Lass mich in Dein Herz
Waffe wird nicht auf Valentin zugelassen sein«, vermutete Andrea. »Sie haben doch sicher geprüft, ob er offiziell im Besitz einer Waffe ist?«
»Sie haben recht«, bestätigte Thiele. »Es war nie und ist keine Waffe auf seinen Namen registriert. Spätestens nach seiner Verurteilung hätte er seinen Schein sowieso abgeben müssen.«
»Dann wird es schwierig«, sagte Andrea. Das hatte sie schon vermutet.
»Wenn wir den Weg verfolgen können, den die Tatwaffe bis zu ihrem letzten Gebrauch genommen hat, finden wir vielleicht heraus, wer mit der Waffe in Kontakt gekommen ist«, sagte Thiele. »Das machen wir nicht zum ersten Mal.«
»Ich weiß«, sagte Andrea. »Entschuldigen Sie, wenn ich so dränge, aber . . . ich kenne diese Situation bislang nur von der Richterseite her. Ich war noch nie –« Sie brach ab. Ich war noch nie die Verdächtige, hatte sie sagen wollen. Aber es Thiele gegenüber auszusprechen fiel ihr schwer.
»Das ist mir klar«, sagte Thiele. »Ich würde mich an Ihrer Stelle auch nicht besonders wohlfühlen. Wenn man es immer von der anderen Seite her gewohnt ist . . .« Er räusperte sich. »Es werden viele Waffen illegal aus dem Ausland eingeführt. Die Ballistik vergleicht deshalb parallel unsere Kugel mit allen im Computer gespeicherten Mustern von Geschossen dieser Waffenreihe, die in Zusammenhang mit Straftaten schon einmal aufgetaucht sind. Wurde die Waffe früher schon einmal benutzt, finden wir das auf diesem Wege heraus. Sie sehen, wir lassen nichts unversucht.«
Thiele machte eine Pause, in der er Andrea erneut eingehend betrachtete. Sein Bericht über die Ermittlungen schien sie nicht zu beunruhigen. Im Gegenteil. Andrea Jordan schien ehrlich an der Aufklärung interessiert. Ein Zeichen für ihre Unschuld? Oder für ihre Beherrschung?
Er hatte ihre Aussage mehrmals aufmerksam gelesen. Die Geschichte klang abenteuerlich. Andererseits: Die Frau wäre nicht das erste Opfer eines wahnsinnigen Verfolgers. So etwas gab es. Hin und wieder. Oder saß hier doch nur eine Mörderin, die ihre Entlarvung befürchten musste?
Na gut , dachte Thiele, testen wir einfach mal ihre Reaktion . »Ich will Ihnen nichts vormachen«, sagte er deshalb. »Ich kann die Tatsache, dass die Tatwaffe Ihre Fingerabdrücke trägt, nicht ignorieren. Der Gerichtspräsident hat sich persönlich für Sie eingesetzt, aber das ist für mich ohne Bedeutung. Ich interessiere mich ausschließlich für die Wahrheit in einem Mordfall. Ich sehe die Sache rein objektiv.«
Andrea nickte verstehend. »Das ist Ihr Job.«
»Das heißt,«, fuhr Thiele unbeirrt fort, »die Ermittlungen können entweder bestätigen, dass Sie bis zu dem Tag, da Löwens erschossen wurde, nie mit der Waffe in Kontakt gekommen sind, oder auch nicht. Das kommt darauf an, ob wir den Weg, den die Waffe genommen hat, lückenlos rekonstruieren können. Unter Umständen können wir einen der Vorbesitzer, die wir ermitteln, mit diesem Valentin in Verbindung bringen. Oder mit Ihnen. Was auch immer, es wird mich der Lösung des Falles näherbringen. Mir ist es egal, welcher. Ich halte mich an die Fakten.« Er sah Andrea an.
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, erwiderte Andrea. »Denn die Fakten werden meine Aussage bestätigen. Der Labortest zum Beispiel wird zeigen, dass die Konzentration der Droge in meinem Körper eine Abhängigkeit ausschließt.« Andrea lächelte.
Thiele dämpfte Andreas Optimismus in der Sache. »Nun ja. Das wäre in keinem Fall zu Ihrem Nachteil. Der Test allein nützt allerdings nichts.«
»Was ist mit den Anzeigen, die ich erstattet habe? Die Reifen, der Einbruch, der Autounfall? Die bestätigen meine Aussage doch auch. Oder habe ich alles selbst inszeniert, weil ich schon damals plante, Löwens zu töten, und meine Geschichte so untermauern wollte?« Andrea versuchte belustigt zu klingen. Doch es wollte ihr nicht so recht gelingen.
»Ich weiß es nicht. Sie haben keinen echten Beweis, dass Valentin sie bedroht hat. Sie können auch niemanden benennen, der etwas gesehen hat oder zumindest gehört, um ihre Version der Vorgänge zu bestätigen«, sagte Thiele mit Zweifeln in der Stimme und sehr bedeckt. Seine Augen hielt er dabei jedoch ununterbrochen auf Andrea gerichtet. »Alles, auch der nächtliche Überfall im Amtsgericht, könnte eine Reihe von Zufällen sein. Sie sind die einzige, die angeblich mit Valentin gesprochen hat und ihn zu Gesicht bekam.«
»Und was ist mit der Tatsache, dass Valentin bereits einmal
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