Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Stimmung zu heben, war völlig in die Hose gegangen. Seit ich wieder zu Hause war, dachte ich nur daran, wie ich am besten jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit meiden konnte. Dank der modernen Kommunikationstechnik hatte ich mehrere Möglichkeiten. Ich konnte Telefon, Fax und E-Mail benutzen. Und viele Hüte.
    Um zehn fühlte ich mich so niedergeschlagen wie am Freitagabend. Ich hatte zu viel Arbeit und zu wenig Anerkennung, und mein Fast-Liebhaber zeigte inzwischen offensichtlich mehr Sympathie für die Räuber als für die Gendarmen. Mein Chef war zusammengebrochen, mein Neffe war mit dem Schleimer des Jahres unterwegs, und ich sah aus wie mit der Heckenschere frisiert.
    Dann klingelte das Telefon, und alles wurde noch viel, viel schlimmer.
    »Claudel ici.«
    »Ja«, sagte ich, zu überrascht, um ins Französische zu wechseln.
    »Ich dachte mir, Sie sollten es erfahren. Vor ungefähr zwei Stunden wurde auf George Dorsey ein Anschlag verübt.«
    »Von wem?«
    »Er ist tot, Ms. Brennan. Er wurde ermordet, weil Sie sich eingemischt haben.«
    »Ich?«
    Ich redete in eine tote Leitung.
    Für den Rest des Abends war ich zu durcheinander, um einen vernünftigen Gedanken fassen zu können. Sogar Kit beachtete ich kaum, als er nach Hause kam und berichtete, dass er einen schönen Tag gehabt habe.
    »Ermordet, weil Sie sich eingemischt haben.« Das war ungerecht. Dorsey hatte um meinen Besuch gebeten. Was, wenn er sich an Claudel oder Charbonneau oder Quickwater gewandt hätte? Das war ein Gefängnismord an jemandem, der für andere eine Bedrohung darstellte. So etwas passiert. Ich war nicht schuld daran. Claudel war ungerecht. Die ganze Nacht warf ich mich im Bett herum und wiederholte das Wort »ungerecht«.

27
    Am nächsten Morgen war ich schon um sieben Uhr dreißig in der Arbeit. Die anderen würden erst in einer Stunde kommen, und in dem Gebäude herrschte Grabesstille. Ich genoss die Ruhe und hatte vor, sie auch zu nutzen.
    Im Büro zog ich meinen weißen Mantel an und ging ins Anthropologie-Labor. Dort schloss ich meinen Lagerschrank auf und holte den Karton mit Savannahs Überresten heraus. Ich hatte vor, mich sofort an die Arbeit zu machen und Claudel das Wann und Wie der Bewältigung unseres Problems zu überlassen.
    Ich legte Schädel und Oberschenkelknochen auf den Tisch und begann die mühselige Arbeit, jeden Millimeter Knochen unter Vergrößerung und starkem Licht noch einmal zu untersuchen. Ich hatte zwar meine Zweifel, hoffte aber doch, noch etwas zu finden, das ich übersehen hatte. Vielleicht eine winzige Kerbe oder einen Kratzer, irgendetwas, das darüber Aufschluss gab, wie diese Knochen vom Rest des Körpers getrennt worden waren.
    Ich war noch damit beschäftigt, als es an der Tür klopfte. Ich hob den Kopf und sah Claudel hinter dem Türglas stehen. Wie gewöhnlich war sein Rücken kerzengerade und seine Frisur so perfekt wie auf einer Studioaufnahme von Douglas Fairbanks.
    »Hübsche Krawatte«, sagte ich, als ich ihm die Tür öffnete.
    Das war sie wirklich. Helles Lila, wahrscheinlich Designerseide. Passte gut zum Tweedjackett.
    » Merci «, murmelte er mit der Herzlichkeit eines Pitbulls.
    Ich legte den Oberschenkelknochen auf den Tisch, schaltete die Glasfaserlampe aus und trat ans Waschbecken.
    »Was ist mit Dorsey passiert?«, fragte ich, während ich mir die Hände schrubbte.
    »Ein Kreuzschraubenzieher ist ihm passiert«, erwiderte er. »Der Wärter war vor der Tür und las, während Dorsey duschte. Hat wahrscheinlich seine Fachzeitschriften durchgesehen.«
    Ich sah den Mann mit den kleinen Rattenzähnen vor mir.
    »Dem Wärter fiel eine Veränderung im Wasserrauschen auf, und er ging hinein, um nachzusehen. Dorsey lag mit dem Gesicht nach unten und achtundzwanzig Stichen im Oberkörper auf dem Boden.«
    »Mein Gott.«
    »Aber Dorsey war nicht sofort tot«, fuhr Claudel fort. »Auf der Fahrt zum Krankenhaus hat er noch ein wenig geplaudert. Und deshalb hatte ich das Gefühl, ich sollte bei Ihnen vorbeischauen.«
    Überrascht, dass Claudel so offen war, griff ich nach einem Papierhandtuch.
    »Der Sanitäter hat nicht alles verstanden, aber ein Wort ist ihm im Gedächtnis geblieben.«
    Claudel hob das Kinn ein wenig.
    »Brennan.«
    Ich hielt mitten im Abtrocknen inne.
    »Das ist alles?«
    »Der Sanitäter sagte, er sei zu sehr damit beschäftigt gewesen, Dorsey am Leben zu halten. Aber der Name fiel ihm wegen seines Hundes auf.«
    »Seines Hundes?«
    »Er hat einen irischen Setter mit dem

Weitere Kostenlose Bücher