Last Date
ließ.
Martin runzelte die Stirn, drehte seinen Kopf etwas nach links und zog gleichzeitig seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben. „Echt?“
„Ja !“ Guido rieb sich mit beiden Händen sein Gesicht. „Es tut mir leid Martin, ich hätte dir schon viel eher glauben sollen, aber es sprach irgendwie alles gegen dich. Wenn du es immer noch möchtest, dann verteidige ich dich.“
„Na klar. Womit fangen wir an?“ , antwortete Martin spontan.
Guido nahm die Unterlagen von seiner Tasche und legte sie vor sich auf den Tisch. „Also, nehmen wir mal an, dass du sie wirklich nicht getötet hast, dann können ja auch keine Spuren von dir in der Wohnung sein, stimmt doch so weit, oder?“
Martin beugte sich noch weiter zu seinem Anwalt nach vorn und sah ihn verärgert an. „Also, wenn du mir wirklich glaubst, dann nehmen wir nicht nur an, ich hätte sie nicht getötet, sondern ich habe sie nicht getötet, und es können nicht nur keine Spuren von mir in ihrer Wohnung sein …“
Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und wurde immer lauter. „… sondern es sind keine Spuren von mir in ihrer verdammten Wohnung. Kapiert?“
Guido nickte einsichtig.
„Ja, natürlich. Tut mir leid. Pass auf, wir machen jetzt hier Schluss , und ich kümmere mich um die noch fehlenden Unterlagen. Aber ich muss dir noch etwas zeigen, dass du wissen solltest. Falls dich von den Beamten jemand darauf ansprechen sollte, dann bist du darauf vorbereitet.“
Er schob seinem Mandanten einen zweiseitigen Bericht hinüber.
„Bianca Lange ist während der ersten Phase der Schnitte, also bei vollem Bewusstsein, mindestens einmal vergewaltigt worden. Der Täter hat ein handelsübliches Kondom benutzt und weder beim Geschlechtsakt, als auch sonst in der Wohnung, keinerlei verwertbare Spuren hinterlassen. Selbst die Wohnungstür ist unversehrt. Sie muss ihn also hineingebeten haben, oder er ist mit ihr zusammen hereingekommen und hatte sie eventuell schon vorher in seiner Gewalt.“
Martins Augen wurden feucht . Eine Träne rollte an seiner linken Wange herunter, um anschließend knapp neben dem Bericht auf dem Tisch aufzuschlagen. Er wischte sich mit dem Ärmel die restliche Feuchtigkeit aus seinem Gesicht und schob den Bericht wieder zu Guido zurück, der bereits aufgestanden war. „Bevor du gehst, hätte ich noch eine Bitte an dich.“
„Schieß los.“
Jetzt lag ein unsicheres Zittern in Martins Stimme. „Sag Susanne bitte, dass ich sie liebe, und dass du an meine Unschuld glaubst. Kannst du das für mich tun? Sie geht nicht ans Telefon. Ich möchte so gern mit ihr sprechen und mich entschuldigen …“
Guido war um den Tisch herumgekommen und legte seinen Arm um Martins Schulter. „Natürlich mache ich das. Gib ihr noch ein wenig Zeit. Ich rufe sie noch heute Abend an und spreche mit ihr. Es kommt alles wieder in Ordnung, du wirst sehen.“
Martin stand auf, gab Guido die Hand und sah ihm dankbar in die Augen , während er langsam nickte. „Ich hoffe es.“
Fulda
Mittwoch, 20:10 Uhr
Einen Pullover über den linken Arm gelegt , stand Christoph in der Tür seiner Wohnung und sah noch einmal hinein. Nachdem er heute Morgen als erstes nach dem Aufstehen Shanayas Nachricht gelesen hatte, war er, aufgeregt wie lange nicht mehr, über eine Stunde damit beschäftigt gewesen, seine zwei Zimmer und das Bad aufzuräumen, Staub zu saugen und zu wischen, bevor er dann zur Arbeit gegangen war. Sollte Shanaya nachher noch auf einen Kaffee oder etwas anderes zu ihm mit nach Hause kommen wollen, würde sie seiner Meinung nach sicherlich einen guten Eindruck von seiner Sauberkeit und Ordnung haben. Die von ihm zuvor ausgedruckte Liste mit den zehn wichtigsten Punkten, die man beachten sollte, wenn man weiblichen Besuch mit zu sich nach Hause nimmt, hatte er gleich heute Morgen wieder in seiner Schreibtischschublade verschwinden lassen. Wie in ihrer letzten Mail geschrieben, würden sie sich in etwa zwanzig Minuten in Fulda vor der Pizzeria in der Fußgängerzone treffen. Es blieb ihm also genügend Zeit, in Ruhe auf dem Weg noch eine Zigarette zu rauchen, kurz in der Pizzeria schon mal nach einem guten Platz Ausschau zu halten und diesen zu reservieren. Er zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloss und verließ das Haus Richtung Fußgängerzone.
Zur gleichen Zeit, im etwa sechzehn Kilometer entfernten Hünfeld
Niemand aus dem Haus hatte bemerkt, dass er die vergangenen zwei Stunden auf der Treppe zum
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