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Lassiter und der Gentleman-Fighter

Lassiter und der Gentleman-Fighter

Titel: Lassiter und der Gentleman-Fighter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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gegen das der Neumond glatt als Sonne durchgehen würde. Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
    »Mir geht die Sache bei Webber nicht aus dem Kopf«, entgegnete der. Seine rechte Hand lag am Henkel seines Bierglases, obwohl er es noch kein einziges Mal an die Lippen gesetzt hatte. »Ich frage mich, ob es nicht ein Fehler war, ihn mutterseelenallein auf dem Hof zurückzulassen. Wenn es dort wieder zu einem Zwischenfall kommt, könnte das übel für ihn ausgehen.«
    »Also, ich habe den Eindruck, dass er durchaus in der Lage ist, sich seiner Haut zu wehren.« Das Saloongirl zog missbilligend den Mund kraus. »Oder hältst du ihn etwa für einen Schwächling?«
    »Das habe ich mit keiner Silbe gesagt.« Lassiter schüttelte eindringlich den Kopf. »Stanley ist ein ganzer Kerl. Aber auch durch und durch ein Gentleman. In seiner Situation kann das durchaus ein Nachteil sein.«
    »Was soll denn das nun schon wieder heißen?«
    »Dass er ein Ehrenmann ist, der sich an die Spielregeln hält.« Nach einem Schulterzucken trank Lassiter doch einen kräftigen Schluck Bier. »In der feinen Gesellschaft von Boston mag er ja vielleicht damit durchkommen«, er stellte das halbleere Glas zurück auf den Tresen, »aber in dieser Gegend gibt es eine Menge mieser Typen, die sich einen feuchten Dreck um Fairness kümmern. Die ihre eigene Mutter für ein paar lumpige Cent verkaufen würden. Kojoten, die selbst dann nicht locker lassen, wenn ihr Opfer schon am Boden liegt. Wenn solches skrupelloses Pack es auf ihn abgesehen hat, bin ich mir nicht sicher, ob Stanley dem gewachsen ist.«
    »Ich verstehe das Problem.« Amber nickte. »Warum gehst du nicht einfach wieder raus zu ihm?«, schlug sie nach kurzem Nachdenken vor. »Dann könntest du ihn beistehen, falls es tatsächlich wieder hart auf hart kommen sollte.«
    »Weil ich dir versprochen habe, in deiner Nähe zu bleiben und ein Auge auf dich zu haben. Du selbst hast mich darum gebeten. Hast du das etwa schon wieder vergessen?«
    »Ach Gott, das ist ja richtig süß von dir.« Die Blondine gab Lassiter einen Kuss auf die Wange. »Aber ich denke, Stanley kann deine Hilfe nötiger gebrauchen als ich. Sieh dich nur um. Der Laden ist gerammelt voll.« Sie machte eine Armbewegung durch den Saloon, in dem es vor Gästen nur so wimmelte. »Nur ein Schwachkopf würde versuchen mir vor so vielen Zeugen etwas anzutun. Solange ich also hier drinnen bleibe, bin ich in Sicherheit. Außerdem würde ich bestimmt jemand finden, der mir im Notfall beisteht. Aber was Stanley angeht …« Ihr Redeschwall brach abrupt ab.
    Amber starrte wie gebannt über die Köpfe der an den Tischen sitzenden Lokalbesucher hinweg.
    Lassiter folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken.
    »Was ist los? Man könnte fast glauben, dir wäre ein Gespenst erschienen.«
    »Nicht ganz«, erwiderte das Saloongirl mit gesenkter Stimme. »Siehst du die beiden Kerle dort drüben am Eingang?« Amber wies mit dem Kinn auf die zwei Männer, die bei der Schwingtür standen und die Augen durch die Kneipe wandern ließen.
    »Klar. Was ist mit ihnen?«
    »Das sind Freunde von den Bastarden, die heute für den Ärger in der Scheune gesorgt haben.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich täusche. Sie waren damals hier, um irgendwelche Verhandlungen mit meinem Boss zu führen. Ich kann mich daran erinnern, weil sie seinerzeit so geheimnisvoll getan haben, dass es schon wieder auffällig war.«
    »Dann sollte ich vielleicht die Gelegenheit dazu nutzen, um sie zu fragen, was sie hier zu suchen haben.« Lassiter kippte sich das restliche Bier mit einem einzigen Zug durch die Kehle. »Du bleibst inzwischen hier.«
    Mit entschlossenen Schritten verließ er seinen Platz an der Theke.
    Doch auch Humphrey und Prescott war die Aufmerksamkeit, die sie erregt hatten, nicht entgangen.
    Sie fuhren herum und stürmten aus dem Bow & Arrow .
    Lassiter folgte ihnen nur wenige Sekunden später ins Freie.
    Rechts von ihm war das Poltern von Schritten auf den Brettern des Stepwalks zu hören.
    Lassiter drehte sich danach um und sah zwei Gestalten, die in diesem Moment vom Gehsteig in eine Seitenstraße flohen, die fünfzehn Yard vom Salooneingang entfernt von der Mainstreet abzweigte.
    Nachdem der Jäger in ihm erst einmal geweckt worden war, dachte Lassiter gar nicht daran, sich seine Beute so einfach durch die Lappen gehen zu lassen.
    »Moment mal!«, rief er, während er bereits die weitere Verfolgung aufnahm.

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