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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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und dann legten sie sich schlafen, unter Schichten rauer Decken, die nach Kampfer rochen. Nebeneinander. Und dann drückte Papa ihn fest an sich und flüsterte ihm, mit einem Atem, der nach Alkohol roch, ins Ohr, er sei ein guter Junge, er sei schnell wie der Wind und brauche keine Angst zu haben … Das sei ein Geheimnis zwischen ihnen. Es tue nicht weh, im Gegenteil …
    Nein. Ich will nicht. Bitte nicht … Papa, tu mir das nicht an.
    Irgendetwas zerriss im Kopf von Alexej Jusupov.
    Die wohltuende Wärme verschwand aus seinen Gliedern, und ein Grauen überkam ihn wie eine kalte Dusche. Er zwinkerte mit den Augen voller Tränen und sah vor sich seinen Vater, als Mönch verkleidet.
    »Пошёл вон! Я тебя ненавижу« [Geh weg! Ich hasse dich.] , sagte Alexej, nahm alle Kraft zusammen und schlug mit der Auflaufform mit doppeltem Stahlboden auf den Urheber seiner Tage ein.
    Ungläubig fiel der unberechenbare bulgarische Chefkoch zu Boden, und der russische Sportler gab ihm mit der Auflaufform den Rest.

Pyrotechnisches Spektakel mit Musik
von Xi-Jiao Wing und dem Magic Flying Chinese Orchestra
    65 A ls der Exanführer der Bestien des Abaddon aufwachte, war es stockfinster und er wurde durchgerüttelt wie ein Sack Kartoffeln.
    Er brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass er auf der Schulter des Ungeheuers lag, das ihn an den Baum geschleudert hatte. Mit aller Kraft strampelte er mit den Beinen, um sich zu befreien, aber dann gab ihm der Zangengriff des Arms unmissverständlich zu verstehen, dass er sich lieber ruhig verhielt, wenn er nicht ersticken wollte. Der Fettwanst marschierte zügig, ohne zu ermüden, und konnte in der Dunkelheit offenbar perfekt sehen, zielstrebig bog er mal rechts, mal links ab, als sei er in diesem Labyrinth geboren. Ab und zu schaffte es ein Mondstrahl durch die Öffnungen in der Decke, und aus dem Dunkel leuchteten kleine Skelette auf, die in den Grabnischen eines langen unterirdischen Ganges lagen.
    Ich bin in den Katakomben.
    Der Exanführer der Bestien kannte die Priscilla-Katakomben. In der Mittelstufe hatte er sie mit seiner Klasse besucht. Damals war er in Raffaella De Angelis verliebt gewesen. Ein Mädchen schlank wie eine Sardine, mit langen braunen Haaren und einer silbernen Zahnspange. Sie gefiel ihm, weil ihr Vater einen dunkelblauen Lancia Delta mit hellblauen Alcantara-Sitzen fuhr.
    Um sich beliebt zu machen, hatte sich Saverio, während sie durch die Katakomben gewandert waren, heimlich hinter sie gestellt, ihr in die Wade gekniffen und geflüstert: »Der Etrusker mordet immer noch.« Vor Schreck hatte sie laut aufgeschrien und mit den Ellbogen um sich geschlagen. Saverio hatte einen Schlag auf die Nase bekommen und war ohnmächtig geworden.
    Er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen. Als er wieder zu sich gekommen war, hatten seine Klassenkameraden um ihn herumgestanden, Professoressa Fortini hat den Kopf geschüttelt, die alte Ordensschwester sich bekreuzigt und Raffaella hatte zu ihm gesagt, er sei ein Idiot. Trotz der Schmerzen war ihm nicht entgangen, dass er zum ersten Mal in seinem Leben im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Und da hatte er begriffen, dass man ungewöhnliche (nicht unbedingt intelligente) Dinge tun musste, um das zu erreichen. Raffaellas Vater hatte ihn in dem Lancia Delta nach Hause gefahren, in dem es gut nach neuem Auto gerochen hatte.
    Was wohl aus dem hübschen Mädchen geworden war?
    Wenn er nicht diesen blöden Scherz gemacht hätte, wenn er netter zu ihr gewesen wäre, wenn er selbstsicherer gewesen wäre, wenn … dann vielleicht … WENN und VIELLEICHT, das wären die richtigen Worte für seinen Grabstein gewesen.
    Saverio Moneta warf den Kopf in den Nacken und ließ sich auf die Schulter seines Entführers sinken.

66 Fabrizio Ciba studierte die Decke der Grotte, die von rotem Feuerschein erhellt wurde. Die Decke hatte eine grob geometrische Form. Wie eine in den Felsen geschlagene Krypta. An der Wand brannte eine Fackel, dichter, schwarzer Rauch stieg nach oben und verschwand durch Löcher, die als Rauchabzug fungierten. An den Wänden befanden sich Dutzende kleiner Nischen, in denen Knochenhäufchen lagen.
    Matteo Saporelli ging ihm weiter auf den Sack. »Na … wie fühlst du dich? Kannst du aufstehen?«
    Fabrizio ignorierte ihn und fuhr mit seiner Inspektion fort.
    Rundherum sah er menschliche Gestalten auf dem Boden hocken. Bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass es Festgäste, Kellner und ein paar

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