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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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traurige Vergangenheit hatte. Clara war immer so lustig und unbeschwert. Was nur zeigte, dass kein Mensch einen anderen wirklich kannte.
    Hoffentlich hatte Clara mit Brian Glück. Aber ja, er war der Richtige für sie. Miriam war sich dessen sicher. Wie er Clara an diesem Morgen angesehen hatte … Sein Blick war alles gewesen, was sich eine Frau wünschen konnte.
    Während sich der Zug ihrer Station näherte, versuchte Miriam, rasch das Wichtigste durchzugehen, das sie im Büro erledigen musste. Doch immer wieder mischten sich andere Gedanken dazwischen. Claras Offenbarung hatte unabsichtlich dazu geführt, dass Miriam über sich selbst nachdachte.
    Obwohl völlig verschieden, waren Clara und sie sich in mancher Hinsicht beunruhigend ähnlich. Clara hatte einen Lebensstil mit häufig wechselnden Partnern gewählt, von denen sie gewusst hatte, dass sie sich nicht in sie verlieben würde. So etwas wie eine Herausforderung waren die Männer für Clara gewesen. Sie hatte sie abserviert, sobald sie sich in sie verliebten.
    Miriam dagegen hatte sich unbewusst liebebedürftige Typen ausgesucht, die viel mehr von ihr abhängig waren als sie von ihnen. Nur so hatte sie darauf vertrauen können, dass sie sie nicht verließen. Im Grunde lief es auf den Wunsch hinaus, die Oberhand zu behalten. Und dann hatte sie Jay kennengelernt.
    Der Zug hatte ihre Station erreicht, worüber Miriam froh war. Sie wollte nicht länger nachdenken.
    Sie schaffte es nicht. Grübelnd ging sie die kurze Strecke vom U-Bahnhof zur Kanzlei. Miriam hatte sich nicht verlieben wollen. Bis sie ihr zugestoßen war, hatte sie nicht wirklich an die Liebe geglaubt. Schon früh im Leben war Miriam zu der Überzeugung gelangt, dass Liebe eigentlich nur eine starke körperliche Anziehungskraft zwischen zwei Menschen war. Wenn man der Liebe aus dem Weg ging, konnte man auch nicht verletzt werden. So, wie es ihrer Mutter passiert war.
    Vor dem Bürogebäude blieb Miriam stehen, ohne die vereinzelten Schneeflocken zu bemerken, die im Wind wirbelten. Jay hatte ihr Herz im Sturm erobert und ihr einen Heiratsantrag gemacht, und sie war überglücklich gewesen. Jetzt gestand sie sich zum ersten Mal ein, dass eine unterschwellige Furcht von Anfang an eine Rolle in ihrer Beziehung gespielt hatte.
    Jay hatte gesagt, die Trennung sei unvermeidlich gewesen, weil sie sich eingeredet hätte, er sei wie ihr Vater. Sie wolle nichts anderes glauben, weil sie dann verwundbar sein würde. Steckte darin vielleicht ein Körnchen Wahrheit? Hatte sie Jay so sehr geliebt, dass die Angst, ihn zu verlieren, übermächtig geworden war?
    Hatte sie deshalb alles getan, um ihn zufriedenzustellen? Zum Beispiel vorgetäuscht, gern in seiner Wohnung zu leben?
    Als sie Jay mit Belinda erwischt hatte, war für Miriam nicht nur eine Welt zusammengebrochen, sondern ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Seltsamerweise hatte Miriam gleichzeitig Erleichterung verspürt. Jetzt wurde ihr klar, warum: weil das Warten endlich vorbei gewesen war.
    Sie ging die Stufen hinauf in das Gebäude und fuhr mit dem Lift in das Stockwerk, in dem die Anwaltsfirma „Thorpe und Söhne“ ihren Sitz hatte. Um ihr kleines Büro zu erreichen, das in das größere ihres Chefs führte, musste Miriam das Vorzimmer durchqueren. Eine der jungen Frauen rief ihr zu, dass Mr. Thorpe erst nach dem Mittagessen wieder zurück sei.
    „Danke.“ Miriam betrat ihr Büro, schloss die Tür und setzte sich an ihren Schreibtisch, ohne den Computer einzuschalten. Stattdessen stellte sie sich einer weiteren Wahrheit. Seit Wochen schob sie immer wieder den Anruf bei Jays Schwester auf. Und nicht nur, weil sie Jays Schwester nicht in eine unangenehme Lage bringen wollte.
    Das Problem war, dass Miriam ihre Schwägerin sehr gernhatte. Und das machte die Situation nicht leichter.
    Miriam seufzte. War sie wirklich so verkorkst? Anscheinend ja. Plötzlich trat Verborgenes ans Licht, das sie schon seit Jahren tief in ihrer Seele mit sich herumtrug. Aber … das bedeutete nicht unbedingt, dass Jay keine Affäre mit Belinda gehabt hatte. Oder?
    Die Zweifel, die sie beschlichen hatten, waren zermürbend. Hatte sie falsch interpretiert, was sie gesehen hatte? War es ein Versuch Belindas gewesen, Jay zu verführen? Das hieße, dass er die ganze Zeit über die Wahrheit gesagt und Belinda gelogen hatte.
    Der Gedanke erschreckte sie zutiefst. Hatte sie Jay etwa die ganze Zeit zu Unrecht beschuldigt? Das wäre ja fast genauso schlimm wie

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