Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Erinnerung manipuliert hat. Sie ist unbega… magisch benachteiligt?«
»Das ist sie.« Karla runzelte die Stirn. »Aus welchem Grund sollte jemand zwei Morde simulieren?«
»Es hat keine Morde gegeben, Magistra. Nur zwei simple Einbrüche, die allein dadurch interessant werden, dass es keinerlei Spuren gibt.«
»Und warum hat der Schwarze Zweig dann Kenntnis von den Morden?«
»Der Schwarze Zweig hat einen Scheißdreck!«, fuhr Korngold auf. Er beugte sich vor und griff nach dem Telefon. Während er auf den Anschluss wartete, fuhr er fort: »Wissen Sie, was die betroffenen Versicherungsgesellschaften uns erzählen werden, wenn wir nicht sehr bald wenigstens einen Teil des Diebesgutes wieder auftreiben?«
Er hob die Hand, als Karla antworten wollte, und sprach in den Hörer: »Ja. Korngold hier. Kann ich mit Großinquisitor Loyal sprechen? Danke, ich warte.«
Er drehte seinen Schreibtischsessel zum Fenster, und Karla betrachtete seinen Hinterkopf. Der Großinquisitor. Korngolds Amtskollege von der Zentralen Magischen Aufklärung. Ein harmlos aussehender Höllenhund.
Ihre Gedanken wurden von Korngolds Stimme unterbrochen. »Fred, ich muss mit dir reden. Es geht um den Bücherraub.«
Korngold lauschte eine Weile ungeduldig und fiel dem anderen dann ins Wort: »Ja, ich weiß. Fred, halt mal einen Moment die Luft an! Meine Ermittlerin kommt mit einer ungeheuerlichen Behauptung zu mir, und ich will herausfinden, was da los ist. Hör zu.« Er schilderte kurz, was Karla ihm gerade berichtet hatte. Dann hörte er zu. Er hatte sich wieder zum Schreibtisch gedreht, und sein Blick flog immer wieder zu einem blau leuchtenden Knopf am Telefon, der rhythmisch flackerte, während der Großinquisitor sprach.
»Danke«, sagte Korngold schließlich. »Das ist es auch, was ich meiner Ermittlerin gesagt habe. Nein, euer Mann hat diese Information angeschleppt. Ich weiß ja nicht, wie du ihn einschätzt …« Wieder lauschte er, schüttelte sacht den Kopf. Grinste. Schnalzte mit der Zunge. Gab kleine, amüsierte Laute von sich. »Doch, das ist sehr interessant«, sagte er schließlich. »Gut. Danke, dass du mich informiert hast. Wir sprechen später noch … ja, ich melde mich. Bis dann, Fred.« Er legte auf und gluckste. Seine Laune schien sich während des Gespräches gravierend verbessert zu haben. »Van Zomeren«, sagte er und nahm ein Pfefferminzbonbon aus einer Schale auf dem Tisch, »Ihr neuer Kollege hat Sie an der Nase herumgeführt, wie es scheint.«
Karla schüttelte den Kopf. »Das denke ich nicht. Die Kuratorin hat den Toten gesehen.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen oder der Dunkelmagier?« Korngold schob das Bonbon von der einen Backe in die andere.
»Wir beide.« Karla zögerte. Eigentlich stimmte das nicht. Das Gespräch hatte Raoul geführt, sie hatte nur zugehört und gelegentlich eine Zwischenfrage gestellt.
Korngold sah den Zweifel in ihrer Miene und nickte nachdrücklich. »Sehen Sie? Er hat sie beeinflusst.«
Das hatte Brad allerdings. Karla wurde unsicher. »Wieso gehen Sie davon aus, dass der Großinquisitor die Wahrheit sagt?«
Korngold deutete auf das blaue Lämpchen, das jetzt erloschen war. »Wir haben gegenseitige Vorsichtsmaßnahmen getroffen«, erklärte er. »Wenn einer von uns lügt, können wir das erkennen. MLD. Magischer Lügendetektor.«
Karla starrte das Lämpchen fasziniert an. »Ich dachte, die funktionieren nicht?«
Korngold zerbiss genüsslich das Bonbon. »Nicht für offizielle Zwecke. Das kriegen wir bei Gericht nicht durch. Aber inoffiziell – doch. Das funktioniert sehr gut. Genauso wie der Abhörschirm gegen dieses herumschnüffelnde Daimonenpack.«
Das Geräusch des zwischen seinen Zähnen zersplitternden Bonbons endete nach einem knirschenden Crescendo. Korngold spülte einen Schluck Kaffee hinterher, fuhr mit der Zunge über seine Zähne und sagte: »Also, van Zomeren, das mit den Morden ist purer Unsinn. Gehen Sie professioneller an die Sache heran, wenn ich bitten darf. Die Untersuchungsberichte sind Ihr Arbeitsmaterial.« Er musterte sie nicht unfreundlich. »Was wollten Sie noch von mir?«
Karla sortierte ihre Gedanken. »Der Sammler«, sagte sie schließlich. »Felsenstein. Können Sie mir einen Termin bei ihm besorgen?«
Korngold warf einen schnellen Blick auf die Unterlagen. »Oh«, sagte er. »DER Felsenstein.« Er trommelte nachdenklich mit den Fingern auf die Schreibunterlage. »Ich werde es versuchen«, sagte er dann. »Sonst noch etwas?« Karla verneinte
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