Lassie bei den Rangers - Schneestürme
hatte.
Vorsichtig
zwängte er sich tiefer hinein, drang langsam weiter vor. Der Neuschnee, der
sich auf dem Gewirr der Äste niedergelassen hatte, brach in dicken Placken über
ihn herein.
Hier, am
Rande der Lawine, war der Schnee nicht zu einer so festen Schicht
zusammengepreßt, vielmehr hatte er, nicht zuletzt wegen der Büsche und Bäume,
eine viel lockere Struktur bewahrt, überall entdeckte Corey Lücken, Risse und
Mulden. Doch hier konnte ja Ted nicht sein, denn die Stelle befand sich viel zu
weit von der Mitte des Feldes, wo man den Schlitten gefunden hatte.
Tiefer und
tiefer kroch Corey ins Gewirr. Die Zweige peitschten ihm ins Gesicht, rissen an
seiner Kleidung. Je mehr Schnee von oben auf ihn herabstürzte, desto heller
wurde es, weil die auf den Ästen liegende Decke sich lichtete. Und auf einmal
erkannte Corey vor sich etwas Rotes.
Dicht
daneben sah er etwas aus brauner Wolle. War das nicht eine Gesichtsmaske?
„Ted!“
brüllte er. „Ted!“
Gleichzeitig
wurde ihm eiskalt ums Herz. Würde er Antwort erhalten?
Nein, keine
Antwort! Doch kurz darauf hätte Corey jubeln mögen vor Freude: Ganz deutlich
sah er, wie die Lider unter der Gesichtsmaske zuckten, wie sie sich hoben,
langsam, mühsam, nur einen winzigen Spalt...
Corey hatte
gar nicht wahrgenommen wie steil sein Einstieg abwärts geführt hatte. Jetzt
erst fiel ihm auf, daß er fast senkrecht auf dem Kopf stand. Nie im Leben wäre
er allein hier herausgekommen!
Doch Parris
packte ihn bei den Fußgelenken und zog ihn empor.
„Da unten
liegt Ted!“ stieß der Ranger hervor. „Und er lebt!“
Mit
vereinten Kräften brüllten sie den andern zu, sie sollten herbeikommen. Lassie
und Chinook untermalten den Ruf mit aufgeregtem Bellen.
Es dauerte
nicht lange, da tauchten alle andern Männer aus dem Schneevorhang. Man sah
ihnen an, wie beschwerlich der Weg gewesen war und daß mancher sich mindestens
einmal im Schnee gewälzt hatte.
Alsbald
begannen sie zu graben. In fieberhafter Eile bewegten sie die Schaufeln, fingen
dort an, wo man Teds Füße vermutete, lösten einander immer wieder ab. Zuletzt
übernahm der Arzt das Kommando. Und dann lag der Junge völlig frei!
An Ort und
Stelle nahm Dr. Inman eine kurze Untersuchung vor, und dann half er, den Jungen
auf eine Bahre zu legen.
„Vorsicht“,
mahnte er. „Er hat sich das rechte Bein gebrochen!“
Nachdem Ted
behaglich gebettet war, untersuchte der Arzt ihn von neuem. Der Verschüttete
war noch immer ohnmächtig. Während der ganzen mühsamen Rettungsaktion hatte er
kein einziges Wort gesprochen.
Die
Untersuchung konnte natürlich nur recht oberflächlich vorgenommen werden.
Immerhin durfte der Arzt feststellen, daß Atmung und Blutkreislauf offenbar in
Ordnung waren. Genaues würde die Untersuchung im Krankenhaus ergeben.
Wenige Minuten
nachdem Lassie und Chinook Hilfe herbeigerufen hatten, war auch der Sheriff auf
dem Funkwege informiert worden. So stand inzwischen der Krankenwagen am Ende
der Straße schon bereit.
Auch ein
paar Helfer waren heraufgekommen, und mit frischen Kräften trugen sie nun den
Geretteten über den Schneehang zu einer Stelle, von wo aus man die Bahre dann
auf einem Schlitten bis zum wartenden Krankenwagen bringen würde. Dr. Inman
wollte auf Skiern nachkommen.
Zusammen mit
Pete, Parris und den beiden Hunden arbeitete Corey sich durch den Schnee voran.
Nach einiger Zeit blieb er stehen, um zu verschnaufen. Der Schnee fiel noch
immer so dicht, daß er beim Umschauen schon gar nicht mehr die Stelle sehen
konnte, wo Lassie den verschütteten Jungen aufgespürt hatte.
„Offenbar
ist Ted, nachdem er aus dem Schlitten geflogen war, noch ein ganzes Stück vor
der Lawine fortgelaufen“, meinte er. „Und dann hat ihn der seitliche Ausläufer
vor sich her bis in die Bäume geschoben. Nur so kann er, finde ich, derartig
weit nach Norden geraten sein.“
„Er wird uns
alles berichten, sobald er wieder bei Bewußtsein ist.“ Parris strich Lassie den
Schnee vom Kopf. „Dir, mein braves Hündchen, verdankt der Junge sein Leben.“ Plötzlich
betrachtete er verdutzt seine Hände. „Menschenskind, ich habe ja meine
Handschuhe unten gelassen — tadellose Handschuhe, die eine ganze Stange Geld
gekostet haben!“
Er blieb
stehen und rang offenbar mit sich selbst. Immerhin war er nicht weniger erschöpft
als alle andern auch. Sollte er wirklich wegen eines Paares Handschuhe den
beschwerlichen Weg zurück und wieder’ her auf sich nehmen?
„Corey,
Tommy ist mit
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