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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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würden alle immer noch Latein reden.
    »Wer fällt dir sonst noch ein?«
    Saverio verlor die Geduld. »Keine Ahnung! Ist mir auch egal! Ich hab weiß Gott andere Sorgen.«
    Antonio klang beleidigt. »Was hast du denn? Du bist echt komisch, weißt du das? Ich mache dir ein Superangebot, biete dir und deinen Freunden die Möglichkeit, Geld zu verdienen, beim exklusivsten Fest der letzten Jahre dabei zu sein, die berühmtesten Leute aus der Nähe zu sehen, und du fertigst mich einfach so ab?«
    Am liebsten hätte Saverio ihm den Kopf abgerissen und in seinem Blut gebadet, doch stattdessen setzte er sich aufs Sofa und versuchte, ihn zu besänftigen. »Nein, Anto’, tut mir Leid, wirklich, das geht nicht gegen dich. Ich bin einfach müde. Du weißt doch, die Zwillinge, mein Schwiegervater, das ist echt eine harte Zeit …«
    »Ich verstehe dich ja. Aber wenn dir jemand einfällt, ruf mich an. Bis morgen früh brauche ich vier Leute. Überleg’s dir noch mal, bitte. Sag ihnen, die Bezahlung ist super, und außerdem gibt es auf dem Fest einen Liveauftritt von Larita und ein Feuerwerk.«
    Der Führer der Bestien horchte auf. »Was sagst du? Larita? Die Sängerin Larita? Die von Live in Saint Peter und Unplugged in Lourdes ? Die von King Karol ?«
    Ein paar Jahre war Elsa Martelli, Künstlername Larita, Sängerin bei den Lord of Flies gewesen, einer Heavy-Metal-Gruppe aus Chieti Calo. Ihre Songs waren Hymnen an das Böse und bei der satanischen Gemeinde in Italien sehr beliebt gewesen. Doch dann hatte Larita die Gruppe plötzlich verlassen, war zum christlichen Glauben übergetreten, hatte sich vom Papst taufen lassen und eine Solokarriere als Popsängerin begonnen. Ihre letzten Platten waren eine schmalzige Mischung aus New Age, Teenieliebe und guten Gefühlen und deshalb weltweit ein Riesenerfolg. Aber von den Satanisten wurde sie verabscheut.
    »Ja, ich glaub schon. Larita … von ihr ist L ’ amore intorno .« Antonio war kein Experte für Popmusik.
    Plötzlich bemerkte Saverio, dass die Luft gut roch, nach Erde und frisch gemähtem Gras. Der Mond war untergegangen, alles war dunkel. Die Fensterscheiben vibrierten, der Ficus raschelte bei einer plötzlichen Windböe. Es begann zu regnen. Dicke, schwere Tropfen fielen auf die Kacheln des Balkons, ein Blitz zerriss die Dunkelheit, einen Augenblick lang war der Himmel taghell erleuchtet von einer Explosion, die den Boden erschütterte, Alarmanlagen zum Aufheulen und Hunde zum Bellen brachte.
    Vom Sofa aus sah Saverio Moneta eine Armee dicker schwarzer Wolken auf Oriolo Romano zurasen. Genau vor ihm ballte sich eine, die größte, zusammen, franste an einer Seite aus und bildete eine Art Gesicht. Schwarze Augen und ein aufgerissener Mund. Unmittelbar danach war es wieder dunkel.
    »Madonna del Carmine!«, entfuhr es ihm unwillkürlich. Er sprang auf, um die Fenster zu schließen, das Parkett war schon ganz nass. »Geht klar!«, keuchte er in den Hörer.
    »Was geht klar?«
    »Ich hab die drei.« Dann schlug er sich auf die Brust. »Und ich bin der Vierte.«

12 Sittsam saßen Fabrizio und Alice Tyler auf einer Marmorbank an einem ovalen Springbrunnen. Rechts von ihnen ein Bambuswäldchen, das von einem Halogenscheinwerfer angestrahlt wurde. Links ein Hortensienbusch. Zwischen ihnen zwanzig Zentimeter. Es war dunkel und kalt. Das Licht aus der Villa spiegelte sich auf dem Wasser und auf den herrlichen Beinen von Alice.
    Fabrizio nahm einen Schluck aus der Flasche und reichte sie an Alice weiter, die ebenfalls trank. Er musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Bei dieser Eiseskälte wären sie sonst bald eingefroren. Aber was sollte er tun? Sich sofort auf sie stürzen? Lieber nicht … viel zu riskant, bei diesen angelsächsischen Intellektuellen weiß man nie.
    Als König der Bestsellerlisten und einer der attraktivsten Männer Italiens (im Ranking der Frauenzeitschrift YES stand er hinter einem Motorradrennfahrer und einem dunkelhäutigen Sitcom-Schauspieler auf Platz drei) konnte er eine Zurückweisung auf keinen Fall hinnehmen. Das würde ihn vermutlich Jahre psychoanalytischer Behandlung kosten.
    Das Schweigen wurde langsam peinlich. Also sagte er aufs Geratewohl: »Du hast auch die Bücher von Irvin Parker übersetzt, stimmt’s?« Noch während er sprach, dämmerte ihm, dass das für eine schnelle Annäherung das Dümmste überhaupt war.
    »Ja, alle außer dem ersten.«
    »Aha … Hast du ihn mal kennengelernt?«
    »Wen?«
    »Parker.«
    »Ja.«
    »Und wie ist

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