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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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Morgen war.
    „Panisch, erschrocken, aggressiv.“ Clara rieb sich die Augen und verschmierte das ohnehin schon verlaufene Make-up. „Ich war gemein, Miriam. Bestimmt wird Brian nie wieder ein Wort mit mir reden.“
    „Er weiß nichts von deiner Mutter und diesem Mann?“
    „Abgesehen von der Lehrerin und dem Therapeuten, zu dem ich geschickt wurde, und jetzt dir habe ich nie mit jemandem darüber gesprochen.“
    „Du musst es Brian erzählen, Clara.“
    „Ich kann nicht.“ Weinend schüttelte sie den Kopf. „Mir ist klar, dass es verrückt klingt, aber vielleicht sieht Brian mich dann mit anderen Augen. Er würde zu viel wissen, es würde ihm zu viel Macht geben … Ach, ich verstehe selbst nicht, was ich empfinde.“
    Einen Moment lang war Miriam ratlos, dann umfasste sie Claras Arm. „Los, wir gehen hoch zu mir und sagen Bescheid, dass wir später anfangen. Wir behaupten, das Abendessen sei uns nicht bekommen. Du trinkst einen Kaffee, isst etwas, und wir sprechen das durch.“
    „Ich muss Material für eine Sendung zusammenstellen. Niemand sonst kann die Arbeit übernehmen, weil es ein heikles Thema ist.“
    „Du bist wichtiger als eine Fernsehsendung, und wir reden hier über dein ganzes weiteres Leben.“
    Jetzt lächelte Clara schwach. „Stimmt“, gab sie zu.
    Zwei Stunden und viele Tränen später willigte sie ein, Brian um ein Treffen nach der Arbeit zu bitten und ihm alles zu erzählen. „Was, wenn er genug hat?“, fragte sie, während sie und Miriam ihr Make-up ausbesserten, bevor sie das kleine Apartment verließen. „Ich war gestern Abend wirklich gemein zu ihm. Vielleicht hat er es satt, sich weiter nett gegenüber einer Verrückten zu verhalten.“
    „Hat er nicht, und du bist es nicht“, erwiderte Miriam sehr bestimmt. Sie hoffte nur, dass ihr blindes Vertrauen in Brian berechtigt war. Clara brauchte wirklich einen Helden.
    „Ich würde es ihm nicht verübeln.“ Bedrückt blickte Clara ihr Spiegelbild an. „Aller Wahrscheinlichkeit nach wird unsere Beziehung sowieso nicht halten. Wir stammen aus verschiedenen Welten. Er ist in der klassischen glücklichen Familie aufgewachsen. Als sein Vater vor fünf Jahren gestorben ist, war Brian am Boden zerstört. Seine Mutter hat ein Herz aus Gold. Er kann unmöglich verstehen, aus welchen Verhältnissen ich komme.“
    „Du unterschätzt ihn. Ich denke, eure Beziehung wird ihren Lauf nehmen. Und im Grunde denkst du das auch. Deshalb hast du solch eine Heidenangst.“
    Clara zog die Augenbrauen hoch. „In Ordnung, du weise Frau. Ich gebe mich geschlagen.“
    „Ich bin alles andere als weise. Glaub mir, ich bin genauso verkorkst wie du, nur ohne derart triftige Gründe.“ Die Worte hallten in ihrem Kopf nach. Zum Glück war Clara zu sehr in ihre eigenen Probleme vertieft, um darauf einzugehen, was ihre Freundin da gesagt hatte. Auf dem Weg nach unten versprach sich Miriam, später über all die Fragen nachzudenken, die Claras Enthüllungen aufgeworfen hatten.
    Trotz der schrecklichen Dinge, die Clara ihr anvertraut hatte, beschäftigte sich Miriam schon wieder mit Jay. Deshalb bemerkte sie auch nicht den jungen Mann mit Brille und blank geputzten Schuhen, der auf dem Bürgersteig stand, als sie aus dem Haus trat.
    Aber dann hörte sie hinter sich Clara flüstern: „Brian? Was machst du denn hier?“
    „Du bist heute Morgen nicht zur Arbeit gekommen. Jemand hat gesagt, du bist krank.“
    „Mir … mir geht es gut.“
    „Du hast geweint.“
    „Ja …“
    Miriam drehte sich zu Clara um, die knallrot geworden war. „Ich bin sicher, ihr habt einiges zu besprechen, und ich muss los. Bis später.“
    Keiner von beiden achtete auf sie.
    Auf der Fahrt zur Arbeit war Miriam deprimiert und fühlte sich sehr allein. Seufzend sah sich Miriam in dem überfüllten Zug um. Sie hasste die U-Bahn. Früher hatte Jay sie morgens im Auto mitgenommen. Nicht dass es im Leben auf so etwas ankam. Trotzdem, es war schön gewesen …
    Auch war es schön gewesen, jeden Morgen neben Jay aufzuwachen. Sich darin zu verlieren, wie sich der eine Mensch anfühlte, der einen über alles liebte. Nur dass Jay es nicht getan hatte. Oder … Plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Irrte sie sich? Hatte Jay die ganze Zeit über die Wahrheit gesagt?
    Ihr war zum Heulen. Schnell riss sich Miriam zusammen und beschloss, nicht mehr an Jay zu denken. Was war an diesem Morgen nur mit ihr los? Es musste wegen Clara sein. Nie hätte Miriam geglaubt, dass ihre Freundin eine so

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