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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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Sicherheitsleute waren. Er erkannte ein paar Schauspieler, den Komiker Sartoretti, den Untersekretär aus dem Kultusministerium, eine Fernsehmoderatorin. Und was am merkwürdigsten war, keiner redete, als hätte man es ihnen verboten.
    Matteo Saporelli hingegen nervte ihn leise: »Na? Was meinst du?«
    Erschöpft von den dauernden Fragen drehte Fabrizio sich um und blickte den jungen Schriftsteller an. Ein schlimmer Anblick. Mit einem blauen Auge und dem Schnitt auf der Stirn sah er aus wie eine schlechte Kopie von Rupert Everett, der von einem, der stärker und gemeiner war als er, verprügelt worden war.
    Fabrizio Ciba rieb sich den schmerzenden Hals. »Was haben sie denn mit dir gemacht?«
    »Irgendwelche dicken Kerle haben mich entführt.«
    »Dich auch?«
    Saporelli betastete sein geschwollenes Auge. »Als ich versucht habe abzuhauen, haben sie mich verprügelt.«
    »Mich auch. Mir tut alles weh.«
    Saporelli senkte den Kopf, als müsse er eine schreckliche Schuld eingestehen. »Hör mal … Das wollte ich nicht … Es tut mir schrecklich leid …«
    »Was denn?«
    »Das Ganze hier. Es ist alles meine Schuld.«
    Fabrizio beugte sich vor, um ihn besser zu sehen. »Wie meinst du das? Verstehe ich nicht.«
    »Genau vor einem Jahr habe ich für einen Kleinverlag in Foggia einen flotten Artikel über die Korruption in Albanien geschrieben. Das ist die Rache der albanischen Mafia.« Saporelli strich mit den Fingerspitzen über die Wunde. »Aber ich bin bereit zu sterben. Ich werde sie anflehen, euch zu verschonen. Es ist nicht fair, dass sie euch etwas antun. Ihr habt damit nichts zu tun.«
    »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber ich glaube, du liegst völlig falsch.« Fabrizio schlug sich an die Brust. »Es ist alles meine Schuld. Es ist eine Gruppe von finnischen Holzgangstern, die uns entführt hat. Ich habe die Verwüstungen enthüllt, die sie dort in den tausendjährigen Wäldern anrichten.«
    Saporelli brach in Lachen aus. »Nie im Leben … Ich habe sie reden hören, sie reden Albanisch.«
    Fabrizio sah ihn fassungslos an. »Soso, du kannst also Albanisch?«
    »Nein, kann ich nicht. Aber es hört sich wie Albanisch an. Jede Menge Konsonanten wie auf dem Balkan«, fuhr er fort und betastete unaufhörlich den blauen Fleck. »Hör mal, du musst mir die Wahrheit sagen, wie sehe ich aus? Mein Gesicht ist entstellt, stimmt’s?«
    Fabrizio sah ihn an. Es sah nicht besonders schlimm aus, trotzdem nickte er langsam.
    »Meinst du, das kommt wieder in Ordnung?«
    Ciba verkündete ihm die schlechte Nachricht. »Das glaube ich kaum. Das war ein schwerer Schlag … Hoffen wir mal, dass wenigstens das Auge nichts abbekommen hat.«
    Saporelli sank zu Boden. »Ich habe einen schrecklichen Brummschädel. Du hast nicht zufällig ein Saridon? Oder ein Moment?«
    Gerade wollte er Nein sagen, da fiel ihm die Zauberpille ein, die Bocchi ihm gegeben hatte. »Du bist wirklich ein Glückspilz. Ich habe diese Pille hier. Du wirst sehen, wie entspannt du dich danach fühlst.«
    Mit dem gesunden Auge sah der junge Autor die Pille prüfend an. »Was ist das?«
    »Mach dir keine Sorgen. Nimm sie einfach.«
    Nach kurzem Zögern nahm der Strega-Preisträger die Pille und schluckte sie.
    In diesem Augenblick hörte man aus einer dunklen Nische ein langsames Trommeln. Es hörte sich an wie ein Herzschlag.
    »O Gott, sie kommen. Wir werden alle sterben!«, brüllte Alighiero Pollini, der Untersekretär aus dem Kulturministerium, und klammerte sich an den Zauberer Daniel, den berühmten Zauberkünstler von Canal 26. Die Fernsehmoderatorin begann zu zittern, aber niemand tröstete sie. Das Trommeln wurde lauter und dröhnte durch die Krypta.
    So benebelt vor Angst, dass ihm sogar die Zahnplomben wehtaten, sagte Fabrizio: »Saporelli, ich … ich … ich schätze dich.«
    »Und ich halte dich für meinen literarischen Vater. Ein Vorbild, dem ich nacheifere«, antwortete der junge Mann in einem Anfall von Ehrlichkeit.
    Die beiden umarmten sich und starrten zum Eingang. Dort war es so schwarz, dass man meinte, die Dunkelheit mit Händen greifen zu können. So, als würden von einer Sekunde auf die nächste Tausende Liter Tinte in die Krypta laufen.
    Die rhythmischen Schläge aus der Finsternis hörten sich an wie eine Mischung aus Schlagzeugen, Trommeln und Händeklatschen.
    Langsam, als müssten sie sich aus der Gefangenschaft der Dunkelheit herauskämpfen, erschienen die Gestalten.
    Schlagartig hörten alle auf zu zittern und zu

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