Last Date
überlassen hatte. Bei dem Gedanken, ob er in einer vergleichbaren Situation genauso selbstlos gehandelt hätte, kamen ihm Zweifel auf. Er begründete es für sich damit, dass es eine vergleichbare Situation noch nicht gegeben hatte, wusste aber, dass er für beide Freunde in Zukunft alles in seiner Macht stehende tun würde, wenn sie Hilfe brauchten.
Er sah nach unten, schaltete seinen i Pod Touch ein, öffnete eine neu angelegte Kontaktliste und nahm die beiden Adressen der Tatverdächtigen darin auf.
Wenige Minuten später war er bereits auf der Autobahn und fuhr in gemäßigtem Tempo Richtung Göttingen.
Göttingen
Sonntag, 09:58 Uhr
Das Pfeifen wurde immer lauter. Susanne nahm den Teekessel vom Kochfeld und goss ihrer Freundin und sich selbst einen Tee auf. Sie ging mit den beiden Tassen zurück zur Couch und wollte sich gerade wieder hinsetzen, als es an der Tür klingelte. Susanne sah erst auf die Wanduhr und dann ihre Freundin fragend an, ging aber zur Tür um diese zu öffnen. Vor ihr stand ein gut aussehender Mann in Jeans und Lederjacke gekleidet. Hinter ihm sah sie am Straßenrand ein schwarzes Motorrad stehen.
„Sie wünschen?“ , fragte sie zögernd.
„ Sind sie Frau Becker?“
Susanne antwortete nur mit einem kurzen Nicken.
„ Könnte ich kurz mit ihrem Mann sprechen?“
„Nein !“ entgegnete sie knapp.
Adrian hatte sich nicht weiter auf das Gespräch vorbereitet, da ihm klar war, dass alles davon abhing , wie glaubhaft er rüber kam. „Es wäre sehr wichtig für mich mit ihm zu sprechen. Oder ist er noch gar nicht zu Hause?“
Susanne überlegte die Tür einfach zu schließen, wollte aber zuerst in Erfahrung bringen, was der Fremde mit Martin zu tun hatte. Sie drehte sich um und winkte Maria zu sich, die sofort vom Sofa aufstand und zu ihr herüber kam. Deutlich sicherer blieb sie jetzt in der halb offenen Tür stehen, ohne den Mann hereinzubitten. „Wer sind Sie, und was wollen Sie von meinem Mann?“
Adrian spürte Aggressivität in ihrer Stimme und ging einen kleinen Schritt zurück, um nicht aufdringlich zu wirken. „Entschuldigen Sie. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Adrian Richter. Ich glaube, ich habe ein ähnliches Problem, wie Ihr Mann anfangs der Woche gehabt hat und hatte gehofft, dass er mir mit ein paar Informationen weiter helfen könnte.“
Susanne wurde sichtlich nervös. „Wenn Sie meinen, so viel über unsere Probleme zu wissen, wie kommen Sie dann darauf, dass ich auch nur das geringste Interesse daran hätte, mir auch noch Ihre anzuhören?“
„Weil, so weit ich weiß, der richtige Täter noch immer nicht gefasst wurde.“
Susanne dachte an ihre Kinder, die oben in ihren Zimmern spielten und darauf warteten, dass sie zum Frühstücken herunter gerufen wurden und bekam ein ungutes Gefühl, da Adrian eine ganze Menge über sie und Martin zu wissen schien, sie ihn aber zuvor noch nie gesehen hatte. „Wissen Sie was? Wenn Sie Hilfe brauchen, dann gehen Sie doch zur Polizei.“
Sie ging einen Schritt zurück und schloss ruckartig die Tür. Sie hörte gerade noch, wie er ihr antwortete, dass er dies nicht tun könne, verriegelte aber mit dem noch steckenden Schlüssel von innen die Eingangstür und drehte sich zu ihrer Freundin um.
Marie sah sie mit erhobenen Händen an. „Und was ist, wenn er die Wahrheit sagt?“
Susannes Augen glänzten feucht. „Und was ist, wenn er der Mörder ist?
„Na ich finde nicht , dass er gefährlich aussieht.“
Susanne drehte sich wieder um und sah durch die kleine, in die Tür eingearbeitete Glasscheibe hinaus zu Adrian, der bereits wieder zu seinem Motorrad gegangen war und gerade seinen Helm wieder aufsetzte. „Sieh ihn dir doch mal an: Motorradfahrer, Lederjacke, lange Haare.“
Marie lächelte ein wenig verlegen. „Mein Mann fährt auch Motorrad und hat dabei fast immer eine Lederjacke an. Trotzdem schafft er es noch nicht einmal einen Zeitungsaboverkäufer wegzuschicken, die zu einem an die Tür kommen. Und ob du es mir glaubst oder nicht, jemanden umbringen kann er schon gar nicht.“
Susanne zögerte noch kurz, schloss aber wieder auf und öffnete die Eingangstür.
Adrian wollte gerade den Motor starten, als er Susanne winken sah. Er sah zwar, dass sie mit ihm sprach, konnte sie aber nicht verstehen. Er blieb auf seiner Maschine sitzen und zog seinen Helm wieder ab. „Entschuldigen Sie, können Sie das noch mal wiederholen, durch den Helm habe ich Sie nur undeutlich hören
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