Lassiter und die Agentin des Trusts
Rascheln am Boden. Kleine Nagetiere oder Schlangen auf der Suche nach Beute.
Lassiter hatte gehört, wie der Captain eindringlich mit den beiden jungen Lieutenants der Patrouillen geredet hatte, doch er wusste, dass er selbst nicht die geringste Mühe gehabt hätte, sich an dem Kordon der Soldaten vorbeizuschleichen. Dieser Jonah Quaid, der für die PAC spionierte, würde kein Anfänger sein.
Lassiter fand so etwas wie eine kleine Lichtung, auf der ein Grasteppich wuchs. Hier band er sein Pferd mit einer längeren Leine an einem Baumstamm an und nahm sich einen anderen Weg zurück zum Creek, wo er sich einen Platz suchte, von dem aus er ihre Fährte im Auge behalten konnte.
Dort verharrte er lange, schloss die Augen und nahm die Geräusche des Waldes in sich auf, um sie zu verinnerlichen. Und es war mehr als ein Lauschen. Es war wie das Wittern eines Raubtiers.
Er wusste, dass er sich nicht nur auf seine sieben Sinne verlassen konnte. Hier kam es ganz und gar auf seinen Instinkt an, auf sein feines Ahnungsvermögen, auf die Ströme geheimnisvoller Zeichen, die von Feinden ausgingen und Gefahr signalisierten. Er wusste, wenn sie vorhanden waren, würde er sie auffangen können.
Irgendwann vernahm er ein Geräusch, das nicht in die sanfte Melodie des Waldes passte. Für einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Moment wurde es still, bevor das leise Konzert der Natur wieder einsetzte.
Wenig später spürte es Lassiter ganz deutlich. Es war ein ungutes Gefühl, das von seinem Magen aufstieg, bis es ihn im Hals zu würgen schien.
Es war das unverwechselbare Gefühl für lauernde Gefahr, das ihm schon so oft das Leben gerettet hatte. Er konnte die aggressiven, tödlichen Schwingungen wittern wie Raubtiergeruch.
Er wusste, dass er in der flachen, von Unterholz umstandenen Mulde, in der er kauerte, kaum entdeckt werden konnte.
Dann war ein Geräusch in seinen Ohren, das er nicht deuten konnte. Ein leises Scharren, als wenn sich die Krallen eines Eichhörnchens in Baumrinde hakten.
Von einem Moment zum anderen war der Hufschlag da. Lassiter hatte fast den Eindruck, dass der Reiter in nicht allzu weiter Entfernung sein Tier nach einer langen Spanne des Wartens plötzlich in Bewegung gesetzt hätte.
Obwohl vom weichen Waldboden gedämpft, war der Hufschlag weithin zu hören. Das musste auch der Reiter wissen, der offenbar seinen Weg fortsetzte und dabei jegliche Vorsicht außer Acht ließ.
Sekunden später sah Lassiter ihn.
Es war Quaid.
Jedenfalls den Beschreibungen nach, die er von Chauncey Campbell gehört hatte. Obwohl der Graue, den er ritt, nicht besonders groß war, wirkte der Mann im Sattel wie ein Halbwüchsiger. Er trug keinen Hut. Den hatte er vor sich über das Sattelhorn gestülpt. So sah Lassiter das bunte Tuch, mit dem er seine langen Haare im Nacken zusammengebunden hatte.
Quaid benahm sich, als würde er einen Spazierritt unternehmen. Er schien völlig arglos zu sein. Dann hatte er den Creek erreicht. Er ritt genau auf der Fährte, die Captain Hathaway und die anderen durch den Creek genommen hatten. Sie hatten sie nicht verwischt. Wenn Quaid auch nur das Geringste vom Fährtenlesen verstand, musste er die Spuren erkennen, die die von ihm verfolgten Reiter hinterlassen hatten.
Als er den schmalen Creek überwunden hatte, zügelte er sein Pferd. Einen Moment sah es aus, als wolle er sich umsehen, doch dann stieg er mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel, gab dem Grauen einen Klaps auf die Hinterhand, der daraufhin ein paar Yards weiter ging, bevor er stehen blieb und mit großen Augen zu seinem Herrn zurück schaute.
Jonah Quaids Blick ging in Lassiters Richtung.
Irgendwie überraschte es den großen Mann nicht, denn von dem Augenblick, als der hagere kleine Mann aus dem Sattel gerutscht war, hatte er fast körperlich den Ansturm eines mörderischen Willens verspürt, der den Tod für ihn bedeuten konnte.
Er wartete nicht länger ab, denn es war klar, dass Quaid genau wusste, wo sein Gegner auf ihn lauerte.
Er erhob sich. Quaid zuckte noch nicht mal mit den Augenbrauen. Seine stechenden kleinen Augen musterten den großen Mann, der sich aus seiner Deckung erhoben hatte und nun mit langsamen Schritten am Ufer des Creeks auf ihn zukam, bis nur noch etwa zehn Yards zwischen ihnen waren.
»Jonah Quaid«, sagte der Hagere, der einen Kopf kleiner als Lassiter war und auf dem Boden noch weniger beachtlich wirkte als im Sattel.
Doch Lassiter ließ sich nicht täuschen. Ein Blick in die Augen des
Weitere Kostenlose Bücher