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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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fährt Walts Wagen weg und niemand fragt, wohin. Kim kümmert sich um sein Gepäck, sieht die Bilder, die sind genial, und Kim schmiedet den Plan. Sie hat Talent, endlich hat sie auch eine Idee.
     
    Jetzt liegt vor ihr der Vertrag. Sie winkt der Bedienung und zahlt, lädt Mascha ein, »danke, Kim«, sagt Mascha.
    Sie treten auf die Straße hinaus, es schneit immer noch, »nur Mut!«, ruft Mascha, knufft Kim in die Seite.
    Der Galerist sitzt im Kontor. Kim klopft zaghaft an den Türrahmen. Sieht dort drinnen ein Bild, das der Galerist gerade rahmt. Ein Bild, wie sie es gemalt haben könnte, oder eben Walt. Kim wird blass, fühlt Maschas Hand auf der Schulter, dreht sich um.
    Da steht Walt, nimmt den Bowler ab und grinst. »Zum Untertauchen gehört auch die Kunst, zur richtigen Minute wieder aufzutauchen«, doziert er. »Ich hätte doch nie meine besten Arbeiten mit auf die Hütte genommen, Blödchen.«
    Kim geht, hört nicht auf Mascha, die ihr hinterherruft. Die Schnipsel des Vertrages lösen sich im Schneematsch auf.
     
    *
     
    18:55
    »Mascha war wirklich immer das Blödchen«, gab Walt zu. »Heute tut es mir leid, dass ich sie so habe auflaufen lassen.«
    »Sie hätten draufgehen können da oben im Schnee!«, widersprach Katinka.
    »Quark. Ich nehme nie mehr, als ich vertrage. Aber wir waren damals alle stoned! Es war Silvester! Was erwarten Sie denn?«
    »Klare Antworten auf klare Fragen«, antwortete Katinka. Clemenza, Harun und Nora saßen an der Theke und wälzten Rezepte. Der Musikus blies ein melancholisches Intermezzo auf seinem Sax. »Erstens: Wer ist der Tote da draußen im Hof?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Sagt Ihnen der Name Arndt Engstler was?«
    »Nein!«
    »Wohnen Sie hier in der Nähe?«
    »Ich wohne in Nürnberg!«
    Katinka nickte. »Verstehe. In Nürnberg. Schöne Stadt. Sie sind also nur gekommen, um die Zeichnungen an sich zu nehmen. Frage: Wer hat Ihnen diese Mappe zugesteckt?«
    »Das ist ja nicht so besonders schwer herauszufinden«, mischte sich Dante ein. »Ich habe mal ein bisschen recherchiert. Durfte mir doch Ihr iPad ausleihen, oder, Frau Palfy?« Er grinste sardonisch. »Ich ging einfach davon aus. Sie hatten kein Passwort vorgeschaltet.«
    »Machen Sie ruhig weiter.«
    »Trude Nüsslein ist in der Kunstszene eigentlich nur Eingeweihten bekannt, stimmt’s?« Dante holte das iPad und klickte darauf herum. »Dort aber ist sie fast so was wie ein Geheimtipp. Sie vereint, so schreiben die Kritiker, die Fähigkeit eines Carl Larsson, Dynamik und Lebensfreude genauso wie Detailreichtum abzubilden. Aber sie tut es subtiler. Nicht naiv. Mit Ironie. Deswegen kann man sagen, dass sie die Kunst der kolorierten Bleistiftzeichnung revolutioniert hat. Bitte!«
    Katinka blickte auf den Bildschirm. Die Zeichnung, die sie dort sah, entsprach im Stil genau denen auf den Blättern, die sie vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
    »Verstehe«, sagte sie langsam. »Diese Skizzen in der Mappe sind noch nicht koloriert. Sie hatten also durchaus noch selbst was vor, Herr Meier!«
    »Sie können mich mal!«
    »Trude Nüsslein begann mit dem Zeichnen sehr spät. Sie war schon fast 60, als sie die ersten Blätter einem Galeristen zeigte. Der war begeistert.«
    Walt holte tief Luft, als wolle er widersprechen, schüttelte aber dann nur resigniert den Kopf. Die Saxofonläufe wurden zu zusammenhanglosen Fetzen in Moll.
    »Jemand hat Ihnen diese Mappe übergeben. Ich habe Sie gesehen. Sie und den Mann im Ledermantel. Und noch einen dritten Typen.« Katinka klopfte auf die Tischplatte. Im Dreierrhythmus. Wieder und wieder. »Drei Männer im Schnee. Das war mal ein Film.«
    » Schwarz-Weiß-Komödie nach dem Roman von Erich Kästner«, rapportierte Dante. »1955 gedreht. Der Film hält sich genau an die literarische Vorlage. Mehrere Sätze sind exakt dem Buch entnommen.«
    »Wer ist dieser Schlauschwätzer eigentlich?«, regte Walt sich auf.
    »Der im Ledermantel hat Ihnen nichts mitgebracht. Von dem können Sie die Mappe nicht haben. Also von dem dritten. Denn ehe Sie vor«, sie sah auf die Uhr, »knapp zwei Stunden auf den Hof rausgingen, hatten Sie noch keine Zeichenmappe.«
    »Fuck!«
    »Geht Ihnen der Wortschatz aus?«
    »Unerwartet auftretende Wortfindungsstörungen können auf einen Schlaganfall hinweisen«, dozierte Dante.
    »Also, Nummer drei hat Ihnen die Mappe mitgebracht. Und Sie haben bezahlt. War’s ein Schnäppchen?«
    »Ich habe diese Zeichnungen vor Längerem auf einer Ausstellung gekauft. Aber

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