- Lasst die Toten ruhen
Ort nähern und jetzt, in der Nacht! – Die Burg, Herr Ritter, hat einen schlechten Namen.«
»Aufgrund von Räubern?«, fragte Franz.
»Nein; hier spukt es«, antwortete der Alte.
»Unsinniges Zeug!«, sprach der Baron. »Vorwärts in die Ruinen. Es gibt keinen Augenblick zu verlieren.«
Und das war tatsächlich der Fall. Die grausigen Bestien waren nur wenige Schritte hinter den Reisenden. Gelegentlich hielten sie kurz und ließen ein wildes Geheul ertönen. Die Gesellschaft hatte eben die zuvor erwähnte Eiche erreicht und bog auf den Pfad in die Ruinen, da sprengten die Tiere so nahe heran, dass eine Lanze leicht hätte treffen können. Als wenn ihnen gewahr wäre, dass sie kurz davor waren, ihre Beute zu verlieren. Der Ritter und Franz machten eine scharfe Wende und wollten gerade ihre Pferde mitten in die heranstürmende Menge treiben, als plötzlich aus den Schatten der Eiche ein Mann trat, der sich mit wenigen raschen Schritten zwischen die Reisenden und deren Verfolger brachte. Soweit man im Dämmerlicht sehen konnte, war der Fremde ein großer, gut gebauter Mann; er trug ein Schwert an seiner Seite, und ein breitkrempiger Hut saß auf seinem Haupt. Wenn die Gesellschaft schon über sein plötzliches Auftreten erstaunt war, so war sie es noch mehr über das, was folgte. Sobald der Fremde erschien, gaben die Wölfe die Hetzjagd auf, liefen ineinander und begannen, ängstlich zu jaulen. Der Fremde hob nun seine Hand, anscheinend, um zu winken, und die wilden Tiere krochen zurück ins Dickicht wie eine Meute geprügelter Hunde.
Ohne die Reisenden, die viel zu verblüfft waren, um zu sprechen, eines Blickes zu würdigen, ging der Fremde den Pfad zur Burg und verschwand jenseits des Torbogens.
»Der Himmel sei barmherzig mit uns!«, murmelte der alte Kumpan in seinen Bart, als er sich bekreuzigte.
»Wer ist dieser geheimnisvolle Mann?«, fragte der Ritter erstaunt, während er den Fremden beobachtete, solange er zu sehen war. Anschließend nahm die Gesellschaft ihre Reise wieder auf.
Der alte Führer gab vor, die Frage nicht verstanden zu haben. Er ritt zu den Maultieren und beschäftigte sich damit, das Zaumzeug zu richten, welches in der Eile verrutscht war. Es verging mehr als eine Viertelstunde, bevor er sich den anderen wieder anschloss.
»Kanntest du den Mann, den wir nahe der Ruinen trafen und der uns auf so wunderbare Weise von unseren vierfüßigen Verfolgern befreite?«, fragte Franz den Führer.
»Ob ich ihn kenne? Nein, edler Herr; ich sah ihn nie zuvor«, gab er hastig zurück. »Er sah aus wie ein Soldat und war bewaffnet«, sagte der Baron. »Ist die Burg also bewohnt?«
»Nicht in den letzten hundert Jahren«, antwortete der andere. »Sie wurde geschliffen, weil ihr Herr in jenen Tagen schändliche Vereinbarungen mit Türken und Slawen getroffen hatte, die bis hierher vorgedrungen waren, oder vielmehr«, berichtigte er sich hastig, »es heißt, so sei es gewesen, da er womöglich genauso gut und aufrecht wie jeder andere Mann ist, der jemals in Butter gebratenen Käse aß.«
»Und wer ist jetzt der Herr über die Ruine und die Wälder?«, wollte der Ritter wissen.
»Ihr selbst, edler Herr«, entgegnete Kumpan. »Seit mehr als zwei Stunden sind wir schon auf Eurem Land und wir werden bald den Waldesrand erreichen.«
»Die Wölfe sind nicht mehr zu hören oder zu sehen«, sagte der Baron nach einer Pause. »Sogar ihr Geheul hat aufgehört. Das Abenteuer mit dem Fremden scheint mir noch immer unerklärlich, sogar wenn man annimmt, er sei ein Jägersmann –«
»Ja, ja; das wird er wohl sein«, warf der Führer hastig ein, während er sich nervös umsah.
»Der brave Mann, der so gelegen zu unserer Unterstützung erschien, muss ein Jäger sein. Oh, es gibt hier viele kraftvolle Waldläufer in der Gegend! Der Himmel sei gepriesen!«, fuhr er fort, nachdem er tief Luft geholt hatte. »Hier sind wir an den Waldesrand gelangt und in einer knappen Stunde werden wir sicher zu Hause sein.«
Und so geschah es auch. Bevor eine Stunde vorüber war, passierte die Gesellschaft ein ansehnliches Dorf, den wichtigsten Flecken des Gutes, und näherte sich einer alten Burg, deren Fenster hell erleuchtet waren. An der Tür standen der Verwalter und andere Bedienstete, die ihren neuen Herrn mit aller gebotenen Ehrerbietung begrüßten und die Gesellschaft in ihre glänzend eingerichteten Quartiere brachten.
Es vergingen beinahe vier volle Wochen, bevor die Reisenden ihr Abenteuer wieder zur
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