Lassiter und die Agentin des Trusts
harten, pochenden Schritte auf dem Hotelflur vernahm.
Sie ließ Kleid und Morgenmantel fallen, warf den Waschlappen in die Schüssel, war mit ein paar Schritten an der Tür und öffnete sie, bevor Pendleton, der bereits davor stand und die Faust, die er schon angehoben hatte, gegen das Türblatt hämmern konnte.
Seinem Gesicht war anzusehen, dass er wütend wie selten war. Bis in die hohe Stirn hinein war es dunkelrot angelaufen. Seine sonst so kalt wirkenden Augen schienen Blitze zu schleudern. Doch das jagte ihr keine Angst ein. Plötzlich war sie wieder kühl und beherrscht wie immer.
»Verdammt, was …«
Sie streckte die Hand vor, packte ihn am Arm und zog ihn in ihr Zimmer.
»Komm rein, Bob«, sagte sie. »Niemand braucht zu hören, was du mir zu sagen hast.«
Er atmete keuchend und abgehackt. Wütend streifte er ihre Hand von seinem Arm ab und stampfte wie ein Kampfstier, der bereit war, alles auf die Hörner zu nehmen, was sich ihm in den Weg stellte, ins Zimmer.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen und sich mit dem Rücken dagegen gelehnt hatte, zischte er: »Du benimmst dich wie eine läufige Hündin, Bellaine Guthrie!«
Ein Lächeln, in dem ein Hauch von Verachtung zu erkennen war, umspielte ihre vollen Lippen.
»Mein Gott, Bob«, sagte sie, »seit wann lasse ich mir von dir vorschreiben, was ich tue?«
Sie hatte sich entschlossen, selbst zum Angriff überzugehen. Sie würde nichts leugnen, denn Bob Pendleton hatte wahrhaftig keine Rechte an ihr. Sie brauchte sich von ihm keine Vorhaltungen machen zu lassen.
»Der Mann kann uns verdammt schaden!«, keuchte er. »Wieso hast du …«
»Hast du einen deiner Männer auf Lassiter angesetzt, um ihn abknallen zu lassen?«
»Nein, verdammt! Dieser Schwachkopf von Dillon ist durchgedreht. Er konnte es wohl nicht verkraften, dass selbst seine Freunde über ihn gelacht haben.«
»Er hätte auch mich erwischen können!«, sagte sie scharf.
»Ich wusste nichts davon!«
»Was ist mit Lassiter?«
»Meine Männer suchen noch nach ihm. Er muss noch in der Stadt sein, denn sein Pferd steht noch im Hotelstall.«
»Haben deine Männer wenigstes Joe Fowler und seine Tochter aufgetrieben?«, fragte sie kalt.
»Nein, verdammt! Aber der Alte ist nicht wichtig. Er ist ein Säufer, der zu nichts mehr nütze ist. Der wird nie mehr ein Schiff führen.«
»Hast du vergessen, was Jonah Quaid uns berichtet hat?«
Pendleton winkte heftig ab. »Das sind nur Gerüchte, verdammt! Was soll das für ein Schiff sein? Und wie soll die Army es unbemerkt den Fluss herauf gebracht haben?«
»Es wäre deine Aufgabe gewesen, es herauszufinden, aber du ziehst es vor, mit unüberlegten Handlungen die Army noch mehr gegen uns aufzubringen. Irgendwann wird auch Carl Schurz uns nicht mehr helfen können …«
»Verdammt, lenk nicht ab!« Pendletons Stimme wurde lauter. Die Röte in seinem Gesicht war wieder kräftiger geworden. »Du bist wie eine läufige Hündin zu diesem Lassiter ins Zimmer geschlichen, um dich von ihm ficken zu lassen!«
Bellaine Guthrie wich seinem wütenden Blick nicht aus. Eine große Gelassenheit breitete sich in ihr aus, und sie wusste, dass dies der Moment war, in dem sich das Verhältnis zwischen ihnen zu ihren Gunsten verändert hatte. Sie war sich nie sicher gewesen, ob sie aus diesem stets unterschwellig geführten Kampf als Siegerin hervorgehen würde. Jetzt war sie es.
»Ich wollte sehen, ob Joe Fowler und seine Tochter noch in seinem Zimmer übernachteten«, sagte sie kalt.
»Und als sie nicht mehr da waren, hast du dir gedacht …«
»Bob«, unterbrach sie ihn kalt, »ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber wenn du seinen Ständer gesehen hättest, würdest du dich in irgendeine Ecke verkriechen und nie wieder eine Frau mit deinem lächerlichen Schwanz penetrieren.«
Er verschluckte sich fast. Die Augen schienen ihm aus den Höhlen zu quellen. Zitternd bewegten sich seine Lippen, doch es dauerte eine ganze Weile, bevor er ein Wort hervorbrachte.
»Du verdammte Hure …«
Wieder unterbrach sie ihn.
»Hör auf, Bob«, sagte sie und gab ihrer Stimme jetzt einen beruhigenden Klang. »Wir sind Geschäftspartner und sollten uns nicht gegenseitig beleidigen. Die persönliche Sache zwischen uns ist also geklärt. Ich werde nie wieder mit dir schlafen, auch wenn du auf hundert Meilen im Umkreis keine andere Frau zur Hand hast. Wir werden uns auf unser gemeinsames Ziel, auch den oberen Missouri in die Hand zu kriegen, konzentrieren.
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