Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
sind?«
»Sehr wohl, Mylord. Ich und Penrose.«
»Und wer ist Penrose?«
»Der Vize-Butler«, erwiderte Filbert, doch dann schien es mit ihm durchzugehen, und er fügte verächtlich hinzu: »Zumindest war er es, bis Seine Gnaden heute früh hier hereinmarschierte und ihn degradierte.«
Roddy Miene nahm einen abwesenden Ausdruck an. »Wie überaus köstlich«, murmelte er, riß sich dann schnell zusammen und verneigte sich formvollendet vor Alexandra. »Ich gehe nicht davon aus, daß ich Sie heute abend auf dem Ball bei den Lindworthys sehen werde?«
Alexandra zögerte lediglich den Bruchteil einer Sekunde lang, bevor sie mit einem kleinen durchtriebenen Lächeln erklärte: »Da mein Mann bereits andere Verpflichtungen hat, sehe ich nicht ein, warum ich nicht kommen sollte.« Unglaublicherweise, wundersamerweise würde sie bald über genügend Geld verfügen, um ein Jahrzehnt lang bequem in Morsham leben zu können. Zum erstenmal in ihrem ganzen Leben empfand sie einen Vorgeschmack auf Unabhängigkeit, auf Freiheit. Es war ein herrliches Gefühl. Berauschender als Wein. Es stieg ihr zu Kopf, machte sie wagemutig. »Und Roddy«, strahlte sie ihn an, »falls Sie Lust haben, Ihre Fechtkünste gegen mich zu erproben, wäre morgen vormittag ein ganz ausgezeichneter Zeitpunkt. Bringen Sie mit, wen Sie wollen. Laden Sie die ganze Welt ein!«
Zum ersten Mal wirkte Roddy unbehaglich. »Selbst unser verehrter Tony, der Ihnen stets Ihren Willen läßt, wollte nichts davon hören, Sie gegen einen von uns fechten zu lassen. Es schickt sich nicht ganz, meine Teure, und Ihr Mann könnte ausgesprochen unangenehm werden, wenn er davon erfährt.«
»Verzeihen Sie, Roddy«, meinte sie zerknirscht, >>Ich hatte nicht die Absicht, Sie in etwas hineinzuziehen, das Sie in Schwierigkeiten...«
»Ich denke an Sie, meine Schöne, nicht an mich. Ich gehe kein Risiko ein. Hawk würde mich nie fordern. Er und ich sind viel zu zivilisiert, um ein öffentliches Schauspiel unverhüllter Unbeherrschtheit zu bieten, denn nichts anderes ist ein Duell. Andererseits bin ich recht sicher«, fügte er nonchalant hinzu, »daß er bald nach irgendeiner Möglichkeit suchen wird, mir das Gesicht zu verändern. Aber keine Angst, meine Fäuste wissen sich zu wehren. Im Gegensatz zu dem, was Sie vielleicht angenommen haben, steckt unter meiner eleganten Kleidung ein ganzer Kerl.« Er hauchte galant einen Kuß auf ihren Handrücken und meinte trocken: »Also werde ich heute abend bei den Lindworthys nach Ihnen Ausschau halten.«
Nachdem Roddy gegangen war, umschlang sich Alexandra mit den Armen, hob lachend den Kopf und rief: »Danke, danke, danke!« zu Gott, dem Schicksal und der stuckverzierten Decke hinauf. Roddy hatte den ersten Teil ihres Problems gelöst, indem er ihr den Weg gezeigt hatte, auf dem sie zu Geld kommen konnte. Und gerade war ihr auch die Lösung des zweiten Teils eingefallen: Jordan Townsende war, wie sie in den letzten beiden Tagen bemerkt hatte, ein Mann, der davon ausging, daß sich alle Welt seinen Wünschen fügte — auch seine Frau. Widerspruch oder gar Widerstand war er nicht gewöhnt.
Daher war Auflehnung logischerweise der Schlüssel zu ihrer Freiheit, fand Alexandra. Dringend erforderlich waren mehrere sofortige Maßnahmen des Widerstands: solche, die seine Gelassenheit erschütterten, seine Autorität verhöhnten und - am allerwichtigsten — ihm auf unübersehbare Weise deutlich machten, daß sein Leben ohne Alexandra sehr viel friedlicher und angenehmer verlaufen würde.
»Seiner Majestät«, meldete sich Filbert despektierlich, »wird es aber gar nicht gefallen, wenn Sie heute abend ausgehen.« Er runzelte besorgt die Brauen. »Ich habe zufällig gehört, wie er es Ihnen untersagt hat.«
Lachend umarmte Alexandra den fürsorglichen alten Mann. »Wenn es ihm nicht gefällt, daß ich ausgehe«, rief sie, »dann kann er mich ja nach Morsham zurückschicken! Oder in eine Scheidung einwilligen!«
Das Hochgefühl, das Alexandra seit Roddy Carstairs’ Besuch erfaßt hatte, nahm sogar noch zu, als sie vor ihrem Ankleidetisch stand und einen kurzen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims warf. Vor anderthalb Stunden hatte Jordan die Suite betreten, die sich an ihre Räume anschloß, und seinem Kammerdiener erklärt, er würde am Abend zu White’s gehen. Und vor fünfundzwanzig Minuten war er aufgebrochen.
White’s war nicht sehr weit vom Anwesen der Lindworthys entfernt, und um nicht das Risiko einzugehen, ihm unter
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