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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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direkt zur Sache.
    »Ich habe ihm ja in der Anstalt ein wenig geholfen, hat er das erzählt?«
    »Nee. Wie geholfen?«
    »Du weißt schon, ihm den einen oder anderen Dienst erwiesen. Er führt ja eine Art Unternehmen, wie du selbst gesagt hast.«
    »Aha, gut.«
    Hägerström hatte alle Antennen ausgefahren. Hatte Nippe begriffen, dass er ein Eingeweihter war? Würde er etwas preisgeben?
    Er sagte: » JW kennt sich im System schließlich besser aus, als irgendein lausiger krimineller Einwanderer es jemals tun könnte. Und er kann sich offener geben und die Dinge schneller auf den Punkt bringen, als irgendein Rechtsanwalt oder Buchhalter es je können würde. Und genau das ist nötig. Auch wenn wir endlich die Regierung in diesem verdammten Soziland gewechselt haben, sind die Steuern bei uns immer noch höher als in allen anderen Ländern. Jeder halbwegs vernünftige Mensch sieht doch zu, dass er seinen Wohnsitz nach Malta oder Andorra verlegt. Oder nicht?«
    Nippe leerte sein Glas erneut. Er lallte immer stärker. Hägerström musste bald einen Treffer landen, denn der Typ würde es nicht mehr lange machen.
    Hägerström antwortete: »Ich muss wirklich sagen, dass ich es verdammt gut finde, dass du JW unterstützt. Ich werde auch versuchen, ihm ein paar Kunden zu vermitteln.«
    Nippe goss sich Champagner nach. Sah Hägerström an. Mit vernebeltem Blick.
    »Kunden?«
    »Ja, Kunden, oder wie er sie nun nennt.«
    Nippe machte den Eindruck, als ginge es ihm nicht gut. Dennoch hatte Hägerström den Eindruck, dass er es registriert hatte.
    Nippe sagte: »Mmm.« Dann sagte er nichts mehr.
    Es würde nicht funktionieren. Nippe war zu besoffen. Er murmelte irgendetwas davon, dass er müde sei und am Samstag so früh aufstehen müsse, da er einen Tennisplatz in der Königlichen Tennishalle gebucht hatte. Es klang wie eine schlechte Ausrede. Hägerström bereute es, ihm so viel Alkohol eingeflößt zu haben.
     
    Sobald Nippe Creutz nach Hause gegangen war, drehten Narren-Tim, Charlie und die anderen auf. Es war, als hätten sie sich zuvor zusammengerissen. Die Themen wurden derber. Sie schauten sich mehr nach Bräuten um. Das Besäufnis eskalierte. Sie bestellten eine Flasche Dom Pérignon für dreißigtausend Kronen.
    Sie schienen sich nicht weiter daran zu stören, dass Hägerström als ehemaliger Gefängnisaufseher bei ihnen saß und mithörte. Sie unterhielten sich darüber, wie viel man mit gefaktem Kokain verdienen konnte, über smarte Methoden, Diebesgut zu vertickern, die abgefahrensten Straßenzüge in Berlin, wo man geile Huren finden konnte. Sie redeten über gemeinsame Kumpels, die reingewandert waren, Freunde, die wieder rausgekommen waren, Bekannte, die gestorben waren. JW sagte, dass er überlegte, nach Thailand abzuhauen, wo er Leute kannte. Sie kamen auf den Überfall auf den Geldtransporter in Tomteboda zu sprechen – ihrer Meinung nach eine schwache Nachahmung des Helikopterraubs – und den Mord an Radovan Kranjic sowie neuartige Konstellationen im Dschungel der Stockholmer Unterwelt.
    Hägerström versuchte ihnen so gut es ging zu folgen. Aber er durfte sich nicht zu engagiert geben. Die Jungs am Tisch wussten schließlich, dass er nicht seit Urzeiten Gangster war.
     
    Zwei Typen an der Bar starrten zu ihnen rüber. So empfand Narren-Tim es jedenfalls. Sie sahen aus, als seien sie in JW ’s Alter, trugen Jacketts mit Einstecktüchern, die aus der Brusttasche hervorlugten, und Hosen mit Bügelfalte.
    Es war halb drei. Narren-Tim war bereits so dicht, dass er nur noch lallte.
    »Diese Tunten da hinten, die stehen den ganzen Abend da und glotzen rüber. Jetzt geh ich mal hin.«
    JW legte ihm die Hand auf den Arm. »Immer mit der Ruhe, Tim. Ich will heute Abend keinen Ärger kriegen.«
    »Ach komm schon. Ich geh nur kurz hin und frag, was sie wollen.«
    JW hielt ihn zurück.
     
    Nach einer halben Stunde stand JW auf. »Jungs, es ist Zeit für mich, nach Hause zu gehen.«
    Die Jungs waren vollkommen breit. Dennoch fragte Narren-Tim, ob er Begleitung bräuchte.
    JW lehnte ab: »Nein, ist schon okay. Aber vielleicht kannst du mich zum Taxi bringen, nur damit alles klargeht?«
    Er sagte es zu Hägerström.
    »Na klar.«
    Ein kleiner Durchbruch.
    JW umarmte Narren-Tim, Charlie und die anderen Jungs. Er und Hägerström gingen gemeinsam die Treppen hinunter in Richtung Ausgang.
    Der Laden war immer noch rappelvoll. Hägerström ging vorne, schob sich mit beiden Armen durch die Menge. Bahnte JW den Weg.
    Es war

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