Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
körperliche Vergeltung androhte. »Ich würde es vorziehen zu tanzen«, erklärte sie ruhig.
Jordan blickte in ihr blasses, wunderschönes Gesicht und verdrängte die spontane Anwandlung von Bewunderung für ihren Mut. Er bot ihr höflich den Arm, und sie legte ihre zitternde Hand darauf.
In dem Augenblick, als Jordan zur Seite trat, bemerkte sie eine Unzahl zuckender Köpfe und erkannte, daß viele der Gäste ihr kleines Tête-à-tête beobachtet hatten. Mit äußerlich untadeliger Gelassenheit schritt sie an Jordans Arm durch die Menge, die sich vor ihnen teilte wie das Rote Meer vor Moses.
Ihre Haltung geriet jedoch bedenklich ins Wanken, als sie sich unvermittelt Elizabeth Grangerfield gegenübersah, deren sehr viel älterer Ehemann vor kurzem gestorben war. Der Schock, Jordans früherer Geliebten zu begegnen, ließ Alexandra fast auf die Knie sinken, während sich Jordan und Elizabeth höchst unbefangen begrüßten.
»Willkommen daheim«, sagte Elizabeth mit ihrer rauchigen Stimme.
»Vielen Dank«, entgegnete Jordan mit höflichem Lächeln und küßte galant ihre Hand. Mit unendlicher Mühe bewahrte Alexandra die Beherrschung, aber als sie das Tanzparkett erreicht hatten, als Jordan seinen Arm um ihre Taille legte, funkelte sie ihn zornig an.
»Möchtest du vielleicht doch lieber gehen?« erkundigte er sich herausfordernd, während die Tänzer um sie herum unwillkürlich innehielten.
In ihrer Empörung entging ihr völlig, daß sie inzwischen zum Ziel zahlloser Blicke geworden waren. Sie legte sehr zögernd ihre Hand auf seinen Ärmel, aber ihre Miene verriet überdeutlich, daß sie die Berührung eher abstoßend fand.
Jordan riß sie in die Arme und gab sich den Klängen der Musik hin. »Wenn du noch einen Rest von Verstand hättest«, zischte er ihr mit drohendem Unterton zu, »oder wenn nicht versäumt worden wäre, dir Benehmen beizubringen, würdest du diesen Märtyrerblick ablegen und versuchen, mich ein bißchen anzulächeln.«
Am liebsten hätte ihm Alexandra ins arrogante Gesicht geschlagen. »Wie kannst du es wagen, mich über Benehmen und Anstand belehren zu wollen, nachdem du gerade in Anwesenheit deiner Frau deine Geliebte begrüßt hast?«
»Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?« wollte er wissen. »Sie umrennen? Sie stand uns doch genau im Weg.«
»Du hättest mich in eure Unterhaltung einbeziehen können«, gab Alexandra zurück, viel zu erregt, um zu erkennen, daß sie das in weit größere Peinlichkeit gebracht hätte.
»Dich einbeziehen«, schnaubte Jordan. »Dich in die Unterhaltung mit einer Frau einbeziehen, die...« Im letzten Moment brach er ab, aber Alexandra vollendete den Satz für ihn. »Die dein Bett geteilt hat?« zischte sie wütend.
»Sie sind kaum in der Position, mir Vorhaltungen über gutes Benehmen machen zu können, Madam, Nach allem, was ich erfahren habe, war Ihr Verhalten in den letzten Wochen kaum das, was meiner Frau ansteht.«
»Mein Verhalten!« explodierte Alex. »Um mich so zu verhalten, wie es deiner Frau ansteht«, fügte sie mit beißender Ironie hinzu, »hätte ich doch jedes männliche Wesen verführen müssen, das meinen Weg kreuzte!«
Dieser Ausbruch verschlug Jordan so sehr die Sprache, daß er sich eine Sekunde lang versucht fühlte, sie bei den Schultern zu packen und zu schütteln, doch wurde ihm unvermittelt bewußt, daß sie eifersüchtig war. Diese Erkenntnis besänftigte ihn wieder ein wenig. Er hob den Kopf und stellte fest, daß die Hälfte der Tänzer das Parkett verlassen hatte, um die Kontroverse zwischen ihm und seiner Frau besser beobachten zu können, und daß der Rest sie ganz offen anstarrte.
Er riß den Blick von ihnen los, biß die Zähne zusammen und zischte Alexandra zu: »Lächle mich an, verdammt noch mal! Der ganze Ballsaal beobachtet uns.«
»Das werde ich mit Sicherheit nicht tun«, fauchte sie zurück, schaffte es aber immerhin, ihrer Miene einen Anschein von Gelassenheit zu geben. »Ich bin noch immer mit deinem Cousin verlobt.«
Dieses verblüffende Argument ließ Jordan um ein Haar laut auflachen. »Was für einen eigenartigen Ehenkodex du doch dein eigen nennst, meine Liebe. Zufällig bist du im Moment mit mir verheiratet.« >>Wage es nicht, mich deine Liebe zu nennen«, begehrte Alexandra auf. »Zumindest könntest du dir die Mühe machen, Tonys Situation in Betracht zu ziehen.
Denk doch nur, wie demütigend der Eindruck für ihn sein muß, ich sei dir übergangslos in die Arme gesunken.
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