Lassiter und der Gentleman-Fighter
gibt?«
»Wo denkst du hin?« Sarah-Jane griff sich erschrocken an die Brust. »Ich habe Horace hoch und heilig versprechen müssen, dass sie niemals etwas davon erfährt. Aus Angst ihn zu verlieren, bin ich darauf eingegangen. Auch wenn es mir entsetzlich schwergefallen ist, ihn mit einer anderen Frau zu teilen.«
»Dann hat er also ein Doppelleben geführt?«
»Ganz genau.« Die schöne Lady nickte. »Es gab den Horace Webber, der in der Nähe von Crawford als Wagenbauer arbeitete. Und den, mit dem ich oben in den Bergen unvergessliche Stunden verbracht habe.« Sie trat an den Kamin heran. »Auch das kenne ich.« Mit einem wehmütigen Lächeln zeigte sie auf das Hirschfell, das dort am Boden lag. »Ein Prachtkerl. Horace hat ihn erlegt, als wir zusammen auf der Jagd waren. Es war ein wundervoller Tag.«
»In den Bergen hattet ihr also ein gemeinsames Versteck?«
»Ja. Die Hütte hat uns als Liebesnest gedient.« War es der Widerschein der Flammen oder die Erinnerung, die Sarah-Janes dunkelbraune Augen wie glühende Kohlenstücke funkeln ließen? »Aber wir waren auch sonst nicht untätig dort oben. Wir waren ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen. Deshalb bin ich auch bald nervös geworden, als Horace zum verabredeten Zeitpunkt nicht bei mir aufgetaucht ist. Er hätte mich niemals ohne Nachschub zurückgelassen. Ich habe sofort gespürt, dass etwas nicht stimmt.«
Webber legte die Stirn in Falten. »Lass mich raten: Das war zu der Zeit, als der Überfall stattgefunden hat. Habe ich Recht?«
»Ja. Aber das habe ich zuerst noch nicht gewusst. Irgendwann habe ich die Ungewissheit einfach nicht mehr ausgehalten. Entgegen all unseren Abmachungen bin ich in die Stadt geritten. Dort habe ich dann erfahren, was passiert ist. Die Beerdigung hatte bereits stattgefunden. Also blieb mir nichts anderes zu tun, als ihm einen letzten Gruß zu hinterlassen.«
»Der Strauß …«
»Es waren die gleichen Blumen, die er mir immer gebracht hat.« Das hübsche Geheimnis seines Onkels nagte an seiner Unterlippe. »Als du dann plötzlich vor mir gestanden hast, habe ich geglaubt, mich trifft der Schlag. Du sahst aus wie er. Nur jünger. Und deine Kleidung war auch eleganter.«
»Tja, der Apfel fällt wohl tatsächlich nicht weit vom Stamm.« Webber wies an sich hinunter. »Und dabei habe ich immer gedacht, dass ich einmalig wäre. Was das angeht, habe ich mich wohl gründlich getäuscht. Ich hoffe bloß, dass ich dir mit meinem Anblick keinen allzu großen Schrecken eingejagt habe. Denn das würde mir …«
Weiter kam er nicht, denn die junge Frau war ihm urplötzlich um den Hals gefallen.
»Ich vermisse ihn so sehr.« Mit einem leisen Schluchzen vergrub sie das Gesicht an seiner Schulter. Webber konnte gar nicht anders, als die Arme um die zitternde Lady zu legen. Mehrere Minuten vergingen, bis sie sich allmählich wieder beruhigte. »Es ist wirklich ganz unglaublich«, wisperte Sarah-Jane, als sie schließlich zu ihm aufsah. »Du duftest sogar wie er.«
»Ehrlich? Vielleicht liegt es daran, dass ich …«
Wieder kam er nicht dazu seinen Satz zu Ende zu bringen.
Sarah-Jane hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen und küsste ihn voller Hingabe. Ihre Liebkosungen wurden mit jeder Sekunde leidenschaftlicher. Während ihre Zunge mit einem heißen Tanz begann, drängte sie sich ihm immer dichter entgegen. Webber konnte die prallen Wölbungen ihrer Brüste sogar durch den Stoff seiner Weste deutlich spüren.
Doch der Kuss war der schönen Besucherin längst nicht genug. Sie nahm seine Hand und legte sie sich auf das Dekolleté. Webber fing an, die zarte Haut sanft zu streicheln. Die junge Frau schien seine Berührungen sehr zu genießen, denn sie gab ein schnurrendes Seufzen von sich. Daraufhin schoben sich seine Finger unter den Stoff ihrer Baumwollbluse. Die Knopfreihe des Kleidungsstücks öffnete sich wie von selbst.
Das Oberteil einer dunkelblauen, fast schwarzen Korsage kam darunter zum Vorschein. Sarah-Janes wundervolle Brüste lugten über den oberen Rand hinweg wie über einen Balkon. Eine rote Schleife leuchtete verlockend im Tal zwischen den beiden Hügeln.
»Gefalle ich dir?«, erkundigte sich die junge Frau, als er ihr half, die Bluse abzustreifen.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Webber. Er schleuderte das Kleidungsstück einfach beiseite. Er achtete nicht darauf, dass unmittelbar danach ein scharfes Knistern ertönte, denn Sarah-Jane hatte das
Weitere Kostenlose Bücher