Lasst uns ueber Liebe reden
ließ die Schachtel schnell wieder verschwinden,
damit kein zufällig vorbeikommender Lehrer sie sah. »Also, kommst du mit?«
Jenny
zögerte. Falls die Sekretärin unten in der Eingangshalle sie beim Rausgehen
erwischte, würde sie totalen Terz machen und vielleicht sogar ihre
Klassenlehrerin oder ihre Eltern benachrichtigen. »Aber wie sollen wir... ?«
»Wir gehen einfach«, drängte Elise und zog an Jennys Hand. Sie rannte
die Treppe hinunter und zerrte Jenny hinter sich her. »Komm, komm, komm!«
Jenny
folgte ihr mit angehaltenem Atem nach unten und rannte quer durch die mit rotem
Teppich ausgelegte Eingangshalle auf den Ausgang zu. Trina, die Sekretärin,
telefonierte gerade lautstark über ihr Headset und sortierte gleichzeitig die
Tagespost. Sie bemerkte die beiden Neuntklässlerinnen gar nicht, die an ihr
vorbeihuschten, ohne sich auszutragen.
Blair saß
allein auf den Stufen eines Hauseingangs in der 94. Straße, der traditionellen
Raucherecke der älteren Constance-Billard-Schülerinnen, und zog angestrengt an
ihrer Merit Ultra Light, während sie im Geiste noch einmal die Fragen durchging,
deren Antworten sie sich seit Oktober für ihr Bewerbungsgespräch eingebläut
hatte. Bis zu ihrem Treffen mit Owen Wells blieben ihr nur noch zwei Tage, und
diesmal würde alles wie am Schnürchen laufen, so viel stand fest.
Erzählen
Sie mir von Ihren Interessen. Womit beschäftigen Sie sich außerhalb der Sehlde?
Also, ich
bin Vorsitzende des Clubs der Frankophilen und leite den Ausschuss für soziales
Engagement an unserer Schule. Außerdem bin ich seit neuestem Gruppenleiterin
und berate Neuntklässlerinnen in schwierigen Lebenslagen. Im Sommer spiele ich
täglich Tennis. Ich stehe in der nationalen Rangliste ziemlich weit oben. Im
Winter trainiere ich aber bloß ziveimal pro Woche. Sooft ich kann, arbeite ich
auch noch ehrenamtlich in einer Suppenküche. Außerdem organisiere ich jedes
Jahr ungefähr acht Wohltätigkeitsevents. Eigentlich wollten wir am kommenden
Sonntag einen Valentinsball machen, dessen Einnahmen der Organisation »Little
Hearts« zugute kommen sollte, die herzkranke Kinder unterstützt. Leider musste
der Ball abgesagt werden, weil er mit der Fashion Week zusammenfiel und wir
Angst hatten, dass niemand kommen würde. Aber ich habe alle, die a uf der
Gästeliste standen, schriftlich um eine Spende gebeten, und so kamen immerhin
fast dreihunderttausend Dollar zusammen. Spenden sammeln und Sponsoren
akquirieren ist eine meiner Stärken und ich toürde mich in dieser Hijisicht
gerne auch in Yale nützlich machen.
Blair
stellte sich vor, wie Owen Wells anerkennend die Augenbrauen hochziehen würde.
Also bitte, Yale konnte es sich gar nicht leisten, sie nicht zu nehmen. Sie war einfach erstklassig.
Eine
erstklassige Lügnerin, ja. Die Suppenküchenstory war von A bis Z erfunden, und
dass sie die Spendengelder für das Little-Hearts-Projekt zusammen mit sieben weiteren Mädchen gesammelt hatte, hatte sie mal eben so
unter den Tisch fallen lassen.
»Hey,
Blair!«
Serena kam
angeschlendert. Ihre schwarze Netzstrumpfhose hatte ein Loch am Knie und ihr
schimmerndes Blondhaar war zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt. Andere
Mädchen hätten in dem Aufzug ausgesehen wie die letzten Prollschlampen, aber
Serena konnte nichts verunstalten. Sie sah immer sagenhaft aus. Der Fahrer
eines vorbeifahrenden Taxis beugte sich aus dem Fenster, pfiff bewundernd und
drückte auf die Hupe. Aber Serena war an pfeifende und hupende Männer gewöhnt,
sie drehte sich noch nicht einmal um.
Sie stieg
die Treppe hinauf, setzte sich neben Blair und zog eine zerdrückte türkisblaue
Packung American Spirit aus der Tasche. Seit sie mit Aaron zusammen war,
rauchte sie nur noch American Spirit, weil sie angeblich völlig natürlich und
ohne künstliche Zusatzstoffe hergestellt wurden.
Hallo? Als
gäbe es einen Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Kohlenmonoxid.
Serena
steckte sich eine Zigarette an. »Der Schnitt ist ultracool«, sagte sie
bewundernd. »Echt. Wer hätte gedacht, dass du mit kurzen Haaren so geil
aussiehst?«
Blair
strich sich verlegen über den Kopf. Sie hatte das dumpfe Gefühl, eigentlich auf
Serena sauer sein zu müssen, wusste aber nicht mehr, wieso. Anscheinend war die
Frisur wirklich geil - wenn selbst Serena es sagte.
Schmeicheleien
wirken manchmal Wunder.
»Ich
überlege schon die ganze Zeit, was ich Aaron schenken könnte, um das mit
Harvard zu feiern. Hast du vielleicht
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