Last Date
Jansen, der noch immer telefonierte. „Dieter, wen hast du gerade dran?”
Jansen hielt das Telefon etwas zur Seite. „Die Spurensicherung.”
„ Sag ihnen, dass sie sich vorerst nur bereithalten sollen. Auf keinen Fall sollen sie sich hier in der Nähe des Hauses blicken lassen, bis wir Bescheid geben. Hast du schon den Krankenwagen bestellt?”
Jansen nickte ihm zu, während er ohne weitere Fragen mit dem Kollegen am anderen Ende die neue Situation besprach.
Berner ging zum Schlafzimmer und sah vorsichtig hinein. Die Beamtin hatte bereits alle Fesseln gelöst und Katharina im Sitzen die dünne Jacke ihrer Uniform angezogen, da Katharinas Kleidung nicht zu sehen war. Erst jetzt sah er an der verdrehten Haltung, dass ihr Unterschenkel gebrochen war. Das Bettlaken wies an allen vier Ecken Blutverfärbungen von Katharinas Fesselverletzungen auf.
Mit einer langsamen Handbewegung winkte Berner die Kollegin zu sich. „Wenn wir hier noch auf den Täter warten wollen, kann der Krankenwagen nicht vorfahren. Wie stabil ist sie?”
Die Polizistin überlegte kurz. Ihr war klar, dass Katharina schnellstens ins Krankenhaus musste, nicht nur aufgrund der Verletzung an Bein und Gelenken. Sie konnte nicht einschätzen , wie sehr Katharina noch unter Schock stand und wie weit sich das in den nächsten Minuten ändern würde. „Lassen Sie den Krankenwagen irgendwo in die Nähe kommen. Ich gebe Ihnen Bescheid wenn ich ihn brauche. Aber dann brauche ich ihn wirklich.”
Berner nickte und sah ihr zu, wie sie wieder zum Bett ging und sich leise mit ihr redend neben Katharina auf die Matratze setzte. Er ging wieder ins Wohnzimmer.
„Dieter, der Notarzt soll zwei Straßen weiter warten. Und geh bitte vom Fenster weg, ich will hier keinen als lebendige Zielscheibe rumlaufen sehen.”
Kassel
Mittwoch, 21:34 Uhr
Klick. Das Schloss des Garagentors war eingerastet. Er hatte nicht gedacht, dass er so lange brauchen würde , um die leere Kiste wieder in die Garage zu transportieren, aber nach einem kurzen Versuch die Abkürzung über die Wiese hinter dem Haus zu nehmen, bei dem das hoch liegende Gewicht der Kiste die Transportkarre bei der ersten Bodenwelle zum Kippen gebracht hatte, war ihm sofort klar geworden, dass er wieder den gleichen Weg zurück nehmen musste, den er auch einige Stunden zuvor mit der lebendigen Fracht in die andere Richtung genommen hatte. In der Garage hatte er sofort die Tasche an der Wand neben der Fahrertür liegen sehen. Mühselig die Kiste an seinem Wagen vorbei geschoben, hatte er letztendlich die Karre neben das kleine Regal in der hinteren Ecke platziert und die Garage mit seiner Umhängetasche in der Hand wieder verlassen.
Während er jetzt geradewegs über die Wiese zum Hintereingang des Gebäudes ging, hängte er sich die Tasche über seine Schulter und fasste hinein. Mit gezieltem Griff ertastete er sofort sein Rasiermesser, nahm es kurz heraus, sah es sich lächelnd an und steckte es wieder zurück. Mit den Gedanken war er bereits wieder in seinem Schlafzimmer und stellte sich vor, wie er es, in seiner Hand versteckt hineingeschmuggelt, unbemerkt zwischen Katharinas Oberschenkel legen würde. Sollte er auch nur einmal noch das Gefühl bekommen , ihr würden seine Berührungen Freude bereiten, käme ohne ein Zögern seinerseits die scharfe Klinge zum Einsatz, und er hätte sein Vergnügen daran zuzusehen, wie sie ihre Augen aufreißen würde, während der kalte Stahl die weiche Haut der Innenseiten ihrer Oberschenkel aufschlitzte. Abwechselnd, links, rechts, links, rechts, Zentimeter für Zentimeter. Auf jeden Fall würde er dann seinen Spaß bekommen und nicht sie .
Er ging die wenigen Stufen zum Nebeneingang des Mietshauses hinunter, durch die modrige Kellerluft hindurch zum Treppenhaus und wieder eine Etage nach oben. Ein paar Schritte vor seiner Wohnungstür nahm er wie immer seinen Schlüssel aus der Tasche und blieb nachdenklich stehen. Beim Anblick des Schlüssels kamen ihm einen Moment lang Zweifel auf, ob er das Garagentor abgeschlossen hatte. Er erinnerte sich aber kurz darauf an das Klicken des Schlosses und ging weiter zu seiner Wohnung. Er steckte den Schlüssel in das Schloss und entriegelte die Tür, wollte sie gerade aufschieben, als sein Blick gewohnheitsmäßig an den oberen Rand des Türrahmens ging. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Der fast durchsichtige Klebstreifen war zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt. Ohne einen Augenblick zu zögern, zog er die Tür die
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