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- Lasst die Toten ruhen

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Titel: - Lasst die Toten ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kotowski
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so ein Vampir schreit und gute Worte gibt, wenn er gespießt werden soll. Das geschieht stets um Mitternacht. Der Leib des Vampirs verwest nämlich nicht. Er liegt im Grabe so warm und rot, als ob er am Leben sei. Weil ich das Grab meiner Tochter nicht öffnen lassen will, ist Wlastan mein Todfeind geworden.«
    »Was ist dieser Mann?«, fragte ich.
    »Er ist Ziegelbrenner und Dachziegelbrenner, während ich nur Luftziegelstreicher bin. Wir stammen beide aus der Gegend von Drenowa und kamen hierher, um die Lehmgruben zu pachten. Er war wohlhabend, und ich bin arm; aber er war nicht stolz, und sein Sohn wollte mein Eidam [77] werden. Nun ist das alles aus.«
    »Wohnt er weit von hier?«
    »Eine Viertelstunde am Bach hinauf.«
    »Ich werde ihn morgen früh aufsuchen und ihm meine Meinung sagen. Ihr seid alle beide unglaublich dumm!«
    »Dann wäre der Pope ja auch dumm?«
    »Vielleicht ist er noch mehr als das. Aber sag: Kommt deine Tochter denn an bestimmten Tagen durch die Luft geflogen, um an deinen Laden zu klopfen?«
    »Sie kommt nicht regelmäßig.«
    »Bist du nicht hinausgeeilt?«
    »Nein. Wie könnte ich das tun! Der Anblick eines Vampirs kostet das Leben.«
    »Nun, so wollte ich, sie käme heute!«
    »Heute ist Mittwoch, und mittwochs ist sie meist gekommen.«
    »Schön! Ich werde sie fragen, warum sie dich nicht schlafen lässt.«
    »Herr, das wäre toll! Ich würde noch eine Leiche zu begraben haben.«
    »Das ist möglich.«
    »Nämlich dich!«
    »Schwerlich! Doch schließen wir jetzt unsere Unterredung. Ich höre meine Gefährten sprechen. Sie haben nun gegessen und suchen mich.«
    »Du wirst ihnen doch nichts erzählen?«
    »Nur dem kleinen Hadschi werde ich es erzählen. Er wird mir helfen, den Vampir zu kurieren.«
    »Herr, ich bitte dich auf das Innigste, sei nicht unbesonnen! Du opferst töricht dein Leben!«
    »Ich werde im Gegenteile sehr besonnen sein. Ich habe mich bereits viele Jahre lang gesehnt, ein Gespenst zu sehen, und würde mich sehr freuen, wenn dieser Wunsch heute in Erfüllung ginge.«
    »Ich höre, dass du keine Angst hast, und ich errate den Grund davon. Wirst du vielleicht die Güte haben, mir den Zauber zu zeigen, den du besitzest?«
    »Ja, gern. Hier ist er.«
    Ich hielt ihm die geballte Faust vor das Auge.
    »Mache die Hand auf, dass ich ihn sehe!«
    »Siehe her! Es befindet sich nichts in der Hand. Die Faust ist der Talisman; das meine ich.«
    Wir sprachen nicht weiter, denn wir waren mit den andern zusammengetroffen. Wir führten vor dem Hause noch eine kurze Unterhaltung, während welcher ich dem darüber ganz glücklichen Kerpitschi meinen Tabak zu kosten gab, und dann sagten wir ihm und seinem Weib gute Nacht. Beide waren nicht wenig erstaunt, als sie hörten, dass wir uns oben am Grabe zur Ruhe legen wollten. Sie protestierten auf das Eifrigste dagegen, hatten aber keinen Erfolg. Wo ein müdes Menschenkind für immer schläft, darf man sich ohne Sorge für eine kurze Nacht zur Ruhe legen.
    Osko und Omar stiegen hinauf; ich aber blieb mit Halef noch unter dem Vorwande, nach den Pferden sehen zu wollen.
    »Sihdi, du hast etwas Geheimes, was diese beiden nicht wissen sollen?«, meinte der Kleine.
    »Ja. Hast du einmal ein Gespenst gesehen, Halef?«
    »Es soll allerlei Dschinns geben, in der Wüste und in den Wäldern, auf den Bergen und in den Tälern, aber gesehen habe ich noch keinen Geist.«
    »Du irrst. Du hast einen gesehen.«
    »Wo?«
    »Im Lande der Kurden, den Höhlengeist.«
    »Du meinst Marah Durimeh? Die war ein gutes Weib, aber kein böser Dschinn. Einen richtigen Dschinn möchte ich jedoch gern einmal sehen.«
    »Ich weiß einen.«
    »Wo?«
    »Hier. Es kommt des Abends ein Gespenst durch die Luft gefahren und klopft da an den Laden.«
    »O Wunder! Denkst du, dass es auch heute kommt?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich wünsche es.«
    »Ich auch. Wir könnten diesen Geist fragen, ob er einen Pass des Großherrn bei sich hat. Wollen wir?«
    »Ja. In einer halben Stunde ist die Zeit, in welcher er zu kommen pflegt. Kommt er nicht, so versäumen wir nur diese wenigen Minuten.«
    »Wo erwarten wir ihn?«
    »Hier am Bach, hinter den Büschen da liegen wir bequem im Grase und haben das Haus so nahe, dass wir es mit fünf Schritten erreichen können. Wir warten, bis er gehen will, und fassen ihn dann von zwei Seiten her.«
    »Gebrauchen wir die Waffe, wenn er sich wehrt?«
    »Das wollen wir vermeiden. Wir zwei werden doch wohl ein einziges Gespenst festhalten

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