Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
der frischen Luft. Es gibt nichts Besseres, als vor einem solchen Schauspiel zu pinkeln. Sieh mal da hinten, sieht aus wie ein Gewitter.« Gianni lehnte sich über das Geländer und blickte in die dunkle Vegetation. »Passt du auf, dass mich keiner sieht? Und wenn jemand kommt, hältst du ihn auf.«
»Und was soll ich sagen?«, murmelte der Verlagsleiter unsicher.
»Zu wem?«
»Zu dem, der zufällig hier vorbeikommt.«
Gianni dachte einen Augenblick nach. »Woher soll ich das wissen … Verwickel ihn in ein Gespräch, halt ihn auf.«
Der Geschäftsführer ging die Treppe zum Garten hinunter und machte den Reißverschluss seiner Hose auf. Pennacchini bezog oben an der Treppe Posten wie ein Schweizergardist.
13 Larita.
Na klar, die Sängerin aus Chieti Scalo war das perfekte Opfer für den Herrscher des Bösen. Und das Fest die perfekte Gelegenheit für Mantos, sie mit dem Durendal zu enthaupten.
»Du mit deinen Nonnen, Kurtz … dir werd ich’s zeigen«, kicherte Saverio und tanzte vor Freude durchs Wohnzimmer.
Was wäre wohl los, wenn die Welt erfuhr, dass die Sängerin, die in Europa und Lateinamerika zehn Millionen Platten verkauft und Weihnachten für den Papst gesungen hatte, von den Bestien des Abaddon enthauptet worden war? Diese Nachricht würde weltweit Schlagzeilen machen. So ähnlich wie damals bei John Lennon und Janis Joplin …
Saverio kamen Zweifel. War Janis Joplin überhaupt ermordet worden?
Ist ja auch egal . Ganz und gar nicht egal war ihm, dass er mit einer solchen Aktion unsterblich werden würde. Zahllose Internetseiten, Foren und Blogs würde man nach ihm benennen. Tausende von Jugendlichen würden T-Shirts mit seinem Bild tragen. Generationen von Satanisten würden die Figur Mantos zum Idol erheben und von seiner charismatischen psychotischen Persönlichkeit fasziniert sein, genau wie bei Charles Manson.
Saverio schnappte sich Serenas iPod von dem Schränkchen im Flur. Darauf würde er bestimmt ein paar Stücke der Sängerin finden. Und tatsächlich, da war’s. Er drückte auf PLAY . Mit ihrer melodiösen, mehrere Oktaven umfassenden Stimme sang die Künstlerin einen Song über die Liebe zwischen zwei Jugendlichen.
Echt zum Kotzen!
Grauenhaft, sie hatte es doch tatsächlich geschafft, die beiden Dinge auf der Welt zu verbinden, die er am meisten hasste: Liebe und Jugendliche.
Er nahm eine Flasche Jägermeister aus dem Barschränkchen und trank aus der Flasche.
Gallenbitter.
14 Auf der Marmorbank war es nicht sonderlich bequem. Fabrizio Ciba und Alice Tyler verknäulten sich ineinander, während der Bambus im auffrischenden Maestrale heftig zu schwanken begann. Der Schriftsteller hatte eine Hand auf dem Betonmäuerchen, die andere auf dem Busen der Übersetzerin. Die Übersetzerin hingegen hatte eine Hand hinter dem Rücken eingeklemmt, während die andere in seiner Hose steckte. Dabei wirkte der Gürtel wie ein Druckverband, schnürte die Blutzufuhr ab und machte die Finger so taub, dass sie damit nichts weiter ausrichten konnte, als seinen Schwanz zu halten. Unterdessen keuchte Fabrizio ihr ins Ohr und versuchte, die Brust aus dem Büstenhalter zu befreien, was ihm jedoch nicht gelang, woraufhin er beschloss, die Intimzone zu erkunden.
Den Geschäftsführer, der in etwa zehn Meter Entfernung pinkelte, bemerkten sie gar nicht, bis sie ihn plötzlich seufzen hörten. »Ahh!! Das war nötig. Welche Erleichterung!«
Beide erstarrten wie eine Seezunge, und hätten sie nur gekonnt, hätten sie auch die Farbe gewechselt wie eine Solea solea, um sich zur Tarnung an die Umgebung anzupassen. Fabrizio wisperte ihr ins Ohr: »Psst, da ist jemand … Keinen Ton, ich flehe dich an … Nicht atmen …« Beide versteinerten wie die menschlichen Abdrücke in Pompeji. Beide mit den Händen auf den Genitalien des anderen.
Noch eine Stimme. Diesmal weiter weg. »Ja, das muss man ihm lassen, in solchen Dingen ist unser Ciba einfach unübertroffen!«
»Das ist Gianni! Der Geschäftsführer!«, hauchte der Schriftsteller Alice erklärend ins Ohr.
»Oh mein Gott, bitte nicht«, sagte sie flehend. »Und wenn sie uns sehen?«
»Sei still. Nicht reden.« Fabrizio hob den Kopf. Hinter dem Hortensienbusch waren die Umrisse von Gianni zu erkennen. Ciba duckte sich. »Der pinkelt nur! Er kann uns nicht sehen. Gleich geht er wieder.«
Aber der Geschäftsführer, der es an der Prostata hatte, blieb und schüttelte in Erwartung weiterer Tröpfchen sein Ding.
»Nicht schlecht, die Story mit dem
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