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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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sie auf die runzelige Stirn des Elefanten. Als hätte man die Schnüre durchgeschnitten, die sie aufrecht hielten, sank sie in sich zusammen, kauerte sich an seinen Rücken und schluchzte heftig.
    Erschrocken legte Fabrizio die Hand auf den Mund. Wie hatte er nur Larita vergessen können? Sie war das einzig Wertvolle in all diesem Scheiß. Sie war der Engel, der ihn retten würde. Sie beide waren anders. Mit diesem Fest hatten sie nichts zu tun. Augenblicklich musste er sich um dieses Wesen kümmern und es in Sicherheit bringen.
    Er rannte zu ihr und drückte sie an sich, wobei er spürte, wie dieser kleine Körper von den Schluchzern geschüttelt wurde. Sie war so winzig. So schutzlos.
    Die Augen voller Tränen, mit glühendem Gesicht schluckte sie heftig und versuchte zu sprechen: »Der Ä… Ä… Ärmste …«
    Wen meint sie?
    »Das ist nicht gerecht … Er hat doch nichts getan … nichts Bö…ses.« Dann musste sie wieder weinen.
    Den Elefanten, du Idiot .
    Er zog ihren Kopf an seine Schulter. »Nicht weinen. Bitte … Hör auf zu weinen«, flüsterte er ihr ins Ohr und streichelte ihre Haare. Aber sie hörte nicht auf. Sobald das Schluchzen abflaute, holte sie Luft und fing wieder von vorne an.
    Fabrizio versuchte, etwas Tröstendes zu sagen. Murmelte sinnloses Zeug. »Nein … er hat nicht gelitten … Er hat sich das Rückgrat gebrochen, er hat fast nichts gespürt … Es ist eine Befreiung … Ein Leben in Ketten.«
    Aber es war nichts zu machen, sie weinte weiter, als hinge sie an einer Batterie. Verzweifelt, weil er nicht mehr wusste, was er noch tun sollte, um sie zu beruhigen, legte er ihr den Arm um den Hals, schob ihr die Haare aus dem Gesicht und öffnete, mit einer Natürlichkeit, wie er sie in seinem Leben noch nie empfunden hatte, die Lippen und küsste sie.

51 Als Zombie das Kraftwerk erreichte, war er zwar müde, aber nach wie vor entschlossen.
    Kleine Halogenstrahler bildeten einen Lichtkreis um die Anlage, die in der Dunkelheit glänzte wie eine Unterwasserstation. Rundherum war ein drei Meter hoher Metallzaun. Der Zugang führte durch eine Tür, an der ein gelbes Schild hing. Darauf war ein Totenkopf und der Warnhinweis: HOCHSPANNUNG. LEBENSGEFAHR. Auf dem Platz rund um das gemauerte Häuschen standen in zwei Reihen große Metalltransformatoren, die summten wie Bienenstöcke. Jede Menge Kabel waren um Keramikelektroden gewickelt und führten von dort in den Boden.
    Das Größte, womit Zombie in seiner kurzen Laufbahn als Hilfselektriker zu tun gehabt hatte, war die dreiphasige 9-KW-Anlage der Villa Giorgini in Capranica gewesen, Hausstrom mit Sicherungskasten und Stromzähler.
    Doch jetzt hatte er ein richtiges kleines Kraftwerk vor sich. Ihm fiel ein, dass er in seinem Fernkurs an der Berufsschule für Radio- und Elektrotechniker etwas über Kraftwerke gelesen hatte. Es gab Wärme-, Wasser- und Kernkraftwerke. Wasserkraft schied aus, weil es keinen Fluss und keine Staumauer gab. Kernkraft schloss er aus. Also war das hier vermutlich ein Wärmekraftwerk, aber eigentlich war das auch schnuppe, denn er musste es ja nur sabotieren.
    Zum Glück war die Anlage nicht bewacht und das Tor nur mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert.
    Zombie setzte die silberne Geflügelschere an und drückte zu. Die Metallkette rührte sich nicht. Er biss die Zähne zusammen und drückte fester. Vor Anstrengung lief sein Gesicht rot an. Langsam gab das Kettenglied nach. Er erhöhte noch einmal den Druck, und mit einem Schlag zerbrach die Kette, aber auch die Geflügelschere. Kurzerhand warf er die beiden Teile weg und ging hinein.
    Er näherte sich dem Häuschen. Natürlich war die Metalltür abgeschlossen. Aber ein kräftiger Fußtritt, die Tür sprang auf und gab den Blick auf einen kleinen Raum frei, der ganz mit Schalttafeln ausgekleidet war. Amperemeter, Schalter, Schieber, leuchtende LEDs, Hebel. Ratlos betrachtete Zombie all diese Apparaturen. Man kam sich vor wie im Cockpit eines Flugzeugs. Er drückte ein paar Knöpfe, legte ein paar Hebel um, aber es tat sich nichts Entscheidendes. Vielleicht könnte er es durch Rumschalten sogar schaffen, die Anlage lahmzulegen, aber dann hätte man sie auch wieder in Betrieb nehmen können. Damit der ganze Park in Dunkelheit versank, musste er sie zerstören.
    In einem Glaskasten entdeckte er eine große Axt mit rotem Griff. Er schlug die Scheibe ein und ergriff das Werkzeug. Dann sah er, dass an einer Wand, mitten zwischen all den Schalttafeln,

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