Last Date
selbst noch einmal durch. Als er bei der Adresse angelangt war und die 134 las, sah er Leon verdutzt an.
„Ich schwöre dir, hier stand 129. Du weißt , dass ich so etwas nicht vergesse, genau wie eine Uhrzeit.“
„Ja, seltsam ist das schon“, antwortete Leon, während er die Nachricht noch einmal las.
Adrian achtete nicht weiter auf ihn, sondern sprach einfach weiter: „Du Leon. Hier stimmt was nicht. Ich glaube schon fast, irgendein Spinner will mich da absichtlich in etwas reinziehen, auf das ich überhaupt keinen Bock habe. Mir platzt der Kopf. Ich muss erst mal untertauchen. Nachdenken.“
Leon kannte Adrian gut genug , um zu wissen, dass er gar nicht versuchen brauchte, ihn umzustimmen, war aber trotzdem besorgt um ihn. „Wo willst du denn hin? Die Polizei wird dein Kennzeichen haben und mit Hochdruck nach dir fahnden.“
Adrian sah zu Leons Maschine. „Gibst du mir für ein paar Tage dein Nummernschild und etwas Geld. Sollte irgendwas sein, habe ich es natürlich gestohlen.“
Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern holte Leon einen Schraubendreher aus seiner Werkzeugkiste, gab ihn Adrian und verließ die Garage. Adrian schraubte Leons Nummernschild an die Halterung seiner Ducati und legte sein eigenes mit der Schrift nach unten auf ein paar Winterreifen, die zu einer Säule aufgetürmt in der Ecke lagen. Als er fertig war, kam Leon wieder herein und gab ihm einen Umschlag. „Hier, unsere gemeinsame Urlaubskasse. Ungefähr 1200,- Euro.“
Adrian drückte seinen Freund an sich und klopfte ihm auf den Rücken.
„Danke .“
Leon nickte nur kurz mit zusammengepressten Lippen. Als Adrian wenige Minuten später abfahrbereit seine Maschine anließ, fasste Leon ihn noch einmal am Arm und hielt ihm sein Mobiltelefon hin. „Hier nimm mein Handy. Schmeiß deins weg, falls die es wirklich orten sollten. Aber versprich mir, mich auf dem Laufenden zu halten.“
Adrian steckte es in seine Jackentasche und nickte seinem Freund noch einmal zu.
Dann heulte der Motor auf und Leon sah ihn aus seiner Einfahrt heraus die Straße entlang rasen. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als eine Hand ihn an seiner linken Schulter berührte. Erschrocken drehte er sich um und sah Jana schräg hinter sich stehen.
Sie sah ihn besorgt an. „Meinst du, es ist richtig, dass er nicht zur Polizei geht?“
„Ich weiß es nicht. Komm, wir gehen rüber und ich erzähl dir alles. Außerdem muss ich Joachim noch anrufen. Ich weiß gar nicht , wie ich ihm die Situation erklären soll.“
Leon legte eine Hand um Janas Taille und ging mit ihr den schmalen Weg zwischen Garage und Haus hinüber zur Terrasse.
Kassel
Sonntag , 09:03 Uhr
Piep-piep ..... .....Piep-piep.
Adrian nahm Leons Handy in die linke Hand und sah sich die hereingekommene SMS an.
Er hatte in einem Hotel in Baunatal übernachtet, war früh aufgestanden und über Wilhelmshöhe wieder nach Kassel gefahren. Bei McDonalds hatte er sich Frühstück geholt und sich zum Essen auf dem dazugehörigen Parkplatz in die morgendliche Sonne auf sein Motorrad gesetzt. Nur noch den Pappbecher mit Cappuccino in der Hand, hatte er dann um 08:30 Uhr Leon angerufen, um ihm von seiner fast schlaflosen Nacht zu erzählen und nach Neuigkeiten zu fragen, da er wusste, dass dieser gestern Abend noch mal mit Joachim sprechen wollte. Leon hatte ihm von den beiden anderen Mordfällen in Göttingen und Fulda berichtet und ihm mitgeteilt, dass man zwar in beiden Fällen Tatverdächtige festgenommen hatte, diese wohl aber wieder freilassen würde, oder schon freigelassen hatte, und Adrian auch in diesen Fällen als Hauptverdächtigter galt. Auf Adrians Bitte hin, hatte Leon ihm versprochen, schnellstmöglich die Adressen der beiden Festgenommenen zu besorgen.
Mit einem freudlosen Lächeln las Adrian die Nachricht. Ihm wurde bewusst, wie ernst Leon und auch Joachim ihre Freundschaft nahmen, und wie gut dieses Gefühl war, sich auf jemanden verlassen zu können, egal, wann und wo man in einer schwierigen Situation steckte. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, in welche persönlichen Konflikte Joachim sich verstrickte und welches Risiko er beruflich einging, wenn er sich zwar alle einzelnen Daten aus der Akte suchte, aber seinem Vorgesetzten nicht verriet, dass er mit dem zur Fahndung ausgeschriebenen Hauptverdächtigen in Telefonkontakt stand. Adrian musste ebenfalls an Leon denken, wie er ihm, ohne auch nur den geringsten Augenblick zu zögern, sein Nummernschild und das Geld
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