sie ihn nie dazu bringen, auszusteigen. Sie wandte sich ab, ging ans Geländer der Veranda und starrte in die Ferne. Die Sonne war fast untergegangen, und der Himmel hinter den Bergen war rot gefärbt. Ellen wusste nicht, was sie tun sollte. Sie mochte Rudi wirklich, aber sie traute ihm nicht.
Nach ihren früheren Erfahrungen würden Männer alles tun, um das zu erreichen, was sie von ihr wollten. Und meistens wollten sie nur das eine von ihr, um hinterher anzugeben und zu ihren Freunden sagen zu können: Seht ihr die hübsche Frau dort hinten? Die habe ich auch gehabt.”
Manche wollten sie besitzen wie ein schickes Schmuckstück, mit dem sie prahlen konnten. Das Äußere war alles, worauf es ihnen ankam - Gesicht, Haar, Beine und Figur. Wie eine Frau dachte und fühlte, das war ihnen gleichgültig.
Aus diesem Grunde war ihr gutes Aussehen Ellens stärkste Waffe in ihrem Beruf. Männer schätzten sie vollkommen falsch ein, und das konnte sie oft zu ihrem Vorteil nutzen.
Rudi war sicher in vieler Hinsicht anders als die üblichen Männer, aber ganz sicher nicht in diesem Punkt. Auch er wollte sie in seinem Bett haben. Deshalb musste sie sehr auf der Hut sein. Dass sie ihn mochte und begehrte, machte die Sache allerdings sehr viel schwieriger.
Sie seufzte leise und wollte sich auf die Bank setzen, als ihr diese kleine Bewegung plötzlich höllisch schwer fiel, und sie merkte, dass sie einen fürchterlichen Muskelkater hatte. Reiten war nicht gerade etwas, was sie täglich tat, außerdem hatte sie auch noch eine Kletterpartie hinter sich. Das alles war nicht ohne Folgen geblieben, und sie biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzustöhnen.
“Ellen? Alles in Ordnung?” fragte Rudi mit leiser, weicher Stimme.
“Autsch! Nein, nichts ist in Ordnung.” Sie versuchte, sich wieder aufzurichten.
“Ich habe nur gerade ein paar Muskeln entdeckt, von denen ich bisher nichts wusste.
“Kann ich dir irgendwie helfen?”
“Ja. Hol mir bitte ein Aspirin.”
Rudi legte die Hände auf ihre Schultern und fing an, sie zu massieren. “Ich bin zwar kein Fachmann, aber ich kenne ein paar gute Massagetechniken. Soll ich nicht vielleicht …?”
“Aspirin”, stieß sie beinahe verzweifelt hervor. Sie traute ihrer eigenen Standhaftigkeit nicht, wenn Rudi sie weiterhin mit seinen magischen Händen berührte.
“Soll ich dich wirklich nicht massieren?” flüsterte er so dicht an ihrem Ohr, dass sie erschauerte.
Sie schlüpfte unter seinen Händen weg, was ihr nicht leicht fiel. “Nein, ich möchte nur ein Aspirin.” Wenn sie das häufig genug wiederholte, würde sie es vielleicht sogar selbst glauben. “Ich glaube, da kommt ein köstlicher Duft aus der Küche”, fügte sie schnell hinzu, um ihn abzulenken. Vielleicht auch sich selbst.
Er machte eine leichte Verbeugung und wies auf die offene Tür. Wieder spielte er so aufreizend den perfekten Diener, dass sie ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte. Oder geküsst. Ihr Blick lag auf seinem Mund. Neben den Augen war der Mund das Attraktivste an ihm. Und neben seinen Schultern und seinen Schenkeln … Angespannt versuchte sie, ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben, aber sie sah immer wieder auf seinen wunderbaren Mund. Warum nur hatte Rudi sie noch nicht geküsst?
Nicht, dass sie das wirklich wollte, natürlich nicht. Aber sie wunderte sich trotzdem. Nicht ein einziger Kuss. Er hatte es noch nicht einmal versucht. Selbst gestern Abend vor seiner Schlafzimmertür nicht. Ein Kuss auf die Stirn zählte nicht. Sie fragte sich, wie es wohl wäre, wenn er sie richtig küsste. Diese Neugier war gefährlich.
“Ellen?” Rudis Stimme schien von weither zu kommen. “Ellen, warum schaust du so auf meinen Mund?” Er kam mit seinem Gesicht immer näher. Sein Atem kam stoßweise, genau wie ihrer.
Sie versuchte sich zusammenzunehmen. Aber die Anstrengungen des Tages hatten offensichtlich nicht nur ihren Muskeln zugesetzt, sondern auch ihrem Kopf. Denn sie konnte jetzt weder denken noch sich bewegen.
“Ich kann nicht anders”, flüsterte er und berührte ihren Mund mit den Lippen.
Zuerst war es
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