Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
kühlen, gelassenen Fassade vor Wut kochte. Doch bevor sie ihre Bitte um seine Zeit zurückziehen konnte, was sie allen Ernstes erwog, erhob sich die Herzogin schnell und bedeutete Onkel Monty und Tony, zusammen mit ihr den Raum zu verlassen.
Die Tür fiel verhängnisvoll laut hinter ihnen ins Schloß, und zum ersten Mal seit fünfzehn Monaten war Alexandra mit ihrem Mann allein, erschreckend allein.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, daß er zum Tisch trat und sich noch ein Glas Champagner eingoß, und sie nutzte sein Abgelenktsein dazu, ihn zum ersten Mal seit seiner Rückkehr richtig anzusehen. Was sie erblickte, ließ sie erbeben, und sie fragte sich verängstigt, wie sie so naiv oder vernarrt gewesen sein konnte, Jordan Townsende für »gütig« zu halten.
Jetzt, mit den Augen einer Erwachsenen, konnte sie in seinen harten, abweisenden Zügen keine Spur von Güte oder Sanftheit entdecken. Wie, fragte sie sich zu tiefst erstaunt, hatte sie ihn nur jemals mit Michelangelos David vergleichen können?
Statt milder Schönheit prägte herrische Rücksichtslosigkeit Jordans gebräunte Züge, unnachgiebige Autorität die hohen Wangenknochen und die gerade Nase, kalte Entschlossenheit sein Kinn. Sie erzitterte innerlich vor dem kalten Zynismus, den sie in seinen Au-| gen sah, dem ätzenden Spott, den sie in seiner Stimme hörte. Vor langer Zeit hatte sie gefunden, daß seine Augen so sanft waren wie der Himmel nach einem Sommerregen, aber nun erkannte sie, daß es Augen ohne jede Wärme und Mitgefühl waren, kalt und abweisend wie Gletscher. Oh, er sieht gut aus, räumte sie zögernd ein, sogar umwerfend gut, aber nur, wenn man sich zu dunklen, aggressiven, verworfen sinnlichen Männern hingezogen fühlte, was bei ihr mit Sicherheit nicht der Fall war.
Jordan setzte sich wieder in den Sessel neben den Kamin, trank sein Glas aus und stellte es hart auf den Kaminsims. »Ich warte«, erklärte er ungeduldig.
Erschreckt über seinen verächtlichen Ton sah ihn Alexandra an. »Ich... ich weiß«, stammelte sie und war wild entschlossen, ihm mit ruhiger Gelassenheit unwiderruflich zu erklären, daß sie nicht länger seiner Obhut unterworfen zu sein wünschte. Andererseits wollte sie auch nichts tun oder sagen, was ihm zu erkennen gab, wie verletzt, zornig und enttäuscht sie gewesen war, als sie die Wahrheit über seine Gefühle ihr gegenüber erfuhr, oder wie sie sich mit ihrer Trauer um Londons berüchtigtsten Schwerenöter zur Närrin gemacht hatte. Darüber hinaus wurde zunehmend deutlich, daß Jordan in seiner augenblicklichen Stimmung wohl kaum einsichtig auf das Thema Scheidung reagieren würde. »Ich weiß nicht recht, wie ich beginnen soll«, meinte sie zögernd.
»Wenn das so ist«, entgegnete er ironisch, und sein Blick glitt anzüglich über ihr Brautkleid, »gestatte mir, dir ein paar Vorschläge zu machen. Du könntest mir beispielsweise sagen, wie sehr ich dir gefehlt habe. Allerdings stünde das in gewissem Widerspruch zu der Robe, die du da trägst. Du hättest dir etwas anderes anziehen sollen. Es ist übrigens ganz ausnehmend hübsch.« Sein Ton wurde härter. »Habe ich es bezahlt?«
»Nein... das heißt, ich weiß nicht genau...«
»Mach dir keine Sorgen über das Kleid«, unterbrach er sie schneidend. »Laß uns mit deiner Scharade fortfahren. Da du dich wohl kaum in meine Arme werfen und Tränen der Freude über meine Rückkehr vergießen kannst, während du als Braut eines anderen kostümiert bist, mußt du dir schon etwas anderes einfallen lassen, um mich dir gegenüber geneigter zu stimmen und meine Vergebung zu erlangen.«
Unbändige Wut überwog Alexandras Ängste. »Deine was?« explodierte sie.
»Warum erzählst du mir nicht, wie untröstlich du warst, als du von meinem Dahinscheiden erfuhrst?« fuhr er ungerührt fort. »Das würde sich doch ganz hübsch anhören. Und wenn du dir dann auch noch zwei oder drei Tränen abringen und mir beteuern könntest, wie sehr du um mich getrauert, wie oft du geweint und Gebete für mein Seelenheil gesprochen...«
Das kam der Wahrheit so nahe, daß Alexandra vor Scham und Wut erbebte. »Hör auf!« rief sie zornig. »Ich werde nichts dergleichen tun! Darüber hinaus ist deine Vergebung das letzte, wonach es mich verlangt, du arroganter Heuchler!«
»Das war eben sehr unklug von dir, mein Schätzchen«, erklärte er mit seidenweicher Stimme und verließ seinen Sessel. »Zeiten wie diese verlangen nach zärtlichen Beteuerungen und Tränen, nicht
Weitere Kostenlose Bücher