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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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das Wasser über das Trittbrett der Vespa und reichte ihm bis zu den Knöcheln. Der Motor spuckte und begann zu stottern. Zuckend schleppte sich der Scooter dahin wie ein verletztes Tier und keuchte verzweifelt. Fabrizio biss die Zähne zusammen und feuerte die Maschine an. »Los, verdammt, komm schon, komm, komm, komm, verdammt noch mal, du schaffst es!«
    Aber die Vespa stieß ein Röcheln aus und gab an der tiefsten Stelle den Geist auf.
    Fluchend stieg Fabrizio Ciba ab. Das Wasser reichte ihm bis zu den Waden. Die Füße quatschten in den alten Church’s. Wütend traktierte er den Scooter mit Fußtritten. Er konnte es nicht fassen, dass sich im Verlauf von vierzig Minuten alles gegen ihn verschworen hatte, die Menschheit, die Technik und die Natur.
    Vollgestopft mit kahl geschorenen, tätowierten Scheusalen, fuhren die Autos an ihm vorbei und verpassten ihm eine Dusche. Kopfschüttelnd zeigten die Leute auf ihn, lachten und fuhren einfach weiter.
    Er sah an sich herunter. Seine Jacke hatte sich in einen grauenhaft triefenden Poncho verwandelt. Die Hose war klatschnass und voller Schlamm.
    Mit gesenktem Kopf und am ganzen Leib zitternd, schob er die Vespa aus dem Wasser. Der Regen lief ihm den Hals hinunter, suppte über den Rücken und zwischen die Arschbacken. Seine Füße spürte er nicht mehr. Er ließ den Scooter stehen und ging los.
    Zum Glück war es nicht mehr weit bis zur Wohnung seiner Agentin. Bei ihr würde er auch übernachten. Sich einen Kamillentee mit Honig machen lassen. Ein paar Aspirin nehmen und sich von ihr verwöhnen und gut zureden lassen. An ihren warmen Busen geschmiegt, würde er einschlafen, während sie ihm beruhigend ins Ohr wisperte, denen bei Martinelli würden sie schon Feuer unterm Arsch machen.
    Erleichtert marschierte er weiter, während heftige Windböen ihn zurückdrängten. Die dunkle Silhouette der Engelsburg war in dichten Wasserdunst gehüllt. Er überquerte die Engelsbrücke. Unter seinen Füßen toste das Hochwasser und bahnte sich einen Weg zwischen den Brückenpfeilern hindurch.
    Auf der anderen Tiberseite stand eine schier endlose Blechschlange, die sich keinen Millimeter bewegte, aber unentwegt hupte. Die Gullys spuckten graue Sturzbäche aus, die sich reißend über die Bürgersteige ergossen. Alle Straßen, Gassen und Wege, die in die Altstadt führten, wurden von Polizisten in gelben Regenmänteln bewacht, die mit Winkerkellen versuchten, den Verkehrsfluss zu regeln. Es sah aus wie die Evakuierung einer Stadt bei Bombenalarm.
    Fabrizio drängte sich zwischen den Autos durch und bog in die erstbeste Gasse ein, die er fand. Er kam auf einen kleinen Platz, wo sich zwei Typen um einen freien Parkplatz prügelten. Die Frauen, beide blond, beide wie Versace-Models gekleidet, saßen im Auto und brüllten heraus.
    »Enrico! Siehst du nicht, was das für ein Idiot ist, vergiss es.«
    »Franco! Das lohnt sich bei so einem Arsch doch nicht.«
    Fabrizio ging vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Er bog in die Via dei Coronari ein.
    Ein Albtraum.
    Aber jetzt war er zu Ende, er war da.

17 »So, du willst also nicht mit mir schlafen?«
    Serena öffnete ein Auge. Um einschlafen zu können, hatte sie fünfundzwanzig Tropfen EN genommen. Sie hob nur leicht den Kopf und sah die dunkle Gestalt ihres Mannes an der Schlafzimmertür.
    »Was willst du?«, nuschelte sie benommen und spürte dabei den süßlichen Geschmack der Benzodiazepine auf der tauben Zunge. »Siehst du nicht, dass ich schlafe? Willst du streiten?«
    »Du hast gesagt, du willst nicht mehr mit mir schlafen.«
    »Hör auf. Lass mich in Ruhe. Das ist besser so«, fertigte sie ihn ab und ließ den Kopf wieder auf das Kissen sinken. Trotz der Schläfrigkeit registrierte ein Teil von Serenas Gehirn, dass sich Saverios Stimme irgendwie anders anhörte, sehr entschieden. Und das war sonst gar nicht seine Art. Der ist bestimmt betrunken, der Idiot. Sie fing an, in der Nachttischschublade nach Augenmaske und Ohrstöpseln zu kramen. Den ganzen Tag war sie auf den Beinen gewesen, hatte halb Rom nach einer Töpferscheibe abgeklappert und war jetzt fix und fertig. Sie hatte keine Lust zu streiten.
    »Sag das noch mal, wenn du dich traust. Sag noch mal, dass du nicht mehr mit mir schlafen willst.«
    »Ich will nicht mehr mit dir schlafen. Bist du jetzt zufrieden?« Sie fand die Maske.
    »Du würdest dich lieber von denen aus der Spedition ficken lassen, stimmt’s?«
    Jetzt übertrieb er aber. Das konnte sie nicht durchgehen

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