- Lasst die Toten ruhen
hier aufbrechen müssen.«
»Du hast doch wenigstens etwas von ihm. Was ist es?«
»Ein alter Lappen, wie es scheint, den er als Gürtel umgebunden hatte.«
»Hast du verstanden, was er sagte?«
»Ja; es war ungarisch. Ich werde den Ziegelstreicher fragen, ob er hier einen weiß, der diese Sprache spricht. Hier in dem Gürtel steckt etwas. Wollen einmal sehen, was es ist.«
Ich hatte nämlich in dem Stückchen Lappen etwas gefühlt, welches ein runder Gegenstand mit einem Stiele zu sein schien. Ich zog dieses Ding hervor und wollte es gegen den Himmel emporhalten, um sehen zu können, was es sei. Aber der durchdringende Geruch, welcher mir von ihm entgegenströmte, bewies mir auch ohne allen Augenschein, dass ich eine alte, ganz und gar von Tabaksaft durchtränkte Stummelpfeife in der Hand hatte.
»Was ist es?«, fragte Halef.
»Eine Tabakspfeife.«
»Allah ’l Allah! Rauchen die Gespenster Tabak?«
»Zuweilen, wie es scheint, und zwar nicht die beste Sorte.«
»Zeig her!«
Er nahm den Stummel, roch daran und rief:
»O wehe mir! Wer daran riechen will, darf keine Nase haben.«
Er erhob den Arm, um die Pfeife von sich zu schleudern; ich aber verhinderte ihn daran.
»Halt! Was fällt dir ein? Ich brauche die Pfeife.«
»Allah behüte dich! Willst du aus ihr rauchen?«
»Nein. Sie soll mir dazu dienen, zu erfahren, wer das Gespenst gewesen ist.«
»Du hast recht. Ich hätte sie weggeworfen und damit einen sehr dummen Streich begangen.«
»Komm nun zurück zu dem Ziegelstreicher!«
Dieser hatte Halefs lauten Ruf, ebenso die Worte des unbekannten Gespenst-Darstellers und sodann unsere Schritte gehört. Es war ihm himmelangst geworden. Als wir bei ihm eintraten, war sein Gesicht kreideweiß, dasjenige seiner Frau ebenso.
»Du hast den Vampir gesehen, Herr?«, fragte er, sich hastig von seinem Sitze erhebend.
»Ja.«
»So musst du sterben. Wer einen Vampir erblickt, der kann nicht leben bleiben.«
»So werde ich sehr schnell sterben, da ich ihn nicht nur gesehen, sondern sogar angegriffen habe.«
»Heiliger Himmel!«
»Ich hätte ihn sehr gern fest gehalten! Leider aber ist er mir entflohen.«
»Durch die Lüfte?«
»Nein, sondern ganz regelrecht auf dem Wege und sodann über den Bach hinüber. Dabei hat er sogar einige Worte gesprochen.«
»Welche?«
»Eredj a tatárba und az istenért.«
»Das kann kein Mensch verstehen. Es ist jedenfalls die Sprache der Geister.«
»O nein! Es ist die Sprache der Magyaren, wie ich ganz genau weiß. Der Geist war sehr erschrocken. Die Worte, welche er ausrief, stößt man nur im Schreck aus. Gibt es vielleicht hier in der Nähe einen Menschen, welcher aus Ungarn stammt?«
»Ja.«
»Wer ist er?«
»Der Knecht Wlastans.«
»Ah, das ist sehr eigentümlich! Kennst du ihn genau?«
»Sehr.«
»Kennst du auch diese beiden Gegenstände?«
Ich zeigte ihm den Gürtel und die Pfeife vor.
»Sie gehören dem Knecht«, antwortete er. »Besonders die Pfeife kenne ich ganz genau. Er raucht aus diesem Tonkopf mit Schilfrohr. Ist das Rohr von dem Tabaksaft recht durchzogen und er hat keinen Tabak zum Rauchen, so beißt er sich immer ein Stück des Rohres ab, um es zu kauen. Er sagt, dies sei erst die richtige Feinschmeckerei. Er ist mein Feind, denn er hatte ein Auge auf meine Tochter geworfen und wir zeigten ihm die Türe. War er denn jetzt auch draußen?«
»Ich weiß es nicht genau. Ich denke, der Vampir wird nicht wieder kommen. Morgen früh werde ich ihn dir zeigen. Ich hatte mir vorgenommen, mit Tagesanbruch von hier wegzureiten; ich werde aber einige Stunden länger bleiben, um mit dir zu Wlastan zu gehen.«
»Wo denkst du hin, Herr!«, sagte er erschrocken. »Er würde uns zur Türe hinauswerfen!«
»Ich gebe dir mein Wort, dass er uns zwar sehr unfreundlich empfangen, aber auch sehr freundlich entlassen wird. Du wirst vollständig mit ihm ausgesöhnt sein.«
»Wie wolltest du dieses zustande bringen?«
»Darüber will ich jetzt nachdenken, und darum will ich mich zur Ruhe legen.«
Das wollte er nicht zugeben. Unser Erlebnis vor dem Hause war ihm ein Rätsel und das, was ich ihm darüber gesagt hatte, konnte er sich nicht deuten. Er bat um Erklärung; ich aber hielt es für besser, ihn warten zu lassen, bis er sich durch die Tatsache überzeugen könnte, dass es keine Vampire und Gespenster gibt. Darum ging ich, alle Fragen zurückweisend, mit Halef hinaus und stieg zu der erwähnten Anhöhe empor. Osko und Omar schliefen nun auch da oben. Gesprochen
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