Lass sie bluten
der Spuren. Näherten sich dem Areal Stück für Stück.
Tapten die Kamera mit Klebeband auf dem Armaturenbrett fest. Breiteten um sie herum ein T-Shirt aus, so dass man sie nicht sah.
Jetzt wurde es richtig Frühling: kleine weiße Blumen auf den Grünflächen, liegen gebliebenes Streugut auf den Straßen, aufgewärmte Hundescheiße auf den Bürgersteigen.
Aus der Entfernung konnten sie Tomteboda erkennen. Ein Riesengebäude: sechshundert Meter lang. Das Gehäuse aus Metall. Hervorstehende verglaste Bereiche, Pfeiler und Fahrstuhlschächte an den Außenwänden. Dicke Rohre, Trommeln für Klimaanlagen, Sonnensegel, Fallrohre, Schornsteine und ’ne Menge anderer Aufbauten überall. Das Ding sah aus wie ein Raumschiff.
Leider kamen sie nicht ganz nahe heran. Den besten Überblick hatten sie von einer kleinen Anhöhe, die ungefähr dreihundert Meter entfernt auf der anderen Seite der Gleise lag. Nach Aussage des Finnen war Mittwoch der Tag, an dem die Geldtransporter unterwegs waren. Aber offenbar änderte das Geldtransportunternehmen des Öfteren seine Fahrpläne, denn die genaue Uhrzeit war unmöglich herauszubekommen. Aber es würde sich früher oder später klären – der Insider des Finnen rückte schon irgendwann damit heraus.
Jorge nahm ein Fernglas zur Hand. Schaute hindurch. Stellte die Schärfe ein. Perfekte Sicht. Kies- und Asphaltflächen um das Gebäude herum. Die Sonne glitzerte in der Metallhülle des Terminals. Die Verladerampen nebeneinander aufgereiht – zweiundzwanzig Stück. Gelbe Sattelschlepper mit dem Logo der Post fuhren rein und wieder raus. Postbedienstete in blauen Pullis schoben Wagen mit blauen Kisten heraus. Rollten die Wagen einen nach dem anderen über das Gelände. Es handelte sich um gewöhnliche Post – eigentlich uninteressant. Aber es sich anzugucken, hatte möglicherweise dennoch etwas für sich.
Sie warteten. Jorge griff nach den eingeschweißten belegten Broten, die er im Pressbyrå gekauft hatte.
Sie aßen.
Beobachteten.
Tranken Fanta.
Gegen ein Uhr kamen zwei schwarze Lastwagen durch die südliche Einfahrt herein. Keine Logos, keine Postembleme, kein offen ersichtlicher Geldtransport. Aber J-Boy wusste bereits, an welchen Rampen sie anhalten würden, um ihr Ziel zu erreichen; es waren die abgegrenzten Rampen: einundzwanzig und zweiundzwanzig.
Der Clou an den Plänen des Finnen: Sie hatten vor, sich die Transporte während der Entladung vorzuknöpfen. Nicht draußen auf der Straße, oder wenn die Geldkoffer im Depot standen. Auf diese Weise konnten sie es umgehen, die Panzer der Geldtransporter oder das Sicherheitssystem des Depots knacken zu müssen.
Sie setzten ihre Beobachtungen fort.
Jorge fingerte an der Kamera herum, versuchte zu filmen – doch der Abstand war zu groß. Das Bild beschissen.
Die Bediensteten stiegen aus den Lastwagen. In grünen Uniformen und dunklen Kappen. Ein paar von ihnen: mit Handys oder Walkie-Talkies. Einige mit Schlagstöcken. Sie arbeiteten zügig – schoben große Wagen aus Stahl hinein, die an den Seiten mit Gittern versehen waren. In den Wagen war die Farbe der Koffer mit den großen Handgriffen deutlich zu erkennen.
Der Insider des Finnen wusste offenbar, wovon er sprach, dieser gerissene Bursche. Die Geldkoffer sollten genauso aussehen. Große Handgriffe. Einen halben Meter hoch. Schwarz.
Shit. Sie hatten einen Treffer gelandet.
Jorgelito gegen die Geldtransporter der Post: eins zu null.
Zurück zu 7-Eleven. Er musste an das Geldscheinbündel zu Hause in seiner Wohnung denken. Achtzigtausend Mäuse. Von den Mitgliedern der Gruppe eingesammelt. Mahmud hatte ein ebenso großes Bündel bei sich zu Hause. Hundertsechzig Fünfhunderter, zusammengehalten mit einem Gummiband. In einer Plastiktüte verpackt, die im Wasserbehälter der Toilette lag.
Jorge. Mahmud. Tom. Sergio. Javier. Robert. Und die Schweden: Jimmy und Viktor. Zuverlässige Jungs. Mahmud quengelte: Wir müssen Babak dabeihaben.
Das konnte er vergessen.
Es wurde bald Zeit für ein gemeinsames Treffen mit allen. Jorge war zusammen mit dem Finnen bereits alles durchgegangen. Er würde den Jungs den Plan unterbreiten. Sie auf die richtige Spur setzen: Denn hier herrschte ein völlig anderes Niveau.
Jorge löschte den Verlauf im Internet Explorer. Schaltete den Browser ab. Stand auf.
In der Hand: die Tasche mit der Gun.
Draußen wartete Mahmud in einem Range Rover Vogue, den er von dem Babakidioten geliehen hatte. Auf dem Papier war der SUV auf
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