Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
unbefangen zu ihm auf. »Es ist doch erstaunlich, daß es Regeln für absolut alles zu geben scheint. Gibt es eigentlich Bücher, in denen so etwas festgehalten ist?« Doch bevor er antworten konnte, ging ihr die volle Bedeutung seiner Worte auf. »Lei... leidenschaftlichere Küsse?« stotterte sie.
»Es ist meine Eitelkeit«, gab er leise zurück. »Sie ist tief gekränkt, daß Sie bei meinem Kuß um ein Haar eingeschlafen wären. Wollen doch mal sehen, ob ich Sie nicht aufwecken kann.«
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten meldete sich Jordans Gewissen. Du Lump, schrie es in ihm, weißt du eigentlich, was du da tust?
Aber diesmal zögerte er keine Sekunde. Er wußte sehr genau, was er tat. »Also dann«, meinte er und lächelte sie überzeugend an. »Ein Kuß ist etwas, was man gemeinsam tun muß. Ich lege meine Hände auf Ihre Arme und ziehe Sie an mich. So.«
Verdutzt über diese umständlichen Vorbereitungen eines Kusses blickte Alexandra auf die langen, kräftigen Finger, die ihre Oberarme umspannt hielten, dann auf seine weiße Hemdbrust und schließlich in seine Augen. »Was soll ich mit meinen Händen tun?«
Jordan unterdrückte den Lachanfall, der ihm in die Kehle stieg, ebenso wie die spontane Antwort, die er schon auf den Lippen hatte. »Was würden Sie denn gern mit ihnen tun?« fragte er statt dessen.
»Vielleicht in meine Taschen stecken?« schlug Alexandra vor.
Erneut kämpfte Jordan mit dem Lachen, war aber entschlossen, sein Vorhaben zu Ende zu bringen. »Damit wollte ich lediglich andeuten, daß Sie mich durchaus auch berühren können«, sagte er.
Ich will aber nicht, dachte sie verzweifelt.
Doch, du willst, reagierte er unhörbar auf ihren unausgesprochenen Protest. Er hob ihr Kinn, sah in ihre großen, leuchtenden Augen, und Zärtlichkeit stieg in ihm auf — eine Empfindung, die ihm so unbekannt war wie seine innere Stimme, bis er diese unschuldige, spontane, ungekünstelte Kindfrau kennengelernt hatte. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, in die Augen eines Engels zu blicken, und berührte ihre zarte Wange unbewußt fast ehrfürchtig. »Wissen Sie eigentlich«, flüsterte er, »wie bezaubernd Sie sind? Wie ungewöhnlich?«
Seine Worte, die Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer Wange und das tiefe, wohlklingende Timbre seiner Stimme übten genau die verführerische Wirkung aus, die Alexandra von seinem Kuß befürchtet hatte. Ihr kam es vor, als würde sie innerlich dahinschmelzen. Sie konnte den Blick nicht von seinen hypnotischen Augen wenden, sie wollte es auch gar nicht. Ohne zu wissen, was sie tat, hob sie ihre Hand und berührte mit zitternden Fingern seine Wange. »Ich finde«, hauchte sie leise, »daß Sie sehr schön sind.«
»Alexandra...« Das leise Wort enthielt eine Zärtlichkeit, die sie noch nie in seiner Stimme gehört hatte, und erfüllte sie mit einem brennenden Verlangen, ihm alles zu sagen, was sie auf dem Herzen hatte. Der Wirkung ihrer liebkosenden Finger und ihrer großen türkisfarbenen Augen völlig unbewußt, fügte sie mit der gleichen sehnsüchtigen Stimme hinzu: »Ich finde, Sie sind so schön wie Michelangelos David...«
»Nicht...«, flüsterte er heiser, und seine Lippen senkten sich zu einem Kuß auf ihren Mund, der ganz anders war als der erste. Sein Mund nahm mit wilder Zärtlichkeit von ihrem Besitz, seine Hand umschlang ihren Nacken, seine Finger strichen sanft über ihre zarte Haut, sein anderer Arm umfaßte ihre Taille und zog sie eng an sich heran. Verloren in einem Meer der Gefühle hob Alexandra die Arme, legte sie um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Und als sie das tat, wurde aus dem Verführer der Verführte. Verlangen explodierte in Jordan, und das Mädchen in seinen Armen wurde eine verlockende Frau. Ganz automatisch wurde sein Kuß intensiver, hungriger, dann berührte seine Zunge ihre bebenden Lippen, überredete sie zärtlich aber beharrlich dazu, sich zu öffnen. Seine Hände glitten von ihrem Rücken zur Taille hinab, dann wieder hinauf, auf ihre Brüste zu.
Alexandra stöhnte leise auf, und dieses Geräusch durchdrang sein leidenschaftliches Verlangen, ließ es abebben und holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
Jordan senkte die Hände zögernd auf ihre schmale Taille, hob den Kopf, sah in ihr faszinierendes junges Gesicht und konnte die Leidenschaft nicht glauben, die sie unerwartet in ihm erregt hatte.
Ganz benommen von Liebe und Verlangen spürte Alexandra das dumpfe Schlagen seines Herzens unter ihrer Hand.
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