Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
resigniert, um sich von seinen beleidigenden Äußerungen über weibliche Intelligenz beleidigt zu fühlen. Sie setzte eine Miene höflichen Interesses auf und ließ sich von ihm in den Alkoven führen, der vom übrigen Ballsaal durch rote Samtvorhänge getrennt war. Sobald sie eingetreten waren, erkannte Alexandra, daß sie nicht allein waren. Eine elegant gekleidete junge Frau mit aristokratischem Profil und goldblonden Haaren stand an der halbgeöffneten Terrassentür und schien die Momente des Alleinseins an der frischen Luft zu genießen.
Bei ihrem Eintritt drehte sich die junge Frau um, und Alexandra erkannte Lady Melanie Camden, die Frau des Earl of Camden, der vor wenigen Tagen von einem Besuch bei ihrer Schwester nach London zurückgekehrt war. Alexandra nickte ihr zu und entschuldigte sich mit einem Lächeln dafür, daß sie ihre Abgeschiedenheit störten. Die Countess gab das Lächeln zurück und wandte sich wieder der Terrassentür zu.
Lord Ponsonby bemerkte die Countess entweder nicht, oder er war entschlossen, sich von ihrer Anwesenheit nicht stören zu lassen. Nachdem er sich ein Glas Punsch eingegossen hatte, nahm er vor einer Marmorsäule Aufstellung und begann großspurig über Horaz und dessen Bemerkungen über den Ehrgeiz zu dozieren, hielt aber während der ganzen Zeit den Blick fest auf Alexandras Busen geheftet.
Alexandra war so verärgert über die Tatsache, sich zum ersten Mal den anzüglichen Blicken eines Mannes ausgesetzt zu sehen, daß sie weder bemerkte, daß er Horaz falsch zitierte, noch daß die Countess of Camden einen Blick über die Schulter warf und den Lord verblüfft ansah.
Eine Minute später erklärte Lord Ponsonby wichtigtuerisch: »Ich stimme mit Horaz absolut überein, wenn er sagt: >Der Ehrgeiz ist eine so machtvolle Leidenschaft in der menschlichen Brust, daß wir nie zufrieden sind, wieviel wir auch erreichen mögen...<«
»Ma... Machiavelli«, korrigierte ihn Alexandra leicht stotternd.
»Horaz«, beharrte Lord Ponsonby, klemmte sich sein Einglas ins Auge und richtete den Blick nun direkt und verstärkt auf Alexandras Brüste, während er gleichzeitig den Eindruck lässiger Nonchalance zu vermitteln versuchte, indem er seine Schulter gegen eine sich hinter ihm befindende Säule lehnte. Unglücklicherweise hielt ihn seine Faszination mit Alexandras Busen davon ab, die genaue Position der Säule zu erkunden. »Jetzt können Sie vielleicht verstehen«, begann er, lehnte sich zurück und breitete die Arme zu einer allumfassenden Gebärde aus, »warum seine Bemerkungen Horaz... Aah!« Mit weit ausgebreiteten Armen stürzte er rückwärts, warf den Tisch samt Punschgefäß um, riß den Vorhang herunter und landete - alle viere von sich gestreckt - zu Füßen dreier verblüffter Ballgäste.
Von unbändigem Lachreiz ergriffen, schlug Alexandra die Hand vor den Mund, wirbelte herum und sah sich der Countess von Camden gegenüber, die gleichfalls mit weitaufgerissenen Augen die Hand an die Lippen drückte. Synchron eilten die beiden jungen Frauen auf die Terrassentür zu, stießen in ihrer Hast auf der Schwelle zusammen und flohen ins Freie. Dort brachen sie ebenso unisono in schallendes Gelächter aus.
»Wie er da auf dem Rücken lag, sah er genauso aus wie ein vom Baum gefallener Riesenpapagei«, keuchte die Countess, nachdem der erste Lachkrampf abgeebbt war, und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Ich fühlte mich an eine große Obstschale erinnert. Nein, an ein Gefäß mit Fruchtpunsch«, erklärte Alexandra glucksend.
»Der arme Ponsonby«, kicherte Lady Camden. »Von Machiavellis Geist dafür bestraft, seine Worte Horaz in den Mund gelegt zu haben.«
»Es war Machiavellis Rache«, ächzte Alexandra.
Schließlich seufzte Lady Camden tief auf und lächelte Alexandra an. »Woher wußten Sie eigentlich, daß der unsägliche Ponsonby Machiavelli mit Horaz verwechselt hat?«
»Ich habe sie beide gelesen«, räumte Alexandra nach einer kurzen Pause fast schuldbewußt ein.
»Wie schockierend!« erklärte Melanie Camden gespielt entsetzt. »Ich auch.«
Alexandras Augen wurden ganz groß. »Und ich dachte, daß das Lesen klassischer Werke eine Frau als unweiblich brandmarkt.«
»Das ist für gewöhnlich auch so«, räumte Melanie Camden unbefangen ein. »Aber in meinem Fall hat sich die Gesellschaft dazu entschlossen, mein höchst unpassendes Interesse an Dingen, die über Mode und Petit-point-Stickerei hinausgehen, zu ignorieren.«
Alexandra neigte den Kopf
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