Lassie bei den Rangers - Schneestürme
Stimmen der Sucher, die sich Orientierungen zuriefen. Nach
Coreys Schätzung beteiligten sich mindestens sechzig Leute. Sogar ein
Schneepflug war gekommen, um einen Parkplatz am Ende der alten Straße
freizulegen. Der Sheriff hatte eigens einen Mann abgeordnet, der den Verkehr
regelte.
Corey hatte
Lassie seit langem aus den Augen verloren. Jetzt aber kam sie zu ihm gelaufen
und drängte sich an ihn, während er unter einer eilig aufgespannten Zeltplane
mit Pete und Benton eine Tasse Kaffee trank.
„Wäre doch
lieber der Junge gefunden worden anstatt des Hundes“, stöhnte Benton
kopfschüttelnd. „Pettigrew ist vollkommen fertig.“
„Ich habe
ihn gesehen“, sagte Corey düster.
Dumpf
dröhnten die Generatoren. Von der Landstraße bog ein Motorschlitten ab und kam
auf den Hang gefahren. In den gelben Lichtkegeln schwebte ein schimmernder
Vorhang aus Schneeflocken. Bald mußte der Fahrer anhalten, denn andere
Fahrzeuge versperrten ihm den Weg.
„Ich bringe
Proviant“, schrie er. „Kann mir jemand beim Abladen helfen?“
Corey nickte
bedrückt vor sich hin. über mangelnde Hilfsbereitschaft konnte man sich
wirklich nicht beklagen. Alle strömten sie herbei, seit wirklich Not am Mann
war. Wer aber half, wenn es darum ging, durch vorbeugende Maßnahmen einen
solchen Unglücksfall von vornherein zu vermeiden?
Corey
spürte, wie müde er war. Und an Ted mochte er überhaupt nicht mehr denken.
Dabei stand unablässig Pettigrews vergrämtes Gesicht vor ihm. So setzte er
zusammen mit allen andern verbissen die Suche fort. Der Junge mußte, mußte doch
gefunden werden.
Eine
Zeitlang lief Lassie neben ihm her, grub hier und da, rannte davon und kam
wieder. Nach einer Weile blieb sie verschwunden.
Immer dicker
wurden die sacht fallenden Schneeflocken.
Kaum noch Hoffnung!
Gegen
Mitternacht blieb nichts anderes übrig, als die Suche einzustellen. Es schneite
nun so heftig, daß die Scheinwerfer überhaupt nicht mehr durchdrangen. Etwa die
Hälfte der Männer kehrte in die Stadt zurück.
Corey trat
den Schnee neben dem Motorschlitten so fest, daß er darauf seinen Schlafsack
legen konnte, und spannte eine Plane darüber. Im Windschutz des Fahrzeugs war
so ein geruhsames Plätzchen entstanden.
Lassie
gefiel die Schlafstelle gar nicht. Noch lange, nachdem Corey sich im Schlafsack
verkrochen hatte, blieb sie draußen zaudernd stehen. Dann erst folgte sie und
kuschelte sich an ihren Herrn.
Ganz
herrlich geborgen kamen die beiden sich vor — bis zu dem Augenblick, einige
Stunden später — als die Last des inzwischen gefallenen Schnees so groß wurde,
daß die Plane auf sie sackte. Blitzschnell war Lassie im Freien. Unter
aufgeregtem Bellen scharrte sie am Rande der Plane, um Corey herauszuhelfen.
Ihm aber war nichts geschehen, und bald hatte er sich unter der knisternden
Plastikbahn herausgestrampelt.
Noch ein
wenig verschlafen schaute er sich um. Es schneite noch immer. Von Lassies
wildem Bellen waren die meisten andern Schläfer wachgeworden. Auch sie kamen
aus ihren Zelten und Planen herausgekrochen. In einiger Entfernung erblickte
Corey eine kleine Gruppe, die im Schutze einer aufgespannten Plane die
Kaffeemaschine in Gang gehalten hatten und nun die heißen Becher in Händen
hielten. Unter ihnen befand sich Pettigrew.
Brad Parris
nahm einen heißen Schluck. Als Corey hinzutrat, füllte er einen weiteren Becher
und hielt ihn dem Ranger hin.
„Eine
schlimme Nacht“, murmelte er.
Corey
schaute in die Runde. Einer der jungen Männer mit dunklem Stoppelbart kam ihm
bekannt vor. Und nach kurzem überlegen wußte er wieder, wer es war: Oscar
Renfrow, einer der Begleiter von Parris, die Warner damals festgenommen hatte!
„Besteht
noch Hoffnung, Corey?“ fragte Pettigrew.
Die anderen
senkten die Köpfe, und auch Corey wurde die Antwort schwer.
„Hoffnung besteht
immer“, sagte er mit möglichst fester Stimme. „Abrutschende Schneemassen
verhalten sich oft ganz merkwürdig.“
„Man hat
angeboten, einen Bulldozer herzuschicken“, fuhr Pettigrew fort. „Kann der uns
etwas nützen?“
„Der würde doch
mindestens drei Tage brauchen“, warf Parris ein, „bis er sich einen Weg zu uns
gebahnt hat. Später vielleicht kann er helfen. Vorläufig wollen wir uns lieber
auf uns allein verlassen.“
Er nahm sich
ein Brötchen aus der Tasche und bot auch Lassie ein Stück an. Zaudernd schaute
die Hündin ihren Herrn an.
„Nimm es,
Lassie“, lächelte Corey.
Auch er
selbst aß ein Brötchen zu einem
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