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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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gesagt hatte. Ein ECHTES NEIN.
    Wenn du die Sekte aufgibst, dann muss dir klar sein, dass dein Leben von jetzt an nur noch aus einer langen Abfolge von Jas bestehen wird. Es muss dir klar sein, dass du langsam in allgemeine Gleichgültigkeit verfallen und verlöschen wirst wie eine Kerze auf einem verlassenen Grabstein. Wenn du jetzt das Durendal niederlegst und auf dem Sofa schläfst, dann ist es aus mit schwarzen Messen, satanischen Orgien und Graffitis auf Autobahnbrücken. Keine Abendessen mehr mit deinen Jüngern. Nie wieder. Du wirst ihnen nicht einmal nachweinen, weil du zu deprimiert bist, um ihnen nachweinen zu können. Du musst dich jetzt entscheiden. Entweder du wirst zum Sklaven deiner Frau, oder du bist Mantos, der Hohepriester der Bestien des Abaddon. Du musst entscheiden, wer, verdammt noch mal, du sein willst.
    Er nahm das Handtuch vom Kopf, trank den Jägermeister aus, griff nach dem Rasierapparat, schaltete ihn ein und rasierte sich eine Glatze.

16 Ausgebrannt .
    Fabrizio Ciba fuhr auf seiner Vespa die Panoramastraße am Monte Mario hinunter. Mit Vollgas warf er sich nach rechts und links wie Valentino Rossi. Er war außer sich. Diese Schweine von Martinelli hatten gesagt, er sei am Ende, und wollten ihn abservieren. Ausgerechnet ihn, der sie vor dem Konkurs bewahrt, der mehr Exemplare verkauft hatte als alle anderen italienischen Autoren zusammen, ihn, der in neunundzwanzig Sprachen übersetzt war, darunter Swahili und Ladino.
    »Und dann noch zwanzig Prozent der Auslandsrechte abgreifen!«, brüllte er, während er an einem Ford Ka vorbeizischte.
    Wenn die glaubten, sie könnten ihn behandeln wie eine esssüchtige Nonne, dann hatten sie sich gewaltig geschnitten.
    »Was bildet ihr euch eigentlich ein? Alle reißen sich um mich. Ihr verdammten Schweine, wenn erst mein neuer Roman erscheint, werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt.«
    Im Zickzack fuhr er durch den Verkehr auf dem Viale delle Milizie. Dann warf er sich auf die Straßenbahntrasse. Mit quietschenden Reifen bremste er vor einer roten Ampel.
    Er musste den Verlag wechseln. Und dann aus diesem Scheißland verschwinden. Italien verdient mich nicht . Er konnte doch in Edinburgh leben, mit all den großen schottischen Schriftstellern. Er schrieb zwar nicht auf Englisch, aber was machte das schon? Irgendjemand würde seine Bücher übersetzen.
    Alice …
    Vor seinem geistigen Auge erschien ein Bild von ihnen beiden in einem schottischen Cottage. Sie nackt beim Übersetzen und er, wie er Rigatoni mit Cacio und Pfeffer zubereitete. Morgen würde er sie anrufen und sich entschuldigen.
    Ein Tropfen, so groß wie eine Kaffeebohne, traf ihn mitten auf der Stirn, gefolgt von einem auf der Schulter, einem am Knie, einem …
    »Nein!«
    Ein Platzregen brach los. Auf den Bürgersteigen rannten die Leute los, um sich unterzustellen. Schirme wurden aufgespannt. Windstöße zerrten an den Platanen am Straßenrand.
    Fabrizio beschloss, trotzdem weiterzufahren, bis zur Wohnung seiner Agentin war es nicht mehr weit. Dort würde er erst mal heiß duschen, und dann würden sie die Gegenoffensive planen.
    Er kam an den Lungotevere. In der Unterführung standen Millionen Autos im Stau. Alle hupten. Der Regen trommelte auf das Blech, den Asphalt und alles andere. Die Scheinwerfer blendeten.
    Was zum Teufel ist hier los?
    Freitagabend + Häftlinge auf Freigang + Regen = Innenstadt die ganze Nacht blockiert.
    Fabrizio hasste den Freitagabend. Dann überfluteten barbarische Horden aus Prenestino, Mentana, Cinecittà, den Castelli und dem Gürtel um den Großen Autobahnring die Altstadt, Trastevere und La Piramide auf der Suche nach Pizzerien, irischen Pubs, mexikanischen Restaurants und Panini-Bars. Alle wild entschlossen, sich zu amüsieren.
    Fluchend stürzte sich auch der Schriftsteller auf den Lungotevere. Aber er kam nicht voran. Die Autos standen so dicht, dass er mit seiner Vespa nicht hindurchpasste. Er erklomm den Bürgersteig, aber auch dort war kaum ein Durchkommen. Alles war mit Autos zugeparkt, die kreuz und quer standen wie die achtlos hingeworfenen Spielzeugautos eines verwöhnten Jungen. Bis auf die Unterhose durchnässt, geriet er in eine Art Nadelöhr, das in einem See endete. Jedes durchfahrende Auto verursachte eine Bugwelle wie ein Motorboot. Er holte einmal tief Luft und fuhr los. Auf den ersten zwanzig Metern spritzte das Wasser hoch, dann verschwanden die Reifen in der dunklen, eiskalten Flüssigkeit, und er verlor an Tempo. Nun stieg

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