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Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin

Titel: Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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eine der dünnen Zigarren heraus, die er für gewöhnlich nach dem Abendessen rauchte. Er zündete sie an, blickte auf den weiten Kanal hinaus und dachte über das höchst komplizierte Problem Alexandra nach. Nach langen Jahren in der Gesellschaft raffinierter, berechnender und eitler Frauen hatte er ein Mädchen geheiratet, das offen, ungekünstelt, intelligent und großzügig war.
    Und er wußte nicht, was er mit ihm anfangen sollte.
    Alexandra hegte die naive, irgendwie absurde Vorstellung, er wäre nobel, anständig und »gütig«. Er wußte jedoch, daß er desillusioniert, verhärtet und moralisch korrupt war. In seinem kurzen Leben hatte er bereits zahllose Männer getötet und mit so vielen Frauen geschlafen, daß er sich unmöglich an alle erinnern konnte.
    Alexandra glaubte an Offenheit, Vertrauen und Liebe. Und sie schien wild entschlossen, ihn zu ihren Überzeugungen zu bekehren. Aber er wollte mit Offenheit, Vertrauen und Liebe nichts zu tun haben.
    Sie war eine versponnene Träumerin, er ein harter Realist.
    Sie war eine so unverbesserliche Träumerin, daß sie tatsächlich davon überzeugt war, ihr sei »etwas Wundervolles« bestimmt. Aber das war kaum überraschend, denn sie glaubte ja auch, daß feuchter Dreck im Frühling wie Parfum duftete...
    Alexandra wollte, daß er die Welt so sah wie sie selbst: mit jedem Tag neu und voller Versprechungen, aber dafür war es zu spät. Er konnte lediglich versuchen, ihr ihre Vorstellung von der Welt so lange wie möglich zu erhalten. In Devon wäre sie vor den zersetzenden Auswirkungen der Gesellschaft sicher, vor den Ausschweifungen und Zügellosigkeiten seiner Welt — der Welt, in der er sich wohl fühlte, in der niemand von ihm erwartete, daß er so etwas wie Liebe empfand...
    Er fürchtete sich vor dem Schmerz, der in ihre Augen treten würde, wenn sie erkannte, daß er nicht die Absicht hatte, bei ihr in Devon zu bleiben, daß er es nicht konnte, nicht wollte.
    Verärgert warf Jordan seine Zigarre über die Reling, erinnerte sich dann aber daran, daß es seine letzte gewesen war. Er hatte sein goldenes Zigarettenetui am Abend zuvor in Elises Londoner Wohnung vergessen.
    Er überquerte das Deck und sah zum Kai hinüber, wo in einer Taverne noch Licht schimmerte. In der Hoffnung, dort Zigarren kaufen zu können, strebte Jordan entschlossen der Gangway zu.
    Wenig später verließ er die Taverne wieder. In der Tasche seines Rocks steckten drei Zigarren, dicke Zigarren, die ihm nicht sonderlich zusagten. Jetzt, da er sie hatte, war er sich nicht mehr sicher, ob er sie auch rauchen würde. Hinter ihm bewegten sich plötzlich zwei Schatten, Planken knarrten, und Jordan verspannte sich. Ohne den Schritt zu verlangsamen, griff er in seinen Hosenbund und nach der Pistole, aber bevor er sie packen konnte, schien sein Schädel in tausend Stücke zu zerspringen. Ein namenloser Schmerz ergriff ihn und ließ ihn in einem schwarzen Tunnel der Bewußtlosigkeit versinken. Und dann trieb er auf ein Licht am Ende des Tunnels zu, das ihm wie ein Willkommensgruß entgegenblinkte.
    Im Morgengrauen wurde Alexandra von den Rufen der Seeleute wach, die das Schiff zum Auslaufen klarmachten. Obwohl sich ihr Kopf anfühlte, als sei er mit feuchter Wolle gefüllt, wollte sie doch den Augenblick nicht versäumen, an dem die Segel gesetzt und die Leinen losgemacht wurden. Jordan muß den gleichen Einfall gehabt haben, dachte sie, als sie sich schnell anzog und einen Umhang aus lavendelfarbener Wolle um die Schultern legte. Er hatte die Kabine bereits verlassen.
    Ein graurosafarbenes Band säumte den Horizont, als sie ins Freie trat. Seeleute eilten über das Deck, entrollten Taue und kletterten die Masten empor. Sie sah sich nach ihrem Mann um, aber sie schien der einzige Passagier an Deck zu sein. Sie raffte die Röcke und machte sich auf die Suche nach dem Kapitän.
    »Captain Farraday«, fragte sie, als sie ihn endlich gefunden hatte, »haben Sie vielleicht meinen Mann gesehen?«
    Als sie die leichte Gereiztheit auf seinem Gesicht bemerkte, fügte sie schnell hinzu: »Er ist weder in seiner Kabine noch an Deck. Gibt es sonst noch einen Ort auf dem Schiff, an dem er sich aufhalten könnte?«
    »Eigentlich nicht«, entgegnete er abwesend und blickte prüfend zum Horizont. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden...
    Tapfer bemüht, die Besorgnis zu verdrängen, die ihr wie ein kalter Schauer über den Rücken rann, ging Alexandra wieder in ihre Kabine hinunter und blickte sich

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