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Last Date

Last Date

Titel: Last Date Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Andreas Siebert
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hören konnte. „Hau ab Kleiner!”
    Der Junge bekam riesige Augen und fing prustend an zu lachen , als er ihn erneut mit einigen Spritzern getroffen hatte. Dann rannte er wieder, unbeholfen, wie es sich für einen Zwei- bis Dreijährigen gehörte, durch die aufgeschobene Terrassentür ins Innere des Cafés.
     
    Er nahm seine Geldscheinklammer aus der Hosentasche und zog einen Fünfeuroschein heraus, den er seitlich unter den kleinen Stein auf der silberfarbigen Schale zu der Rechnung legte. Die zuvor auf dem Bistrotisch verteilten Unterlagen in eine extra dafür vorgesehene Ledermappe gesteckt, stand er auf und verließ das Café Richtung Arztpraxis.
     
    Drei Minuten später stand er im Eingangsbereich der Praxis und wartete darauf, dass die junge Frau mit den rotbraunen Haaren die zwei an der Anmeldung befindlichen Patientinnen in das Wartezimmer schickte. Er beobachtete Anja aus dem Augenwinkel. Bei jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, bewegten sich ihre Pobacken so herrlich in der knallengen Hose, durch deren hauchdünnen Stoff sogar ihre sommerliche Bräune durchschien. Wenn sie wieder auf ihn zukam, musste er sich zwingen, nicht andauernd auf ihre Brüste zu sehen, bei deren Anblick er sofort an ihre bei triffmich.net eingestellten Bilder denken musste.
    Auf dem Namenschild an ihrem weißen T-Shirt stand in blauer Schrift Frau A. Kugel . Alles stimmte. Ihr Name, die Anschrift der Arztpraxis, ja sogar ihr Beruf. Er war sicher, dass auch ihre Arbeitszeit tatsächlich um 18:00 Uhr endete. Er lenkte sich ein wenig damit ab, die Bilder an den Wänden anzusehen und die steril riechende Luft einzuatmen. Ihm kam wieder in den Sinn, wie leichtsinnig die Leute mit ihren Daten umgingen.
    Ihre ruhige und angenehme Stimme passte zu ihrer Erscheinung. Hätte er nicht zuvor ihre Bilder in den E-Mails an Frank gesehen, hätte er Anja vermutlich als naiv, unschuldig, ja vielleicht sogar prüde eingeschätzt.
    Jetzt sah sie endlich zu ihm auf. „So, entschuldigen Sie die Wartezeit. Wie kann ich Ihnen helfen?”
    Hatte er richtig gehört? Sie entschuldigte sich bei ihm, dass er nicht sofort drangekommen war. Er hatte das Wort unglaublich vor seinem geistigen Auge. Musste man doch normalerweise beim Arzt immer sehr lange warten. Und wehe man beschwerte sich darüber, dann lag es gut im Bereich des Möglichen, dass man vor den anderen Patienten richtig niedergemacht wurde. Ihm fielen Sätze ein wie: Wenn ihnen das nicht passt, dann gehen sie doch zu einem anderen Arzt . Oder: Bei uns geht es immer der Reihe nach, sie hätten halt eher hier sein müssen . Als wäre er auch nur ein einziges Mal unpünktlich bei seinem Augenarzt gewesen. Aber jetzt stand er nicht als Patient vor dieser jungen Frau, die auch in natura seine Schwester hätte sein können, sondern als ein Beauftragter der Gemeindeverwaltung. Einen winzigen Augenblick dachte er darüber nach, wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihre Frage ehrlich beantworte. - Wie kann ich Ihnen helfen? - Ja dann mal los, knie dich schon mal hin, ich hole ihn für dich raus. Und schrei nicht so laut wenn ich dich nebenbei ein bisschen aufschlitze. „Also, wie ich eben schon kurz erwähnt habe, komme ich von der Gemeindeverwaltung und muss für die Verkehrsplanung einige Daten zusammentragen, die uns Aufschluss über die Verkehrsdichte im Innenstadtbereich geben.”
    Er drehte seine Unterlagen, auf denen er zuvor bereits ein paar fingierte Daten eingetragen hatte, zu ihr hin. Er sah ihr direkt in ihre Augen, die, wie immer , wenn er mit jemanden in kurzer Distanz gegenüberstand, zwischen seinem Gesunden und dem Künstlichen unsicher hin und her wanderten. Er hatte sich daran gewöhnt.
    „ Wie Sie hier sehen ... Frau Kugel, benötige ich lediglich die Anzahl der Mitarbeiterfahrzeuge und ihre jeweiligen Arbeitszeiten.”
    Noch halb in Gedanken , was er mit ihr anstellen wollte, hätte er sie beinahe mit ihrem Vornamen angesprochen und ermahnte sich innerlich zur Konzentration. Anja rief eine Kollegin zu sich herüber und besprach sich kurz mit ihr. Im Anschluss trug sie die von ihm gewünschten Daten ein und schob ihm den Ordner wieder zurück. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?”
    Er spürte , wie seine Kaumuskulatur zu arbeiten anfing. Ein kurzes, er hoffte nicht allzu lautes Schnaufen entwich ihm, und eine leichte Gänsehaut kroch ihm den Rücken hoch. Ja natürlich kannst du das. Zieh deine verdammt enge Hose aus und beug dich vorwärts über den Kopierer.

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