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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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sie ihn über ihre vor Kälte steifen Finger gestreift hatte, die Manteltaschen des Toten abgesucht und schließlich das Handy herausgefischt hatte, war der Rufton längst verstummt.
    »Porcamiseria!«
    »Was?«, fragte Dante. »Woher kam der Anruf?«
    »Akku leer!« Clemenzas Kiefer mahlten. Sie steckte das Handy in ihre Jacke.
     
    18 Uhr 30
    Sie stapften zurück in den Club.
    »Sie haben die Leiche vorhin schon gesehen!«, zischte Katinka Nora zu.
    Die Restaurantchefin packte Katinka am Arm und hielt sie zurück, während Clemenza zu den Toiletten ging. »Ich kann die Polizei nicht brauchen!«
    »Ach?«
    »Ich habe was zu rauchen im Mantel!«
    »Frau Conzi ist von der Mordkommission. Für Gras interessiert die sich nicht!«
    »Pffff!«
    »Haben Sie größere Vorräte angelegt?«
    »Nein, das nicht. Aber …«
    »Ihr Nachbar?«
    »Seine Wasserpfeifen sind total legal. Was glauben Sie denn!«
    »Gar nichts. Warum sind Sie dann nervös?«
    »Weil es nichts Schädlicheres gibt für die Publicity als einen toten Nachbarn im Hinterhof.«
    »Unsinn. Wahrscheinlich erweist es sich als das Gegenteil«, tröstete Katinka.
    »Sie haben eine ganz schön morbide Ader.«
    »Sie tut nur so«, drang Dantes Stimme zu ihnen durch.
    »Können Sie mir verraten, was hier gespielt wird?« Nora stemmte die Hände in die Hüften und blickte angriffslustig von einem zum anderen.
    Katinka senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe den Auftrag, Walt Meier zu überwachen. Das ist der Typ, der die fette Zeichenmappe unter dem Arm hatte. Er hat sie von einem Kerl bekommen, der jetzt verschwunden ist.«
    »Überwachen?«
    »Sie ist Privatdetektivin.« Dante konnte nicht anders als mitzumischen.
    »Ach so. Weit kann er nicht sein«, erwiderte Nora, die sich über Katinkas Outing nicht zu wundern schien. »Die klassische Krimisituation, oder? Keiner kann entkommen. Wie dem auch sei – ich bin in der Küche.« Sie musterte Dante. »Darf man Sie bitten, einen Kasten Mineralwasser und ein paar Flaschen Saft aus dem Keller zu holen?«
    »Jederzeit zu Diensten!« Dante verbeugte sich theatralisch und marschierte zur Kellertür.
    »Und hier – wenn Sie es übernehmen könnten …?« Sie kramte aus einem der Regale im Gang eine mehrfach gefaltete, steife Plastikfolie hervor und hielt sie Katinka hin. »Ich kann das nicht.«
    Diese nickte nur und ging wieder hinaus. Mit einem mulmigen Gefühl deckte sie den Toten zu. Unter dem Plastik sah die vom Schnee bedeckte Leiche aus wie ein bizarres Kunstwerk. Ein letztes Mal blickte Katinka sich aufmerksam um.
    Als sie in den Gastraum zurückkam, wuchtete Dante gerade den Getränkekasten hinter die Theke. Während er sich den Schweiß abwischte, fragte er angelegentlich: »Sagen Sie, Frau Molitor, das Hundefutter im Keller ist nicht für Ihre Gäste, oder?«
     
    18 Uhr 40
    Walt tobte wie ein Berserker.
    »Das ist mir ja noch nie passiert!«
    Caren stand hinter seinem Stuhl und drückte ihm die Hände auf die Schultern. »Sie bleiben hübsch sitzen. Dann lassen wir mit uns reden.«
    »Scheiß Weiber.«
    Eine klitzekleine Bewegung von Caren, und Walt schrie schmerzerfüllt auf.
    »Sie haben verstanden, schätze ich!« Katinka räusperte sich. »Also. Was haben Sie mit den Skizzen vor? Wer hat sie Ihnen übergeben?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Hier: Das Kürzel TrN lässt ja wohl kaum auf Walt Meier als den Urheber schließen.« Katinka tippte auf die Signatur, die sich schüchtern in die linke untere Ecke auf der Rückseite einer Zeichnung drückte. »Trude Nüsslein hat ihre Bilder leider Verso signiert. Man muss schon genau hinschauen. Deshalb erhofften Sie sich durch Einsatz des nötigen Bakschisches ein paar gute Geschäfte.«
    »Nonsense!«
    »Der talentierte Walt Meier!«, lachte Dante. »Der Experte des spurlosen Verschwindens. Und rechtzeitigen Wiederauftauchens. Habe ich recht?«
    Katinka hätte Dante am liebsten am Spieß gebraten.
    »Na? Neugierig? Ihnen läuft ja schon der Speichel im Mund zusammen!« Dante grinste. »Unser Kandidat hier hat schon mehrfach die Kunstwelt genarrt.« Er rieb sich die Hände vor lauter Vorfreude, seine Geschichte zum Besten geben zu können:
     
    Wer hat meinen Hund geküsst?
     
    Winterdämmerung. Aus der Galerie in der Bamberger Sandstraße flutet gelbes Licht, der Schnee glänzt. »Wir haben lange genug gewartet«, sagt Mascha. »Zwei Jahre und zwei Monate. Der taucht nicht wieder auf.« Kim schüttelt den Kopf. Nein, vermutlich nicht. Vor ihr liegt der

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