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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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der Opfer, Saber, Glinka oder Çetin, herstellen können. Aus diesem Grund und aufgrund der Vorgehensweisen sowie der Tatsache, dass die Taten in unterschiedlichen Teilen Europas begangen wurden, vermutet man, dass Averin sogenannte Auftragsmorde ausführt.
    Averin ist nicht im DNA -Register aufgeführt.
     
    Bitte beachten
    Trotz der oben angeführten Fakten muss die betreffende Person als unschuldig angesehen werden, bis das Gegenteil bewiesen wurde.

55
    Wieder in Arlanda. Jorge musste an das Mädel mit den Dreadlocks denken, die er wiedergetroffen hatte, als er zurück nach Schweden kam. Merkwürdiger Zufall, dass sie einander erneut begegnet waren.
    Es war schon zu lange im Schwedenland. J-Boy hatte alles erledigt, weswegen er hergekommen war. Die Knete ausgegraben. Sechshundert Lachse in einer Lachsdose.
    Zeit, wieder abzuhauen. Das Café dort unten klarmachen. Sich zur Ruhe setzen. Die Jahre ins Land gehen lassen. Sich gemeinsam mit Mahmud ’n schönes Leben machen.
    Der Rückschlag: Javier festgenommen – Jorge konnte nichts dagegen unternehmen. Idiotisch von ihm, nach Hause zu kommen. Dennoch tat er ihm leid.
    Er hatte JW die Geldscheine gegeben. Der Kumpel hatte versprochen, das mit der Knete zu regeln. Anstatt umtauschen oder waschen – er würde sie auf ein Konto in Liechtenstein überweisen und dann auf eine asiatische Bank überführen. Shit, der JW -Kumpel war smart – nahm nur vierzig Tausender für seinen Arbeitsaufwand. Jorge würde eine Kreditkarte bekommen, mit der er das Geld abheben konnte.
    Nach der Flucht über die Dächer in Vasastan – Jorges Nervosität hatte einen neuen Level erreicht. Er sah mindestens einmal in der Minute einen dunklen Saab 9–5 vorbeifahren. Schickte zehnmal am Tag SMS ans Straßenverkehrsamt.
    Er hatte jede Nacht wirre Albträume. In jedem zweiten Traum sah er Javier in einer Gefängniszelle – sie spritzten ihn mit Feuerwehrschläuchen nass. Schrien: »Wo ist Jorge, sag es endlich!« In den anderen Nächten sah er Babak im Traum, der mittels eines eingeschmuggelten Handys den Finnen anrief: »Jorge hat deine Knete geklaut.«
    Jorge wechselte jeden Tag die Nachtherberge. Er kaufte sich eine Wintermütze, die er bis tief über die Ohren zog. Legte sich einen Palästinenserschal zu und wickelte ihn um den Hals bis zum Kinn hoch. Sollten sie doch denken, dass er ein Taimour Abdulwahab mit politischer Fixierung war – Hauptsache, ihn erkannte keiner.
    Er wartete lediglich auf den heutigen Tag: Sein Flug nach Bangkok würde um sechzehn Uhr gehen.
    Jorge: der Ausreißer.
    Immer noch ein König?
    Immer noch J. Bernadotte Bhumibol?
    Wohl kaum – er wollte inzwischen nur noch weg. Auf alles scheißen. Sollte Babak ihn doch verpfeifen – der Staatsanwalt würde es nicht packen, ihn bis nach Phuket zu jagen. Little-Jorge und Paola mussten für ein paar Jahre allein zurechtkommen. Javier musste lügen, so gut er konnte, um nicht verurteilt zu werden.
    Jorge hatte vor, jetzt loszuziehen.
     
    Er saß in der Abflughalle von Terminal fünf. Schweineteure Croissants und Orangensaft. Der Flieger würde in einer Stunde gehen. Thailand –
I am waiting for you
. Er hatte eingecheckt und alles. Lediglich Handgepäck und einen Pass bei sich, der erwiesenermaßen funktionierte, sowie eine Autozeitschrift, die er im Flugzeug lesen konnte: alles blitzsauber. Er hatte die Sicherheitskontrolle noch nicht passiert. Je weniger Zeit im Terminal, desto besser – er kam sich da drinnen eingesperrt vor.
    Er hatte tatsächlich seine Mutter angerufen. Ihr
adios
gesagt. Versichert, dass er sie, Paola und Jorgito über alles liebte. Sie weinte nur. Jorge sah zwei Worte auf der Innenseite seiner Augenlider, als sie aufgelegt hatten:
Mamá trató
 – Mama, du hast es versucht.
    Das Croissant krümelte alles voll. Er saß so, dass er einen Bildschirm mit Informationen zu den Flights einsehen konnte. Noch fünfundfünfzig Minuten.
    Er musste daran denken, was Mahmud immer sagte: »Hauptsache man stirbt heftig.«
    Und jetzt: Wie würde Jorge sterben? In einer heruntergekommenen Wohnung in Phuket? Wie ein Cafékönig in einem aufgemotzten Bungalow am Meer? In einem schwedischen Gefängnis? Er wusste es nicht, und im Augenblick schiss er auch drauf. Hauptsache, er kam mit diesem Flieger weg.
    Er musste erneut an Javier denken. Er hatte den Kumpel hier zurückgelassen. Aber die Grundregel lautete, dass alle sich um ihren eigenen Scheiß kümmerten. Er konnte für seinen
hermano
nicht die

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