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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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er so?«
    »Sympathisch.«
    »Wirklich?«
    »Ja, sehr.«
    Nein! So ging das nicht. Irgendwie, das spürte er, war sie gar nicht bei der Sache. Die zwanzig Zentimeter, die sie voneinander trennten, fühlten sich an wie zwanzig Meter. Er sollte es lieber lassen und wieder reingehen. »Hör mal, viell…«
    Alice sah ihn an. »Ich muss dir etwas sagen.« Ihre Augen glänzten. »Es ist ein bisschen peinlich …« Sie holte tief Luft, als müsse sie ein Geheimnis loswerden. »Als ich die Löwengrube ausgelesen hatte, war ich richtig aufgewühlt … Es ging mir schlecht, stell dir vor, ich war so durcheinander, dass ich sogar eine Verabredung abgesagt habe und zu Hause geblieben bin. Am nächsten Tag habe ich das Buch gleich noch einmal gelesen, und es hat mir noch besser gefallen. Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll, es war eine einzigartige Erfahrung … Ich habe so viele Analogien zu meinem eigenen Leben entdeckt.«
    Ciba wurde von Lustwellen durchströmt, von Endorphinbrechern, die vom Kopf abwärtsrollten und durch seine Adern sprudelten wie Erdöl in einer Pipeline. Nur dass die Lust diesmal, anders als bei dem Gespräch mit Sawhney, in Harnleiter, Nebenhoden und Oberschenkelarterien schoss und dann in seinem Fortpflanzungssorgan explodierte, das sich mit Blut füllte und ihm eine tierische Erektion bescherte. Fabrizio riss sie an sich und stieß ihr die Zunge in den Mund. Und sie, als sie ihm gerade gestehen wollte, dass sie ihm einen langen Brief geschrieben hatte, spürte seine Zunge zwischen ihre Mandeln. Daraufhin stieß sie ein paar undefinierbare Laute aus, was heißen sollte: Bist du verrückt?! Instinktiv wehrte sie sich gegen den Eindringling, aber als sie es nicht schaffte, gab sie sich geschlagen; mit einer Hand streichelte sie seine Haare, erwiderte den Lippendruck umso fester und begann, ihre kleine fleischige Zunge kreisen zu lassen.
    Als Fabrizio merkte, dass sie nachgab, schlang er die Arme um sie und presste seine Brust an ihren Busen, wobei er dessen feste Konsistenz spürte. Sie spreizte eins dieser herrlichen Beine. Er drückte sie gegen seine Erektion. Da spreizte sie auch das zweite herrliche Bein. Und er schob seine Hand zwischen ihre Schenkel.
    Oben auf der Terrasse standen Federico Gianni, der Geschäftsführer des Verlags, und sein treuer Knappe Achille Pennacchini, lehnten sich an die Brüstung und bewunderten die Aussicht auf den Park und ganz Rom.
    In seinen schlabbrigen Caraceni-Anzügen sah Gianni immer aus wie eine aufgetakelte Bohnenstange. Als junger Mann hatte er erfolgreich in der Ersten Basketball-Liga gespielt, dann aber mit fünfundzwanzig den Sport an den Nagel gehängt, um die Leitung einer Turnschuhfabrik zu übernehmen. Später war er dann irgendwie, durch welche Kontakte und auf welchen Wegen auch immer, im Verlagswesen gelandet, zuerst in einem Mailänder Kleinverlag und schließlich bei Martinelli. Von Literatur hatte er keine Ahnung. Für ihn waren Bücher eine Ware wie Schuhe, und auf diese Einstellung war er auch noch stolz.
    Er war das genaue Gegenteil von Pennacchini, den Gianni an der Universität Urbino, wo er vergleichende Literaturwissenschaft gelehrt hatte, aufgestöbert und zum Verlagsleiter gemacht hatte. Pennacchini war der klassische Intellektuelle, ein homme de lettre, und das sah man ihm auch an: runde Hornbrille vor blauen, vom vielen Lesen verdorbenen Augen, kariertes zerknittertes Jackett, grobes Baumwollhemd mit Button-Down-Kragen, Wollkrawatte und Cordhosen. Er redete wenig. Stets sehr leise. Und er lavierte. Man wusste nie, was er tatsächlich dachte.
    »Geschafft.« Gianni streckte sich. »Mir scheint, es ist gut gelaufen.«
    »Sehr gut«, echote Pennacchini.
    Rom sah aus wie eine riesige schmutzige, mit Lichtern besetzte Decke.
    »Ziemlich groß, die Stadt«, räsonierte Gianni beim Anblick dieses Schauspiels.
    »Sehr groß. Sie reicht von den Castelli bis nach Fiumicino. Sie ist wirklich riesig.«
    »Wie groß mag wohl der Durchmesser sein?«
    »Hm, keine Ahnung … Mindestens achtzig Kilometer …«, schätzte Pennacchini aufs Geratewohl.
    Gianni sah auf die Uhr. »Wann gehen wir ins Restaurant?«
    »Spätestens in zwanzig Minuten.«
    »Das Buffet war grauenhaft. Ich habe nur zwei völlig vertrocknete Tramezzini mit Lachs gegessen. Ich habe Hunger.« Er machte eine Pause. »Und pinkeln muss ich auch.«
    Bei der letzten Bemerkung seines Chefs wackelte Pennacchini mit dem Kopf wie eine Taube.
    »Ich glaube, ich mach’s im Garten. An

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