Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
er mir raten, darauf zu warten. Im Winter wird das Versprechen vom Geruch des Schnees in der Luft begleitet. Im Sommer höre ich es in den Donnerschlägen und sehe es in den Blitzen, die über den Himmel zucken. Aber am meisten spüre ich es jetzt, im Frühling, wenn alles grün und schwarz ist...«
Ihre Stimme brach ab, und Jordan fragte verwirrt: »Schwarz?«
»Ja, schwarz. Wie nasse Baumstämme und frischgepflügte Felder, die riechen wie...« Sie atmete tief ein und versuchte, sich an den genauen Geruch zu erinnern.
»Dreck«, schlug Jordan unromantisch vor.
Sie sah ihn an. »Sie halten mich für töricht«, seufzte sie. Sie richtete sich zu ganzer Größe auf und ignorierte den scharfen Stich von Sehnsucht, den sie nach ihm empfand. »Wir können unmöglich heiraten«, verkündigte sie mit ruhiger Gelassenheit.
Jordans dunkle Brauen zogen sich über ungläubigen Augen zusammen. »Und das haben Sie lediglich aus dem einzigen Grund beschlossen, daß ich nicht glaube, daß nasse Erde wie Parfum duftet?«
»Sie haben kein Wort von dem verstanden, was ich sagte«, erklärte Alex resigniert. »Aber es ist nun einmal eine Tatsache, daß Sie mich genauso unglücklich machen würden wie Sie selbst sind. Und wenn Sie mich unglücklich machen, werde ich mich bestimmt damit rächen, daß ich Sie unglücklich mache, und in ein paar Jahren sind wir genauso verbittert wie Ihre Großmutter. Wagen Sie es ja nicht zu lachen«, warnte sie ihn, als sie sah, wie es um seine Lippen zuckte.
Jordan nahm ihren Arm und führte sie über den Plattenweg an den Rosenbeeten vorbei zu einer Laube. »Sie haben einen entscheidenden Faktor nicht in Betracht gezogen: Von dem Augenblick an, an dem ich Sie in das Gasthaus trug, konnte nichts in Ihrem Leben so wie zuvor sein. Selbst wenn Ihre Mutter nur bluffte, als sie drohte, uns einem öffentlichen Gerichtsverfahren auszusetzen, ist Ihr guter Ruf auch ohne ein solches Verfahren längst zerstört.« Er blieb am Eingang der Laube stehen, lehnte sich gegen den Stamm einer Eiche und fuhr mit unpersönlicher Stimme fort: »Ich fürchte, Ihnen bleibt keine andere Wahl, als mir die Ehre zu geben, meine Frau zu werden.«
Alexandra lachte leise über seine stets präsente förmliche Höflichkeit, selbst jetzt, da sie ihm die Hand zur Ehe verweigerte. »Ein ganz gewöhnliches Mädchen aus Morsham zu heiraten, ist für einen Herzog wohl kaum eine >Ehre<«, erinnerte sie ihn ebenso unbeschwert wie ungekünstelt offen. »Und trotz Ihrer entsprechenden Bemerkung neulich, sind Sie auch keineswegs mein >Diener<. Warum sagen Sie eigentlich derartige Dinge zu mir?«
Er belächelte ihre ansteckende Heiterkeit. »Gewohnheit«, räumte er ein.
Wieder neigte sie den Kopf zur Seite. »Sagen Sie denn nie, was Sie wirklich meinen?«
»Selten.«
Alex nickte weise. »Es scheint so, daß Offenheit das Privileg jener ist, die Ihre Großmutter geringschätzig als >niedere Klassen< bezeichnet. Warum reize ich Sie eigentlich immer wieder zum Lachen?«
»Aus irgendeinem unerfindlichen Grund«, gab er amüsiert zurück. »Ich mag Sie.«
»Das ist zwar sehr nett, aber reicht nicht aus, um darauf eine Ehe zu begründen«, klärte ihn Alex auf und kehrte zum eigentlichen Grund ihrer Sorgen zurück. »Es gibt andere, wichtigere Dinge wie...« Entsetzt brach sie ab. Wie Liebe, dachte sie. Liebe ist das einzig Entscheidende.
»Wie?«
Unfähig, das Wort auszusprechen, blickte Alexandra schnell zur Seite und hob gleichgültig die Schultern.
Liebe, ergänzte Jordan schließlich innerlich, seufzte tief auf und wünsche sich, zu seinem unterbrochenen Gespräch mit dem Verwalter seiner Großmutter zurückkehren zu können. Alexandra wünschte sich Liebe und Romantik. Er hatte vergessen, daß selbst unschuldige, behütete Mädchen ihres zarten Alters von ihren künftigen Ehemännern ein wenig Leidenschaft und Zuneigung verlangten. Wild entschlossen, nicht wie ein närrischer Tropf dazustehen, der sie mit zärtlichen Worten zur Ehe mit ihm überredete, die er doch nicht ernst meinte, kam er zu der Entscheidung, daß ein Kuß der schnellste, wirksamste und erprobteste Weg war, seine Pflicht zu erfüllen und ihre Skepsis zu zerstreuen, damit er zu seiner Unterhaltung zurückkehren konnte.
Alex zuckte nervös zusammen, als er unvermittelt die Hand hob, ihr Kinn umfaßte und sie so dazu zwang, ihre emsige Betrachtung des Laubeneingangs abzubrechen.
»Sehen Sie mich an«, sagte er mit leiser Samtstimme, die ihr winzige Schauer
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